Der richtige Draht zur E-Mobility
Interview mit Dr. Ewald Koppensteiner Geschäftsführer der hpw Metallwerk GmbH


Für hpw ist die E-Mobility eine Chance. Das Linzer Unternehmen ist Inbegriff für Kompetenz rund um Rund- und Flachdrähte. Pkw, U-Bahnen, Straßenbahnen, Generatoren und immer mehr Elektroautos sind klassische Anwendungsfelder. hpw ist der größte Lieferant in Europa für Flachdrähte für Windkraftgeneratoren – ein Generator hat bis zu 10 t Draht. Mit der E-Mobility tut sich nun ein Geschäftsfeld mit großem Potenzial auf – in einem Elektroauto werden 5 kg Draht verarbeitet.
Ein Draht für alle Fälle
Seit 1956 werden in Linz unterschiedlichste Drähte gefertigt; Spezialdrähte aus Kupfer, Nickellegierungen und andere. Es ist ein sehr breites Feld, das sich historisch so entwickelt hat. Wickeldrähte werden beispielsweise in elektrischen Maschinen eingesetzt, wo sie gewickelt werden, sodass ein elektrisch-magnetisches Feld entsteht. Eine Spezialität des Portfolios sind Drähte mit rechteckigem Querschnittsprofil; aber auch Kupferdrähte mit verschiedenen Isolationen.
Flachdrähte werden unter anderem in Traktionsmotoren in Zügen und Straßenbahnen eingesetzt; hpw ist dort ein seit Langem etablierter Partner. In Elektroautos kommen Drähte mit kleineren Querschnitten und Radien zum Einsatz; auch hier ist das Know-how con hpw gefragt. „Wir haben bereits Aufträge von zwei der größten OEMs in Europa“, sagt Dr. Ewald Koppensteiner.
„Bisher waren in Elektroautos Betriebsspannungen von 48 V üblich, dafür wurden isolierte Runddrähte eingesetzt. Neuere Autos haben inzwischen Spannungen von 450 bis 500 V. Flachdrähte müssen deshalb besonders präzise gefertigt werden und Isolierungen in mehrfacher Hinsicht außergewöhnlich beständig sein, schließlich haben wir es hier mit Temperaturen von 220 °C und mehr zu tun. Es gibt verschiedene Isolationsmöglichkeiten; eine ist ein spezieller Isolierlack mit Schichtdicken von circa 0,1 mm. Es gibt also zahlreiche neue Herausforderungen für unsere Drähte.“
Kurze Wege, schnelle Entscheidungen
In Europa ist hpw unter den Firmen mit den meisten Aufträgen in diesem Bereich. Unter den Kunden finden sich verschiedene europäische OEMs. Sie schätzen die Flexibilität von hpw, mit dem schnellen Wandel der Branche mitzugehen. „Die Zeiten ändern sich und es ist entscheidend, sich darauf einzustellen“, unterstreicht Dr. Ewald Koppensteiner. „Bei der nächsten Generation der E-Motor-Drähte wird es um Spannungen von 800 oder 1.000 V gehen. Auch da haben wir eine Isolation und entsprechende Drähte entwickelt. Das verbesserte Isolationssystem bietet noch mehr Vorteile beim Material, zum Beispiel thermische Beständigkeit sowie Beständigkeit bei höheren Spannungen. Diese höheren Spannungen sind essenziell für die schnellere Beladung der Batterien.“

„Wir haben einen guten Pool an jungen und älteren Mitarbeitern; das ist ein wichtiges Asset.“ Dr. Ewald KoppensteinerGeschäftsführer
Neuer Eigentümer, neue Herausforderungen, bewährte Kompetenzen
Für die anspruchsvollen Lösungen steht hpw ein Pool exzellenter Mitarbeiter zur Verfügung - langjährige, erfahrene Kräfte sowie junge Mitarbeiter, die frisch von der Universität kommen. 200 Mitarbeiter sind in Linz tätig – sie bilden das Rückgrat des Unternehmens.
„Für bestimmte Prozesse sind nicht nur moderne Technologien entscheidend, sondern auch Erfahrung“, so Dr. Ewald Koppensteiner. „Wir haben es hier mit sehr anspruchsvollen Prozessen zu tun und ein großer Vorteil ist unsere eigene kleine Maschinenbauabteilung, die Prototypen und spezielle Maschinentypen selbst produziert. Wir sind dadurch sehr viel schneller in der Entwicklung als viele Mitbewerber.“
Auch dank dieser Flexibilität hat sich hpw bei Kunden im In- und Ausland einen hervorragenden Ruf erarbeitet. Der Exportanteil liegt bei etwa 90%. Während Kupferdrähte vor allem in Europa vertrieben werden, gehen Nickellegierungen in die ganze Welt. Das Unternehmen exportiert weltweit in 50 Länder.
„Wir liefern international, machen aber immer Spezialitäten“, wie Dr. Ewald Koppensteiner sagt. „Auch Legierungen werden nach Kundenwunsch realisiert.“ Sich auf den Wandel einzustellen, heißt für hpw auch, die Digitalisierung dort voranzutreiben, wo sie Sinn macht. „Wir haben einen hohen Automatisierungsgrad, das heißt, die Zahl der Fertigungsschritte ist reduziert“, sagt Dr. Koppensteiner. „Zur Erkennung gewisser Parameter ist die Industrie 4.0 vor allem hinsichtlich der kontinuierlichen Prüftechnik wichtig.“
Für die Zukunft ist hpw dank der Offenheit für kommende Herausforderungen bestens aufgestellt. Es gibt bereits erste Serienaufträge für lackierte Flachdrähte für E-Autos sowie für neue, patentierte Isolationssysteme. Am oberösterreichischen Produktionsstandort wird ein Millionenbetrag in neue, hochautomatisierte Anlagen investiert, um die gewonnenen Aufträge im Bereich Elektromobilität abzuwickeln. Das Innovations- und Entwicklungszentrum bleibt in Linz, wobei man mit den namhaften Kunden der Windkraft- und Automobilindustrie auch international wachsen möchte.