Innovativ harte Tatsachen schaffen

Interview mit Frank Nestle, Kaufmännischer Geschäftsführer der HTU Härtetechnik Uhldingen-Mühlhofen GmbH

Vier Gesellschafter gründeten die HTU 1983 in Uhldingen-Mühldorf am Bodensee. Einer von ihnen ist Dipl.-Ing. Siegfried Heger, der heute noch Inhaber und Geschäftsführer ist. Das Unternehmen bezog das Gebäude einer ehemaligen Maschinenfabrik. Seitdem ist die Firma kontinuierlich organisch gewachsen und beschäftigt heute 180 Mitarbeiter.

„Unsere Branche ist sehr innovationsstark. Für den Erfolg der Firma war es wichtig, dass Siegfried Heger viel in neue Technologien und Anlagen investiert hat. Sein Fokus lag immer auf hohen Qualitätsstandards und gutem Kundenservice. Von Beginn an war er außerdem ein Verfechter von nachhaltigen Prozessen“, erklärt Frank Nestle, der seit Anfang 2020 Kaufmännischer Leiter und seit Juli 2022 Kaufmännischer Geschäftsführer der HTU ist.

Die Firma spezialisierte sich später auf die Wärmebehandlung unter Schutzgas, bei der eine Abschreckung im Salzbad stattfindet. Auf diesem Gebiet entwickelte sie sich kontinuierlich weiter. „Siegfried Heger hat nicht nur Lösungen für Kundenbedürfnisse entwickelt, sondern immer weitergedacht und auch die Mitarbeiter dazu ermutigt. Schon als es nur Verbrennermotoren gab, wurde mit der Entwicklung von Verfahren begonnen, die Gewicht einsparen. Heute ist das besonders in der Elektromobilität ein wichtiger Faktor“, erklärt Frank Nestle. Forschung und Entwicklung hatten somit im Unternehmen immer einen hohen Stellenwert.

Dienstleister mit Forscherdrang

Der Drang nach Forschung und Entwicklung hat dazu geführt, dass die HTU heute eine große Bandbreite an Wärmebehandlungsverfahren, auch Spezialverfahren, anbieten kann. Als Lohnhärterei ist sie als Dienstleister für ihre Kunden tätig. „Wir bearbeiten also deren Teile“, erklärt Frank Nestle. Das Leistungsspektrum umfasst auch die technische Beratung, die Prozess- und Konzept-entwicklung sowie die Logistik. Darüber hinaus bietet die HTU einen besonderen Service an.

„Bei der Wärmebehandlung wird das Gefüge der Bauteile verändert. Unsere entsprechend geschulten Mitarbeiter überprüfen und analysieren dies in unserem Labor mit spezieller Prüf- und Analysetechnik“, erklärt der Geschäftsführer. Zu 80% ist die HTU für OEMs, Tier-1 und Tier-2 in der Automobilindustrie tätig. 10% entfallen auf den Maschinenbau.

Energiekrise als Herausforderung

Aktuell beschäftigt das Unternehmen die Energiekrise ganz besonders. „Wir sind ein energieintensives Unternehmen und rechnen mit stark steigenden Kosten. Das geht an die Substanz. Diese Faktoren können wir nicht beeinflussen“, sagt Frank Nestle zu diesem Thema.

Auch der demografische Wandel und der damit verbundene Fachkräftemangel führen zu neuen Herausforderungen. „Der Arbeitsmarkt ist schwierig und in manchen Bereichen regelrecht leergefegt“, so der Geschäftsführer. Die Automobilbranche und damit auch die HTU müssen zudem vielfältige Forderungen aus der Politik in Bezug auf Nachhaltigkeit erfüllen.

Die Transformation in der Automobilindustrie spielt dagegen nicht mehr die große Rolle für das Unternehmen. Frank Nestle sagt aber: „Die Nachfrage nach Pkw geht deutlich zurück. Deshalb müssen wir in neue Branchen vorstoßen und dort neue Kunden generieren.“ Um das zu erreichen, investiert die HTU viel in die Automatisierung. „Das ermöglicht uns die flexible Fertigung, die dafür notwendig ist. Teilweise sind wir schon vollautomatisch, was auch vom Fachkräftemangel getrieben ist.“

Neue Wege gehen – mit alten Idealen

Da sich Gründer Siegfried Heger aus dem operativen Geschäft zurückziehen wird, steht derzeit bei der HTU die Nachfolgeregelung an. Das Unternehmen soll zukünftig von einem Technischen, Wolfram Wiech, und einem Kaufmännischen Geschäftsführer, Frank Nestle geführt werden.

„Ich möchte einen guten und harmonischen Übergang auf die nächste Generation vollziehen, weiterhin mit dem Ziel eines langfristigen Unternehmenserfolgs. Dafür möchte ich einen individuellen Weg finden und das Unternehmen im Sinne seines Gründers weiterführen“, sagt Frank Nestle. Das gilt auch für die Unternehmenskultur. Die Grundsätze der Mitverantwortung, Mitgestaltung und Innovation sollen auch in Zukunft weiter gelten.

„Auf dem Weg der Innovation dürfen wir nicht innehalten und wollen im Wettbewerb immer einen Schritt voraus sein. Dabei wollen wir das soziale Bewusstsein gegenüber der Gesellschaft nicht aus dem Auge verlieren“, sagt Frank Nestle mit Bezug auf das soziale Engagement, das dem Firmengründer immer wichtig war. Um all das umsetzen zu können, steht für ihn nun erst einmal das Employer Branding im Vordergrund.

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