Der Partner für die Industrie

Interview mit Ralf Hock, Geschäftsführer der Industrie-Partner GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Hock, Sie haben die Industrie-Partner GmbH im Jahr 2010 übernommen und führen seitdem die Geschäfte. Erzählen Sie uns die Geschichte Ihres Unternehmens.

Ralf Hock: Tatsächlich begann Industrie-Partner 1990 als klassische ʻGaragenfirmaʼ. Die drei Gründer kamen alle aus dem Sondermaschinenbau und begannen zunächst mit dem An- und Verkauf, der Überholung und der Modernisierung alter Maschinen – Letzteres besonders im Bereich Elektrik und Steuerungstechnik, worin die besondere Expertise der Gründer lag. 1997/98 wurde ein insolvent gegangenes Kundenunternehmen übernommen. Man zog also aus der Garage an den Standort Coswig. 2010 habe ich das Unternehmen von den Gründern erworben, die sich aus Altersgründen zurückgezogen hatten. Seit dem Umzug hat sich unser Standort stetig bis auf heute gut 6.000 m2 erweitert. Ebenso bieten wir heute ein breites Portfolio an Maschinen und Services.

Wirtschaftsforum: Stichwort Portfolio: Welche Produkte und Leistungen bieten Sie an und wodurch heben Sie sich von Marktbegleitern ab?

Ralf Hock: Wir haben sechs Geschäftsbereiche, die Automatisierungslösungen, Bahntechnik, Teile und Baugruppenfertigung sowie Bau von Maschinen nach Kundenkonstruktion, Full-Service-Vermietung von Automatisierungslösungen, Installations- und Wartungsservices sowie Batteriefüllungs- und -herstellungstechnik umfassen. Unsere Produkte und Services bieten wir international an. Wir versuchen gezielt, ganz unterschiedliche Nischen zu bedienen und dabei unsere Produkt- und Prozesskenntnis einzubringen. Dass wir unseren Kunden nicht nur die Maschinen und Technologien, sondern auch unsere Expertise anbieten können, ist eines unserer Alleinstellungsmerkmale. Ein Beispiel dafür ist eine neuartige, von uns entwickelte Technologie zum Befüllen von Lithium-Ionen-Batteriezellen. Die großen asiatischen Hersteller bedienen vor allem riesengroße Ein-Zweck-Linien und nutzen dazu die konventionelle Technologie. Wir grenzen uns dagegen durch flexible Anlagen für verschiedene Füllzwecke davon ab, wodurch wir auch für kleinere Zellhersteller interessant sind. Ein weiteres Beispiel aus dem Bereich Automatisierungstechnik ist der Robo Operator®, eine sehr flexible, kompakte und mobile Automatisierungslösung für CNC Werkzeugmaschinen und Montageautomaten. Hiermit zielen wir auf kleinere und mittlere Unternehmen, die zuvor noch nicht automatisiert haben. Dabei geht es nicht darum, am Arbeitsplatz den Menschen zu ersetzen, sondern eine Maschine weiterbetreiben zu können, wenn keine Bediener zur Verfügung stehen. Das erzeugt zusätzliche Effizienz.

Wirtschaftsforum: Industrie-Partner kann mit einer sehr niedrigen Reklamationsrate punkten – 0,2%. Wie erreichen Sie eine so hohe Qualität Ihrer Produkte?

Ralf Hock: Die Qualität der Produkte hat sich bei uns über die Jahre kontinuierlich gesteigert. Das geht nur mit wirklich guten Mitarbeitern und einer Kommunikation im Team, die die organisatorischen und produktionstechnischen Voraussetzungen dafür schafft. Dazu gehört nicht nur der entsprechende Bestand an Maschinen und Mitarbeitern, die sie bedienen und eben auch programmieren können, sondern der gesamte Bereich des Qualitätsmanagements mit Zertifizierungen wie beispielsweise ISO 9001.

Wirtschaftsforum: Welche Rolle spielt das Thema Nachhaltigkeit bei Industrie-Partner?

Ralf Hock: Wir beschäftigen uns auf verschiedenen Ebenen damit: Zum einen gehen wir sehr sorgfältig mit Ressourcen um – wir verschwenden nichts. Zum anderen achten wir darauf, so energieeffizient wie möglich zu arbeiten. Das fängt bei den Baulichkeiten wie unserer 2013 neu erbauten Montagehalle an, bei der wir die Anforderungen der Energieschutzverordung um 30% übererfüllt haben. Auf dem Dach haben wir eine Solarthermieanlage installiert. In der Produktion erzeugen wir so wenig CO2 wie möglich. Letztlich trägt auch der Bereich Bahntechnik zu mehr Nachhaltigkeit bei, indem Güter zunehmend auf die Schiene gebracht werden.

Wirtschaftsforum: Welche Prognose haben Sie für die Zukunft?

Ralf Hock: In 2020/21 haben wir nur knapp sieben Millionen EUR umgesetzt, was aber auch den Lieferengpässen geschuldet war. Für dieses Jahr rechnen wir mit 7,5 Millionen EUR, im kommenden Jahr mit zehn Millionen EUR und einer Exportrate von 25 bis 30%, hauptsächlich nach UK. Eine Niederlassung in den USA ist in Planung.

Tags
Nach themenverwandten Beiträgen filtern

Mehr zum Thema Anlagen- und Maschinenbau

Ein Nischenkönig in Familienhand

Interview mit Ann-Dorothée Büsche, Geschäftsführerin der semiQuarz GmbH

Ein Nischenkönig in Familienhand

Vielfach verbaut und für etliche Branchen unerlässlich: Das ist Quarzglas. Dank seiner chemischen Festigkeit und hohen Umwandlungstemperatur findet Quarzglas in der ein oder anderen Form integriert den Weg in wichtige…

„Die Industrie in Deutschland wird sich wandeln, aber nicht verschwinden!“

Interview mit Tobias Lanner, Geschäftsführer der Lanner Anlagenbau GmbH

„Die Industrie in Deutschland wird sich wandeln, aber nicht verschwinden!“

Mit der konsequenten Wiederaufbereitung von Metallspänen lassen sich in der Industrie wichtige Wertstoffkreisläufe schließen – genau in diesem Geschäftsfeld engagiert sich die Lanner Anlagenbau GmbH seit über 30 Jahren. Derzeit…

Behutsamer Umgang mit empfindlichen Produkten

Interview mit Jeroen Deprez, Geschäftsführender Gesellschafter und Mattias Mergaert, Leiter Sales Agro der DEPREZ CONSTRUCT NV

Behutsamer Umgang mit empfindlichen Produkten

Belgisches Know-how, das auf der ganzen Welt gefragt ist? Was das automatische Produkthandling speziell von Kartoffeln, Zwiebeln, Möhren und anderen Gemüsen betrifft, ist die DEPREZ CONSTRUCT NV eine allererste Adresse.…

Spannendes aus der Region Landkreis Meißen

„Wir können noch viel mehr!“

Interview mit Michael Schäfer Geschäftsführer und Sven Siegemund, Produktionsleiter der IAB Industrieanlagenbau Senftenberg GmbH

„Wir können noch viel mehr!“

Die IAB Industrieanlagenbau Senftenberg GmbH aus der Lausitz hat sich bisher vornehmlich in der Stahl- und Hüttenindustrie engagiert. In den nächsten Jahren will sie ihre gewachsenen Kompetenzen darüber hinaus in…

People First – gevekom zeigt‘s allen

Interview mit Roman Molch, CEO der gevekom GmbH

People First – gevekom zeigt‘s allen

Der Fachkräftemangel ist aktuell und auch in der kommenden Zeit eine ‘der’ großen Herausforderungen für Unternehmen. Roman Molch ist CEO der gevekom GmbH, einem der größten inhabergeführten Callcenter Deutschlands. Er…

Rückenwind für die Energiewende

Interview mit Thomas Winkler, Geschäftsführer der VSB Holding GmbH

Rückenwind für die Energiewende

Der Ausbau der Windkraft schreitet in Deutschland sukzessive voran, nicht zuletzt vorangetrieben durch die jüngsten Maßnahmen der Politik. Einer der Pioniere am deutschen Markt für Windenergie ist VSB. In Sachsen-Anhalt…

Das könnte Sie auch interessieren

Tradition und Sonnenkraft

Interview mit Johannes Pilz, Geschäftsführer der Backwelt Pilz GmbH

Tradition und Sonnenkraft

In Deutschland ist Brot als immaterielles UNESCO-Weltkulturerbe anerkannt. Mehr als 3.000 Sorten gibt es hierzulande. Auch im Nachbarland Österreich blickt die Brotkultur auf eine lange Geschichte zurück. Ein herausragendes Beispiel…

Das Garn macht den Stoff

Interview mit Bernd Schäfer, Geschäftsführer der bäumlin & ernst ag

Das Garn macht den Stoff

1920 gegründet, blickt die bäumlin & ernst ag (beag) auf fast 125 Jahre Firmengeschichte zurück. Waren es anfangs Baumwollzwirne für die in der Region St. Gallen typische Bestickung von Tüllstoffen,…

Greenflash: Wegbereiter für  intelligente Energiesysteme

Interview mit Johann Böker, Gründer und CEO der Greenflash GmbH

Greenflash: Wegbereiter für intelligente Energiesysteme

Die Greenflash GmbH setzt mit KI-gestützten Energiesystemen neue Maßstäbe für Industrie und Gewerbe. Geschäftsführer Johann Böker erläutert, wie sein Unternehmen den Mittelstand bei der Energiewende unterstützt. Der Erfolg basiert auf…

TOP