Die Mover und Shaker in der Biotechnologie

Interview mit Dr. Susanne Braum, Geschäftsführerin Deutschland der INFORS GmbH

Wirtschaftsforum: Frau Dr.Braum, Ihr Unternehmen hat seine Mission einmal mit dem Satz ‘Wir bringen Leben in Ihr Labor’ umschrieben. Wie genau soll Ihnen das gelingen?

Dr. Susanne Braum: Es gibt nur wenige andere Firmen, die ein so breites Portfolio an Tischschüttlern und Bioreaktoren anbieten, das von Inkubationsschüttlern bis hin zu Pilotreaktoren reicht und unterschiedliche Fassungsvermögen von wenigen Millilitern bis hin zu 1.000 l umfasst – schon das ist ein Alleinstellungsmerkmal von INFORS. Der Einsatzzweck unseres Equipments besteht dabei in der Anzucht von Mikroorganismen, die in einer Nährlösung wachsen sollen. Um die konsequente Versorgung der Zellen mit den benötigten Nährstoffen und Gasen zu gewährleisten, müssen die Reaktionsgefäße ständig in Bewegung gehalten werden, was bei unseren Shakern durch den namensgebenden Schüttelvorgang und bei unseren Bioreaktoren durch ein entsprechendes Rührwerk im Inneren bewirkt wird.

Wirtschaftsforum: In welchem Anwendungszusammenhang kommen Ihre Produkte zum Einsatz?

Dr. Susanne Braum: Eine Vielzahl unserer Abnehmer stammt aus der Biopharma- und Biotechnologiebranche, etwa in Form von Contract Development and Manufacturing Organizations. Ferner zählen viele Forschungsinstitute zu unserem Kundenkreis, darunter auch besonders namhafte Einrichtungen wie das Fraunhofer- und das Helmholtz- Institut, ebenso wie akademische Bildungseinrichtungen und berufspraktische Kollegs, in denen das technische Personal für Biotechnologielaboratorien ausgebildet wird. Einen besonderen Nachfrageschub haben wir in den letzten beiden Jahren natürlich bei Kunden erlebt, die sich in der Produktion von Impfstoffen engagieren, was nicht zuletzt angesichts der vielen elektronischen Komponenten, die in unseren Geräten verbaut sind, auch unsere Procurement-Abteilung vor neue Herausforderungen gestellt hat.

Wirtschaftsforum: Hat sich die Pandemie auch in anderen Belangen auf Ihren Unternehmensalltag ausgewirkt?

Dr. Susanne Braum: Neben der offensichtlichen Beschaffungsproblematik mussten wir auch die Interaktion mit unseren Kunden fundamental umstellen. Denn durch die Pandemie haben viele Firmen und Institute den Zugang zu ihren Laboren viel stärker beschränkt als zuvor. Im Rahmen unserer umfangreichen Beratungsleistungen, die bei der Entwicklung unserer kundenspezifischen Lösungen eine fundamentale Rolle spielen, ist die persönliche Interaktion mit dem Labor- und Forschungspersonal aber von zentraler Bedeutung – und die findet im Idealfall eben am Realobjekt, also an den tatsächlichen Geräten in der individuellen Laborumgebung unserer Kunden statt. An die digitale Interaktion mussten sich beide Parteien erst einmal gewöhnen, um auch auf diesem Wege gleichermaßen effiziente Lösungen entwickeln zu können.

Wirtschaftsforum: Sie haben Ihre Tätigkeit bei INFORS Anfang des Jahres aufgenommen. Was hat Sie persönlich zu diesem Schritt bewogen?

Dr. Susanne Braum: Geräte und Technologien im Labor- und Life Science-Bereich haben mich schon meine gesamte berufliche Laufbahn über begleitet und meine Faszination für dieses Themenspektrum ist weiterhin ungebrochen. An INFORS hat mich dabei vor allem der Umstand gereizt, dass das Unternehmen seit seiner Gründung im Jahre 1965 familiengeführt ist und bis heute den Spirit seines Gründers Alexander Hawrylenko lebt. Mich beeindruckt, mit welcher Leidenschaft und Akribie die Weiterentwicklung unserer Produkte vorangetrieben wird und dass unser Wertegerüst nicht aus säuberlich ausformulierten Grundsätzen besteht, die auf dem Schwarzen Brett aushängen, sondern wirklich im Alltag gelebt wird.

Wirtschaftsforum: Dieses Ziel haben viele Unternehmen – wie gelingt es INFORS, dies auch umzusetzen?

Dr. Susanne Braum: Trotz aller fundamentalen technologischen Veränderungen in den fast 60 Jahren unserer Unternehmensgeschichte hatte das zentrale Credo von Alexander Hawrylenko, das auch in seiner Biografie begründet ist, immer Bestand: „Wir sind überzeugt, dass man alles besser machen kann.“ Er selbst ist Ingenieur und hatte bei der Gründung von INFORS keinen besonderen Background im Bereich Mikrobiologie. Aber er war überzeugt, mit seinem Know-how aus dem Maschinenbau einen wichtigen Beitrag zum Laboralltag leisten zu können und hat gemeinsam mit seinen Kunden entsprechende Lösungen erarbeitet und implementiert. Von Anfang an stand dabei die beständige, iterative Verbesserung im Zentrum seines Ansatzes, und darin liegt bis heute die DNA unseres Unternehmens begründet. Mittlerweile ist Herr Hawrylenko 90 Jahre alt und bei internen Unternehmensveranstaltungen weiterhin für jede Frage offen. Das schafft Nähe und Vertrauen – und sorgt dafür, dass sein Spirit wirklich jeden im Unternehmen erfasst.

Tags
Nach themenverwandten Beiträgen filtern

Mehr zum Thema Gesundheit, Medizin & Pharma

Wie die Gesundheitsversorgung aussehen kann

Interview mit Prof. Dr. Christian Schmidt, CEO der LifeLink Medical GmbH

Wie die Gesundheitsversorgung aussehen kann

Die LifeLink Medical GmbH hat sich in kurzer Zeit als führender Anbieter im Bereich der Diagnostik etabliert und setzt auf innovative Modelle, um die ambulante Patientenversorgung zu revolutionieren. CEO Prof.…

Eine beliebte Marke wird fit für die Zukunft gemacht

Interview mit Marco Künzel, Geschäftsleiter der Dentinox® Gesellschaft für pharmazeutische Präparate Lenk & Schuppan KG

Eine beliebte Marke wird fit für die Zukunft gemacht

Mit über 70 Jahren Unternehmensgeschichte hat die Dentinox® Gesellschaft für pharmazeutische Präparate Lenk & Schuppan KG eine starke Markenidentität aufgebaut, die nun modernisiert werden soll. Bekannt für sein marktführendes Zahnungsgel,…

Kommunikation als Schlüssel für Herausforderungen

Interview mit Johannes Buzási, CEO der PEIX Health GmbH

Kommunikation als Schlüssel für Herausforderungen

„Kommunikation ist immer ein Schlüssel für Herausforderungen und für gesellschaftliche Akzeptanz,“ sagt Johannes Buzási, CEO der Berliner Agentur PEIX Health GmbH. Die Berliner Agentur ist auf den Gesundheitsmarkt spezialisiert. Im…

Spannendes aus der Region Landkreis Dachau

Ein Nischenkönig in Familienhand

Interview mit Ann-Dorothée Büsche, Geschäftsführerin der semiQuarz GmbH

Ein Nischenkönig in Familienhand

Vielfach verbaut und für etliche Branchen unerlässlich: Das ist Quarzglas. Dank seiner chemischen Festigkeit und hohen Umwandlungstemperatur findet Quarzglas in der ein oder anderen Form integriert den Weg in wichtige…

„Die Datenübertragungsgeschwindigkeit hat sich vervierzigfacht!“

Interview mit Oliver Fieth und René Schneider, Geschäftsführer der Softing Automotive Electronics GmbH

„Die Datenübertragungsgeschwindigkeit hat sich vervierzigfacht!“

Autos werden immer stärker Teil der Informationstechnologie – dementsprechend müssen bei der Entwicklung wie bei der Herstellung und später auch im Aftersales-Kontext immer größere Datenmengen auf die Fahrzeuge übertragen, beziehungsweise…

Medizin zwischen Starts und Landungen

Interview mit Georg Heydn, Geschäftsführer der Medicare Flughafen München Medizinisches Zentrum GmbH

Medizin zwischen Starts und Landungen

Ein medizinischer Zwischenfall auf Reisen ist im besten Fall ärgerlich, im schlimmsten lebensbedrohlich. Eine optimale kassen- und privatärztliche medizinische Versorgung am Münchener Flughafen muss jedoch auch unter den besonderen Bedingungen…

Das könnte Sie auch interessieren

„Wir stehen vor den ersten Studien am Menschen“

Interview mit Dr. Oliver Bärtl, Geschäftsführer der CorTec GmbH

„Wir stehen vor den ersten Studien am Menschen“

Die Neuromodulation könnte vielfach therapeutische Impulse für verschiedenste Krankheitsbilder von Depressionen über Epilepsie bis hin zu Alzheimer geben. Die CorTec GmbH aus Freiburg, die die Hardware-Grundlage für diesbezügliche medizinische Interventionen…

Für den vollen Durchblick

Interview mit Dr. César Collazo, Geschäftsführer der COTEC GmbH

Für den vollen Durchblick

Die COTEC GmbH mit Sitz in Karlstein am Main entwickelt nicht nur hydrophobe Materialien zur hochwertigen Beschichtung von Brillen- und anderen Gläsern. Als einziges Unternehmen weltweit stellt sie auch Maschinen…

Eine beliebte Marke wird fit für die Zukunft gemacht

Interview mit Marco Künzel, Geschäftsleiter der Dentinox® Gesellschaft für pharmazeutische Präparate Lenk & Schuppan KG

Eine beliebte Marke wird fit für die Zukunft gemacht

Mit über 70 Jahren Unternehmensgeschichte hat die Dentinox® Gesellschaft für pharmazeutische Präparate Lenk & Schuppan KG eine starke Markenidentität aufgebaut, die nun modernisiert werden soll. Bekannt für sein marktführendes Zahnungsgel,…

TOP