Autos mit Spaßfaktor
Interview mit Herrn Stefan Ph. Henrich, Marketing & PR │ Director, über die Hyundai Motorsport GmbH
Das Interview führte: Manfred Brinkmann und Dr. Endre Hagenthurn
Wirtschaftsforum: Herr Henrich, Hyundai Motorsport ist bekannt für seine Aktivitäten in der Rallye-Weltmeisterschaft. Was macht den Motorsport für Hyundai so wichtig?
Stefan Ph. Henrich: Wir nutzen den Motorsport primär als Plattform, um unsere Marke aufzuladen. Es geht nicht nur darum, Rennen zu gewinnen, sondern die Marke Hyundai weltweit zu präsentieren und die Wahrnehmung zu schärfen. Wir agieren in einer Liga mit Toyota und Ford, den beiden größten Automobilherstellern der Welt. Unser Engagement im Motorsport stärkt unser Image, vor allem durch den Slogan "Win on Sunday, sell on Monday" – man will kein Produkt von einem Unternehmen kaufen, das nicht erfolgreich ist.
Wirtschaftsforum: Welche Rolle spielt dabei die E-Mobilität? Kann E-Motorsport dieselbe Begeisterung wecken wie herkömmliche Antriebe?
Stefan Ph. Henrich: Eine berechtigte Frage. Natürlich fehlt dem E-Motorsport das "Brummen", das viele Fans mit dem traditionellen Motorsport verbinden. Wir haben jedoch 2021 und 2022 ein elektrisches Touring-Car-Projekt gestartet, das zwar nicht weitergeführt wurde, uns aber viele wertvolle Erfahrungen brachte. Inzwischen haben wir mit dem IONIQ 5 N ein elektrisches Performance-Auto entwickelt, das es in sich hat – sowohl technisch als auch emotional. Interessant ist, dass wir sogar simulierte Schaltgeräusche eingebaut haben, um das Fahrerlebnis noch spannender zu gestalten.
Wirtschaftsforum: Wie kann sich der Motorsport auf die Straßenfahrzeuge auswirken? Gibt es da eine direkte Verbindung?
Stefan Ph. Henrich: Absolut. Der Motorsport dient uns als Testfeld für neue Technologien. Alles, was wir im Motorsport entwickeln, fließt irgendwann in die Serienproduktion ein. Unsere Expertise bei Hochleistungsmotoren und Fahrwerken, die wir auf der Rennstrecke unter extremen Bedingungen testen, hilft uns, die Alltagstauglichkeit unserer Serienfahrzeuge zu verbessern. Es ist also eine Symbiose: Der Motorsport stärkt die Marke, und die Marke profitiert von den technischen Fortschritten, die wir im Rennsport machen.
Wirtschaftsforum: Sie sprachen über den globalen Einfluss des Motorsports. Wie positioniert sich Hyundai Motorsport international?
Stefan Ph. Henrich: Hyundai Motorsport agiert weltweit, unsere Rallye-Weltmeisterschaft ist genau das – eine Weltmeisterschaft. Wir haben Märkte, in denen der Rallyesport große Bedeutung hat, zum Beispiel in Südeuropa, Südamerika und Asien. Dort ist die Kombination aus Motorsport und Markenrelevanz besonders stark. Gleichzeitig müssen wir uns jedoch den Herausforderungen in Märkten wie Deutschland stellen, wo das Interesse an Rallye relativ gering ist. Daher setzen wir stark auf internationale Expansion und innovative Technologien, um überall relevant zu bleiben.
Wirtschaftsforum: Wie sehen Sie die Zukunft des Motorsports, besonders im Hinblick auf Nachhaltigkeit?
Stefan Ph. Henrich: Der Motorsport steht vor einem Wandel. Hybride und elektrische Antriebe sind nicht nur im Serienmarkt, sondern auch im Rennsport ein Thema. Wir fahren inzwischen in der Rallye-Weltmeisterschaft mit Plug-in-Hybriden, was zeigt, dass Nachhaltigkeit auch im Hochleistungsbereich an Bedeutung gewinnt. Es ist klar, dass die Zukunft des Motorsports grün sein wird, auch wenn das bedeutet, dass wir uns von einigen traditionellen Elementen verabschieden müssen.
Wirtschaftsforum: Hyundai hat in den letzten Jahren beeindruckende Erfolge im Motorsport erzielt. Was waren die wichtigsten Meilensteine?
Stefan Ph. Henrich: Einer der größten Erfolge war sicherlich unser Einstieg in den Bereich der Tourenwagen. Mit dem i30 N haben wir es geschafft, nicht nur ein leistungsstarkes Auto zu entwickeln, sondern dieses auch im Kundensport erfolgreich einzusetzen. Dieser Schritt hat uns näher an den Endverbraucher gebracht und die Verbindung zwischen Motorsport und Straßenfahrzeugen gestärkt.
Wirtschaftsforum: Hyundai Motorsport steht also nicht nur für Leistung, sondern auch für Emotionen. Wie wichtig ist dabei das Thema Fahrspaß?
Stefan Ph. Henrich: Fahrspaß ist ein zentraler Aspekt unserer Arbeit. Als wir 2011 die Entscheidung trafen, uns stärker im Motorsport zu engagieren, ging es uns nicht nur um Leistung, sondern darum, Autos zu entwickeln, die Emotionen wecken und Spaß machen. Der Übergang von einem reinen „Value-for-Money“-Angebot hin zu einem Fahrzeug, das man gerne fährt, das Spaß macht und Begehrlichkeit erzeugt, war uns wichtig. Mit der Einführung unserer N-Modelle, beginnend mit dem i30 N, wollten wir diese Lücke schließen. Diese Autos sollen nicht nur zuverlässig sein, sondern auch das Herz höherschlagen lassen – sei es auf der Rennstrecke oder im Alltag.
Wirtschaftsforum: Neben der Technologie und dem Fahrspaß – was bedeutet Motorsport für die Fahrer?
Stefan Ph. Henrich: Motorsport ist eine Welt voller extremer Emotionen und Risiken. Unsere Fahrer riskieren buchstäblich ihr Leben, besonders im Rallye-Sport. Sie fahren mit bis zu 200 km/h auf engen Waldwegen, oft zwischen Bäumen hindurch. Da geht es nicht nur um Technik, sondern um den gnadenlosen Ehrgeiz, der Beste zu sein. Diese Fahrer wollen in jeder Situation gewinnen, nicht nur auf der Strecke. Es ist dieser unbändige Wille zum Sieg, der sie antreibt, und das nicht nur im Motorsport. Viele von ihnen haben diesen Wettbewerbsgeist in allen Bereichen ihres Lebens. Das ist der Spirit, der Hyundai Motorsport ausmacht – immer nach Höchstleistungen zu streben und niemals aufzugeben.
Wirtschaftsforum: Was können wir in den nächsten Jahren von Hyundai Motorsport erwarten?
Stefan Ph. Henrich: Wir werden uns weiterhin auf zwei Schwerpunkte konzentrieren: den Werkssport, also den Rallyesport, und den Kundensport, bei dem wir Fahrzeuge für Privatkunden und Teams entwickeln. Zudem wird die Elektrifizierung eine zentrale Rolle spielen, nicht nur im Straßenverkehr, sondern auch im Motorsport. Unser Ziel ist es, weiterhin Vorreiter in Sachen Innovation und Performance zu bleiben.
Interview:
Manfred Brinkmann
und Dr. Endre Hagenthurn