Von Chemikalien und deren Verbleib in der Umwelt
Interview mit Sabrina Westphal, Geschäftsführerin und Dr. Melanie Lichtenberger, Geschäftsführerin der ibacon GmbH

Gemeinsam mit drei weiteren Gesellschaftern gründeten Dr. Ralf Petto und Stefanie Klepka 1994 die ibacon GmbH als GLP-zertifiziertes Umweltinstitut. Sie starteten mit vier Angestellten und einer Laborfläche von 200 m², die sie in Eigenarbeit renovierten. Dabei stand die Untersuchung unterschiedlicher Substanzen und deren Auswirkungen auf Bodenorganismen und Insekten im Vordergrund.
Diese terrestrische Ökotoxikologie wurde im Laufe der Zeit weiter ausgebaut und um die aquatische Ökotoxikologie und die analytische Chemie erweitert. Weitere Kompetenzen sind biologische Abbaubarkeit und Environmental Fate. „Wir haben uns aber auch in den Kundensegmenten weiterentwickelt“, verdeutlicht Dr. Melanie Lichtenberger, Geschäftsführerin der ibacon GmbH. „Wir haben uns ursprünglich mit dem Pflanzenschutz beschäftigt. Später kamen Biozide und Industriechemikalien sowie Tiermedizin und Humanpharmazeutika hinzu.“
Um alle diese Aufgaben zu bewältigen und die vielen Kundenanfragen zu bearbeiten, wurde 2014 ein neues Gebäude mit 5.000 m² Nutzfläche bezogen. Zwischen 2015 und 2019 wurden im Bestandsgebäude die Laborräume modernisiert und auf den neuesten Stand der Technik gebracht.
Weiter in Privatbesitz
Ein weiterer wichtiger Meilenstein in der Firmengeschichte ist das Ecological Modelling. „Ecological Modelling ist die wissenschaftlich-theoretische Ergänzung zu den technischen Versuchsverfahren“, erläutert Dr. Melanie Lichtenberger. „Noch ist es eine Ergänzung der von uns vorgenommenen Tests. Der Trend geht dahin, dass Ecological Modelling Test erweitern, verfeinern und eventuell sogar einige ersetzen kann.“
2018 wurde die Tochtergesellschaft Vali Consulting mit dem Schwerpunkt ʻregulatorische Dienstleistungʼ gegründet. Dieses Unternehmen unterstützt die Kunden bei der Zulassung von Substanzen. ibacon übernimmt die praktischen Tests deren Ergebnisse von der Vali Consulting GmbH mit großer Expertise aufbereitet werden, um die Zulassung bei der Behörde zu ermöglichen. Bedeutsam ist auch der kürzlich eingeleitete Generationswechsel im Unternehmen.
„Dabei sind wir sehr stolz darauf, dass ibacon nach wie vor in privaten Händen ist und nicht aufgekauft wurde“, betont die Geschäftsführerin. „Firmengründer und damaliger Hauptgesellschafter Dr. Ralf Petto hat dafür gesorgt, dass die Firmenanteile nicht in den Händen von Investoren landen.“ Heute beschäftigt ibacon 150 Mitarbeiter. Der über die Jahre kontinuierlich gestiegene Jahresumsatz liegt aktuell zwischen 17 und 20 Millionen EUR.
Neue Verfahren
Das heutige Portfolio mit der terrestrischen und aquatischen Ökotoxikologie sowie der chemischen Analytik und dem Bereich Verbleib von Chemikalien in der Umwelt deckt sämtliche Dienstleistungen ab, die von den Kunden benötigt werden.
„Als besonders zukunftsträchtig sehen wir die Sparte Ecological Modelling“, erklärt Geschäftsführerin Sabrina Westphal. „Hier werten wir Daten aus Experimenten aus und erstellen auf dieser Basis Modelle. Diese Modelle geben uns ein genaueres Bild darüber, wann und wie eine Substanz wirksam ist und wie sich ihr Zyklus im Biokreislauf darstellt. Auch der Einfluss des Wetters lässt sich mit diesem Verfahren gut abdecken.“
Ein aktuelles Beispiel sind von der EU geforderte Untersuchungen zu hormonähnlichen Auswirkungen von Pflanzenschutzmitteln. Als Vorreiter hat sich ibacon auch bei Untersuchungen mit Kaulquappen zu Aktivitäten des Schilddrüsenhormons erwiesen. Und auch bei den Biopestiziden hat sich ibacon breiter aufgestellt. Zusammen mit der Tochterfirma Vali Consulting wird an der Kombination konventioneller Pflanzenschutzmittel mit Biostimulantien gearbeitet, um so bei gleichbleibender Wirkung den Einsatz von Chemikalien so gering wie möglich zu halten.
Wichtige persönliche Kontakte
Auftraggeber von ibacon sind neben der chemischen Industrie vor allem die Hersteller von Pflanzenschutzmitteln sowie die pharmazeutische Industrie. Vor Corona war die Präsenz auf internationalen Konferenzen das wichtigste Marketinginstrument in dieser sehr spezialisierten und überschaubaren Branche. Hier wurden auch sehr viele persönliche Kontakte geknüpft, ebenso wie bei Besuchen von Kunden zwischen Japan und den USA.
Darüber hinaus nutzt ibacon LinkedIn, um auf sich aufmerksam zu machen. Auch durch innovative Testverfahren macht sich das Unternehmen aus Roßdorf international einen Namen. „Digitale Kanäle werden auf Dauer aber keine persönlichen Kontakte ersetzen können“, ist sich Sabrina Westphal sicher. „Wir hoffen sehr, dass wir künftig einen Mittelweg zwischen der persönlichen und der digitalen Kommunikation beschreiten können.“
Intelligente Mitarbeiter
Der größte Teil der Kunden von ibcaon findet sich im außereuropäischen Ausland, gefolgt von Kunden aus Deutschland sowie Europa. „Einen großen Teil unseres Erfolgs machen unsere Studien sowie unsere proaktive Kommunikation aus“, sagt Dr. Melanie Lichtenberger. „Hinzu kommen das exzellente Know-how und die gute Ausbildung unserer Mitarbeiter. Wir haben sehr großes Glück, dass bei uns tolle und intelligente Leute arbeiten. Genau die machen den Unterschied aus. Darüber hinaus schätzen unsere Kunden, dass wir sehr termintreu und zuverlässig sind.“
In den kommenden Jahren möchte ibacon auch mit der Tochtergesellschaft Vali Consulting weiteres Wachstum erzielen. „Durch die Anforderungen unserer Kunden wird sich auch unser Portfolio verändern“, prognostiziert die Geschäftsführerin. „So beobachten wir gerade eine starke Verschiebung in Richtung der Biopestizide.“ Eine weitere Aufgabe für die Zukunft ist die stärkere Einbindung der Mitarbeiter in Entscheidungsprozesse. Auf sämtlichen Ebenen soll die persönliche Verantwortung der Beschäftigten gestärkt werden, um Prozesse zu beschleunigen. Doch auch standardisierte digitale Verfahren sollen künftig zu schnelleren Ergebnissen führen, um den Kunden noch weiter entgegenzukommen.