Auf dem Weg zum Systemlieferanten
Interview mit Dipl.-Ing. (FH) Lothar Becker, Geschäftsführer der Hörmann Automotive St. Wendel GmbH

Pressteile, Schweißgruppen und einbaufertige Module sind die drei Standbeine der Hörmann Automotive St. Wendel GmbH. Pressteile fertigt das Unternehmen bis zu einer Länge von vier Metern. Die Herstellung von Pressteilen ist das Ursprungsgeschäft der Hörmann Automotive St. Wendel.
In enger Absprache mit den Kunden entwickelt und produziert der Betrieb spezielle Produkte für die Land- und Baumaschinentechnik. Niedrige Werkzeug- und Prozesskosten ermöglichen dabei auch die Herstellung kleiner bis mittlerer Stückzahlen.
"In der Regel fertigen wir mittlere Serien zwischen 2.000 und 8.000 Teilen", erklärt Geschäftsführer Dipl.-Ing. (FH) Lothar Becker, "möglich sind aber bis zu 50.000 Einheiten pro Jahr." Bearbeitet werden neben blanken und verzinkten Tiefziehstählen auch Edelstähle, Kupfer und Aluminium.
Die Dicke der verarbeiteten Feinbleche variiert zwischen 0,5 und 3 mm. Aus ihnen werden unter anderem Kotflügel und Seitenverkleidungsteile für Traktoren und Erntemaschinen hergestellt. Pedalhebel, Einlauftrichter von Erntemaschinen und Schutzbleche für Abgasanlagen entstehen aus Grobblechen bis zu 8 mm Dicke. Die Bearbeitung erfolgt auf Pressen mit Drücken bis zu 16.000 kN.
Einbaufertige Module
Die Sparte Schweißgruppen ist nicht zuletzt deshalb so erfolgreich geworden, weil immer mehr Kunden komplett geschweißte Baugruppen anstelle von Einzelteilen ordern. Deshalb gehören heute auch manuell gefertigte oder roboterautomatisierte Schweißteile zum Sortiment, zum Beispiel Außenhautverkleidungen für Erntemaschinen oder Lkw-Stahlstoßfänger.

„In der Regel fertigen wir mittlere Serien zwischen 2.000 und 8.000 Teilen, möglich sind aber bis zu 50.000 Einheiten pro Jahr.“ Lothar Becker
Dabei umfasst das Spektrum neben der Entwicklung und Planung auch das Prototyping sowie Schweißen, Nieten, Kleben und Bördeln. Zum Standardprogramm gehören weiterhin Pressteile für die Führerhauskabinen von Erntemaschinen und Traktoren. Aber auch diese Schweißbaugruppen will Hörmann Automotive bald komplett selbst fertigen.
Zu Beginn nächsten Jahres soll die entsprechende Infrastruktur bereitstehen. Ausbauen wollen die Verantwortlichen auch das Geschäftsfeld 'Einbaufertige Module'. Schon heute produziert Hörmann lackierte und vormontierte Seitenverkleidungsteile für Erntemaschinen und liefert sie danach 'just-in-time' an die Montagebänder.
In der Regel werden Produkte gemeinsam mit den Kunden entwickelt. Dabei erfolgt eine intensive Beratung, etwa über Leichtbauweise durch Aluminiumteile.
„Unter dem Dach der Hörmann-Gruppe können wir eine große Leistungsbreite anbieten, was uns von den Mitbewerbern abhebt.“ Lothar Becker

Starke Holding
Die Hörmann Automotive St. Wendel GmbH – die frühere Hörmann Press Tec GmbH – entstand 2006 nach der Übernahme der insolventen Kuhn-Gruppe in St. Wendel. Heute ist die Firma eine von 25 Tochtergesellschaften der Hörmann Holding GmbH & Co. KG, deren Geschäftszweige Industrie und Kommunikation sind. Die Ursprünge der Holding mit Sitz in Kirchseeon reichen zurück bis in das Jahr 1955.
Mit rund 4.500 Beschäftigten erwirtschaftete die Gruppe 2011 einen Umsatz von 650 Millionen EUR. Die Hörmann Automotive St. Wendel beschäftigt 180 Mitarbeiter. Ihr Umsatz lag 2011 bei 24 Millionen EUR. Zielgruppe des Unternehmens sind alle namhaften Hersteller von Landmaschinen. Zum Teil liefert Hörmann auch Komponenten für Baumaschinen.
Chancen in Russland
Der Vertrieb erfolgt über direkte Kundenansprache und ein Key Account Management System. Aufträge aus dem Ausland machen rund die Hälfte des Geschäfts aus. Hier sind Belgien, Nord- und Südamerika, Mexiko und Polen die wichtigsten Märkte.
Großes Potenzial bietet auch Russland. Wegen der dortigen Wachstumschancen ist hier sogar eine eigene Produktion geplant. Darüber hinaus soll auch der europäische Markt weiter ausgebaut werden.
Unabhängiges Unternehmen
Neben den engen Beziehungen zu den Kunden ist die Zugehörigkeit zur Mutter-Holding zweifelfrei ein weiteres Erfolgskriterium. "Unter dem Dach der Hörmann-Gruppe können wir eine große Leistungsbreite anbieten, was uns von den Mitbewerbern abhebt", freut sich Lothar Becker.
Ein weiterer Vorteil ist sicherlich auch die Unabhängigkeit des Unternehmens. So handeln die einzelnen Tochtergesellschaften eigenständig. Auch die Strukturen eines familiengeführten, erfolgreichen Firmenverbundes schlagen erfolgreich zu Buche.
Zu den Erfolgsfaktoren zählt natürlich auch das Bekenntnis zur Qualität. So ist das Unternehmen zertifiziert nach DIN EN ISO 9001, dem Umweltstandard ISO 14001 und ISO TS 16949. Regelmäßige Begehungen sowie interne und externe Audits ergänzen diese Qualitätsnormen.
Natürlich wissen die Kunden dieses Qualitätsbewusstsein zu schätzen und haben die Hörmann Automotive St. Wendel dafür mehrfach ausgezeichnet. Abgerundet werden die verschiedenen Erfolgsbausteine weiter durch hohe Kompetenz für die Prozesse sowie Lean Management.