Rohstoffrecycling: eine Branche im Aufwind

Interview mit Pouyan Dardashti, Geschäftsführer der INDRA-Recycling GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Dardashti, INDRA Recycling ist global tätig und eines der führenden Recyclingunternehmen in Deutschland. Erzählen Sie uns doch, wie es Ihr Unternehmen dorthin geschafft hat.

Pouyan Dardashti: Seit der Gründung 1993 hat die INDRA Recycling mehr als sechs Millionen Tonnen Material verarbeitet, mehr als 300.000 LKW-Einheiten abgewickelt und über 21 Millionen Tonnen CO2 eingespart. Stand heute ist es so, dass die INDRA im Segment industrielles Metallrecycling zu den Führenden in Europa gehört. Ein weiterer Meilenstein auf dem Weg dorthin war der Einstieg der Remondis-Gruppe als Gesellschafter im Jahr 2005.

Wirtschaftsforum: Gibt es noch weitere Standorte außer dem Unternehmenssitz in Hockenheim und wie lässt sich das Unternehmen generell in Zahlen ausdrücken?

Pouyan Dardashti: Wir arbeiten in einem globalen Netzwerk von aktuell 36 Ländern, aus denen wir unsere Materialien beziehen und in denen auch unsere Kunden ansässig sind. Mit unseren knapp 165 Mitarbeitern agieren wir aber ausschließlich von Hockenheim aus. Die Rohstoffe, die wir einkaufen und verarbeiten, sind preislich meist an die London Metal Exchange gekoppelt. Mit der Höhe der jeweiligen Rohstoffkurse steigen und fallen daher auch die Umsätze, weshalb sich aus solchen Zahlen keine Umsatzentwicklung ableiten lässt, wie es bei anderen Unternehmen möglich ist.

Wirtschaftsforum: Im Moment sind die Preise für Rohstoffe ja sehr hoch und Ihre Branche ist damit im Aufschwung. Wird sich diese Entwicklung Ihrer Ansicht nach fortsetzen?

Pouyan Dardashti: Ja, absolut. Der europäische Green Deal bringt viele Herausforderungen mit sich. Um langfristig Ressourcen zu schonen und CO2 zu sparen, ist Recycling eines der wirksamsten Handlungsfelder. Dies birgt für uns als Unternehmen nicht nur viele Chancen, sondern es geht auch eine große Verantwortung damit einher, da der Rohstoffbedarf der Industrie in den kommenden Jahren erheblich steigen wird. Um diesen Bedarf in der entsprechenden Qualität sicherstellen zu können, investieren wir hohe Beträge. Wir forschen und arbeiten stets an technologischen Innovationen, um Recyclingprodukte herzustellen und sie dem Kreislauf wieder zuführen zu können. Aktuell haben wir in Deutschland lediglich einen Anteil von 12 bis 14% an recycelten Rohstoffen in der Industrie – es gibt also noch viel Luft nach oben. Dies können wir nur gemeinsam mit allen Beteiligten entlang der Wertschöpfungskette im konstruktiven Dialog und Mut zur Innovation schaffen. Die Politik muss den Rahmen schaffen, um diese Entwicklung nachhaltig zu unterstützen.

Wirtschaftsforum: Welche Produkte und Leistungen Ihres Portfolios haben für Ihre Kunden einen besonders hohen Stellenwert?

Pouyan Dardashti: Wir sind für unsere Kunden ein wichtiger Lieferant von Recyclingrohstoffen wie Aluminium, Edelstahl, Kupfer oder Messing, um nur einige zu nennen. Was den Service angeht, ist für unsere Kunden Versorgungssicherheit extrem wichtig, für unsere Lieferanten die Abnahmegarantie. Aufgrund unserer Größe und logistischen Kompetenz sind wir in der Lage, schnell auf die Bedürfnisse unserer Kunden zu reagieren. Gerade während der Coronapandemie wurde sichtbar, wie wichtig funktionierende Lieferketten für unsere Wirtschaft sind. Unsere technischen Anlagen können außerdem flexibel unterschiedliche Stoffströme verarbeiten. Unser Anspruch ist, der erste Ansprechpartner für unsere Kunden und Lieferanten zu sein – vor allem auch dort, wo es um neue Produktgruppen geht. Gerade in der Automobilindustrie haben sich die Materialien, die verarbeitet werden, und damit auch der Anspruch an recycelte Stoffe sehr verändert. Versorgungssicherheit, Abnahmegarantie und nachhaltige Kundennähe stehen daher im Fokus unseres unternehmerischen Handelns.

Wirtschaftsforum: Zum Schluss eine persönliche Frage: Was ist Ihre eigene Motivation bei Ihrer Arbeit und wohin möchten Sie die INDRA zukünftig führen?

Pouyan Dardashti: Wir möchten eine der ersten Metallrecycling-Adressen für Kunden und Lieferanten sein, mit denen wir gemeinsam Lösungen entwickeln und wachsen können. Aber auch für Nachwuchskräfte – die Recyclingbranche ist nämlich einer der dynamischsten und facettenreichsten Zweige in der Wirtschaft. Wenn Sie Ihrem Team Wertschätzung entgegenbringen, kreieren Sie ein Umfeld, in dem Menschen Freude daran haben kreativ zu sein. Sie arbeiten dann mit einer anderen Energie nicht nur im, sondern auch am Unternehmen, an seiner Entwicklung – dadurch entsteht eine gemeinsame Vision. Ich selbst spüre bei meiner Arbeit sehr viel Freude. Unser Gesellschafter gibt uns in hohem Maße Vertauen und somit die Freiheit, unternehmerisch zu handeln, damit geht eine große Verantwortung einher. Wir blicken auf eine fast 30-jährige Erfolgsgeschichte zurück, diese möchten wir auch in Zukunft fortsetzten.

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