Stark im Team, stark im Produkt

Interview mit Kathrin Henle-Bee, Prokuristin der HENLE Baumaschinentechnik GmbH

Wirtschaftsforum: Frau Henle-Bee, die Geschichte von HENLE ist auch eine Familiengeschichte. Wie hat sie begonnen?

Kathrin Henle-Bee: Mein Großvater Werner Henle hat das Unternehmen 1981 aus der Taufe gehoben. 1996 hat mein Vater Gerhard die heutige GmbH gegründet. Seitdem hat sich der Fokus weg vom Handel hin zur Produktion von Anbaugeräten für Baumaschinen geändert. 2012 haben wir eine neue Halle gebaut, mit der wir unsere Fertigungstiefe deutlich steigern konnten. Meine Eltern sind mit dieser großen Investition einen wichtigen Schritt gegangen, um die Firma auf die Zukunft auszurichten. Seit 2006 bauen wir selbst Schnellwechsler und haben gerade Modelle mit besserer Sicherheitsfunktion entwickelt. Die Geschichte von HENLE wird in jedem Fall eine Familiengeschichte bleiben: Die Nachfolge ist geregelt, da die dritte Generation bereits mit vier Prokuristen im Unternehmen vertreten ist.

Wirtschaftsforum: Wie hat sich HENLE in Zahlen entwickelt?

Kathrin Henle-Bee: Wir befinden uns in einer Wachstumsphase. Aktuell beschäftigen wir um die 120 Mitarbeiter, das ist ein Zuwachs von 25% in den letzten fünf bis sieben Jahren. Unseren Umsatz von 18 Millionen EUR in 2020 wollen wir dieses Jahr auf 20 Millionen EUR steigern. Wenn die Coronapandemie nicht zu weiteren Komplikationen führt, werden wir das voraussichtlich erreichen. Dass wir uns auf einen Standort konzentrieren und hier eine hohe Fertigungstiefe haben, hat uns in der Krise sehr geholfen. Wir können vieles selbst herstellen und sind daher recht flexibel, auch wenn Rohstoffe nicht rechtzeitig geliefert werden können.

Wirtschaftsforum: Seit wann sind Sie im Unternehmen, und was sind Ihre Aufgaben?

Kathrin Henle-Bee: Ich bin mit dem Unternehmen aufgewachsen. 2015 bin ich offiziell eingestiegen und zuständig für Verkauf und Marketing. Als Vierergespann mit meinem Cousin, meiner Schwester und meinem Mann treffen wir alle Entscheidungen für unsere jeweiligen Bereiche gemeinsam. Aufgrund meiner Sprachkompetenz im Englischen konnten wir uns auch auf das europäische Ausland ausrichten. Mir ist es wichtig, Marketing nicht nur als Werbung zu verstehen, sondern den Kunden umfassend zu informieren und ihm zu helfen. Dafür haben wir, auch Corona-bedingt, digitale Angebote wie einen 3-D-Onlinerundgang geschaffen. Auf diesem Gebiet befinden wir uns aber noch am Anfang.

Wirtschaftsforum: Welches sind Ihre wichtigsten Produkte?

Kathrin Henle-Bee: Unsere Serienfertigung ist auf Anbaugeräte für Bagger ausgelegt. Hier bieten wir ein breites Spektrum für Maschinen von 0,5 bis 45 t. Im Sonderbau können wir auch Anbaugeräte für größere Bagger herstellen. Der Trend geht zu immer individuelleren Kundenanfragen. Diese Anforderungen lösen wir mit unserer eigenen Konstruktionsabteilung. Am meisten Zulauf bekommt im Moment der Telelöffel, den wir im Haus konstruiert haben und der speziell im Breitbandausbau eingesetzt wird. Unser neu entwickelter Schnellwechsler bietet einen wichtigen Sicherheitsaspekt für den Baggerfahrer. Wir haben aber auch Produkte für den Garten- und Landschaftsbau, den Kabel- und Kanalbau und den Abbruch.

Wirtschaftsforum: Warum ist HENLE Ihrer Meinung nach so erfolgreich?

Kathrin Henle-Bee: Wir haben im Team immer einen sehr familiären Umgang gepflegt. Gerade jetzt in der Krise hat man gemerkt, dass sich alle besonders eingesetzt haben. 98% unserer Mitarbeiter lassen sich zum Beispiel jede Woche testen. Neue Kollegen werden immer gut aufgenommen. Man hält im Team zusammen. Wichtig war aber auch, dass meine Eltern sich nie vor Veränderungen wie etwa Nachhaltigkeit und Digitalisierung verschlossen haben.

Wirtschaftsforum: Was bedeutet Ihnen Nachhaltigkeit?

Kathrin Henle-Bee: Den Nachhaltigkeitsgedanken hat mein Vater eingebracht. Wir beziehen Nachhaltigkeit nicht nur auf die Umwelt, sondern auch auf unsere Geschäftsbeziehungen. Sie hat für uns auch eine soziale Komponente. Das heißt, wir kümmern uns um die Gesundheit und das psychische Wohlbefinden der Mitarbeiter.

Wirtschaftsforum: Was ist denn für Sie der Antrieb, sich im Familienunternehmen zu engagieren?

Kathrin Henle-Bee: Ich möchte das Unternehmen für mich selbst, das Team und den Standort weiter aufbauen. Mir ist es wichtig, hier in der Region einen nachhaltigen Beitrag zu leisten.

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