Schweißen im Schiffbau
Interview mit Dipl.-Kaufmann Stefan Säuberlich, Geschäftsführender Gesellschafter der Ingenieurtechnik und Maschinenbau GmbH
Wirtschaftsforum: Herr Säuberlich, würden Sie uns einen kurzen Überblick über Ihr Unternehmen geben?
Stefan Säuberlich: Die IMG entstand 1990 durch eine Ausgründung der Abteilung Rationalisierungsmittelbau des Schiffbaukombinats der DDR. Wir sind hauptsächlich im Bereich der Herstellung von Paneelen tätig, die in mehreren Stationen des Schiffbaus benötigt werden, außerdem in der Herstellung von Transportequipment und Handlingssysteme.
In den letzten etwa 15 Jahren haben wir Qualität und Quantität erhöht, indem wir mit dem Laserhybridschweißen mehrere Schweißverfahren zusammengebracht haben. 2005 haben wir die erste Laserhybridanlage aufgebaut; heute sind wir die Nummer 1 im Markt und bestreiten große Projekte in China.
Wir konstruieren und bauen aber nicht nur Anlagentechnik, sondern haben auch eine eigene Planungsabteilung. Sie erstellt für neu entstehende oder in der Umstrukturierung befindliche Werften Studien darüber, wie ihre Prozesse aussehen sollten. Wir als IMG gewinnen dadurch viele neue Kontakte und werden später meist auch bei den Vergaben berücksichtigt.
Wirtschaftsforum: Ist der ganze Betrieb in Rostock konzentriert?
Stefan Säuberlich: Ja, hier beschäftigen wir rund 130 Mitarbeiter. Wir machen aber unser Geschäft fast ausschließlich im außereuropäischen Ausland. Nachdem uns Russland aufgrund der Sanktionen weggebrochen ist, ist unser größter Markt China, wo wir auch zwei Mitarbeiter haben, gefolgt von den USA. China hat sich innerhalb von 15 Jahren zur Schiffbaunation Nummer 1 entwickelt, und der Markt wächst dort enorm. Jetzt investieren chinesische Werften massiv in Technologien, die eine schnellere Produktion bei höherer Qualität erlauben. Hier kommt unser Laserhybridverfahren ins Spiel, bei dem sich Investitionen schon nach etwa zwei Jahren amortisieren, da 85% der Nacharbeiten entfallen. Neben uns gibt es nur noch ein Unternehmen, das dieses Verfahren als Generalunternehmer anbietet. Derzeit rüsten wir die chinesische Werft aus, die als erste Kreuzfahrtschiffe bauen will.
Wirtschaftsforum: Welche Impulse möchten Sie Ihrem Unternehme noch geben?
Stefan Säuberlich: Mein Ziel ist, das Unternehmen etwas zu lösen von der großen Schiffbauabhängigkeit, etwa indem wir unsere Stahlbauexpertise im Baubereich und Brückenbau einsetzen. Einen zukünftigen Markt und mögliches zweites großes Standbein für uns sehe ich im Offshore-Windbereich; damit beschäftigen wir uns gerade. Unsere Kompetenz liegt darin, mit qualitativ nicht ganz einwandfreien Blechen und Profilen eine Serienproduktion zu realisieren. Mögliche Märkte könnten daher zum Beispiel der Auflieger- und der Waggonbau sein, die ähnlich hohe Anforderungen an die Schweißtechnik stellen.
Wirtschaftsforum: Wie stellt sich die Branche heute dar, auch in Anbetracht der Corona-Pandemie?
Stefan Säuberlich: Interessanterweise nutzen viele Werften in Asien diese Zeit dafür, sich über ihre Aufstellung Gedanken zu machen. Damit hatte ich nicht gerechnet. Für uns hat das eine hohe Vertriebstätigkeit zur Folge, und wir rechnen mit neuen Abschlüssen. Ich denke, dass gerade die zweite Welle an Neu- und Reinvestitionen stattfindet. Wirtschaftsforum: Leiden Sie auch unter dem Fachkräftemangel? Stefan Säuberlich: Der ist ein großes Problem. Für die Gewinnung von Fachkräften sind wir am falschen Standort. Wir bilden viel selbst aus und arbeiten dabei mit Universitäten zusammen. Bei uns ist nicht der einzelne Spezialist gefragt. Wir kommen nur weiter, wenn wir im Team zusammenarbeiten.
Wirtschaftsforum: Gibt es einen Gedanken, der Sie besonders antreibt?
Stefan Säuberlich: Ich bin seit 2013 bei der IMG. Vorher war ich Finanzgeschäftsführer bei den beiden Werften in Wismar und Warnemünde und anschließend als Sanierer in der Photovoltaikbranche tätig. Überall musste ich erfahren, welche Konsequenzen es hat, wenn ein Gesellschafter seine Zusagen nicht einhält. Deshalb wollte ich nur noch selbstständig arbeiten. Ich möchte die IMG nun auf die nächste Stufe führen und sicher für die Zukunft aufstellen, indem ich neue Märkte erschließe.