Mit Luxus in die weite See

Interview mit Dr. Jens Gerhardt, CEO der HanseYachts AG

Wirtschaftsforum: Yachten bauen – das klingt nach einem Traumjob. Meer, Sonne und passend dazu die großen, schnellen Schiffe bauen. Wie sind Sie dazu gekommen?

Dr. Jens Gerhardt: Mein Hobby war immer das Meer. Ich komme vom Segeln und kenne viele Wassersportarten. Privat war ich mit der Branche immer in Verbindung. 2011 bin ich dann in die HanseYachts AG als CEO eingestiegen. Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht. Mit den Produkten bin ich auch emotional verbunden.

Besonders gut gefällt mir die Globalisierung im Unternehmen. Wir haben Verbindungen in 90 Länder. Wir haben eine Exportquote von über 80%. So kann es vorkommen, dass wir am Vormittag mit einem Türken verhandeln, mittags dann mit einem Amerikaner und abends mit einem Japaner – ganz unterschiedliche Charaktere, aber letztendlich sind sie alle Nautiker.

Wirtschaftsforum: Auf welche Ihrer Schiffe sind Sie besonders stolz?

Dr. Jens Gerhardt: Die Hanse 675 beispielsweise ist mit einer Länge von 21 m das größte Serienschiff der Welt. Sie ist eine gut funktionierende Yacht, die viel Luxus und Platz bietet. Individuell passen wir die Wünsche der Kunden an. Wir sind sehr stolz auf diesen Vorreiter, der etwa 1,2 Millionen EUR kostet. Mit einem funktionalen Design ausgestattet ist die Hanse 315. Sie wird oft als Tagesboot benutzt und kostet unter 100.000 EUR. Ein weiteres Beispiel ist unsere Sealine C530, die für unheimlich viel Platz und Licht steht. Sie ist eine Villa auf dem Meer mit riesigen Scheiben und Sitzstoffen. Diese Yacht ist eine Innovation. Vor ein paar Jahren wollten die Menschen mehr Sonne. Heute haben sich die Interessen gewandelt: Die Segler möchten nicht mehr zu braun werden. Stattdessen wünschen sie sich schützenden Schatten. Die etwa 600- bis 800.000 EUR teure Yacht besitzt einen Gasgrill mit Schneidebereich, der gleich dort steht, wo man den Fisch aus dem Wasser holt.

Wirtschaftsforum: Diese Preise kann natürlich nicht jeder für ein Schiff ausgeben. Dennoch ist die eigene Yacht für viele Menschen ein Traum. Wer gehört zu Ihren Kunden?

Dr. Jens Gerhardt: Wir verkaufen keine Stückzahlen. Insgesamt veräußern wir im Jahr zwischen 6 und 700 Yachten. Oft verbringen Kunden viel Zeit auf unserer Website und kaufen dann das, was sie dort gesehen haben. Unsere Zielgruppen sind stark markenabhängig. Grundsätzlich hat jede Marke zwischen einer und drei Zielgruppen.

Die Interessen der Menschen haben sich verändert. Früher wollten sie günstige Schiffe haben, an denen dann mehr geschraubt wurde, als dass sie damit gesegelt sind. Diese Generation verlässt das Meer. Die neue Generation repariert mit dem Handy. Wenn etwas erneuert oder verändert werden muss, rufen die Kunden an. Für den Luxus bezahlen sie aber auch gern.

„Früher haben wir ein Transportmittel gebaut – jetzt ist es ein luxuriöses, schwimmendes Modehaus.“ Dr. Jens Gerhardt
Dr. Jens Gerhardt

Wirtschaftsforum: Wie hat sich Ihr Unternehmen seit seiner Gründung 1990 entwickelt?

Dr. Jens Gerhardt: HanseYachts gibt es seit 1990 – die Werft jedoch schon seit der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg. Schiffe wurden dort immer schon gebaut. HanseYachts impliziert 800 Jahre Bootstradition. 1993 stellte das Unternehmen sein erstes Boot vor. Anschließend baute es ein zweites Werk auf und wuchs kontinuierlich. 2007 hat HanseYachts eine große moderne Fabrik gebaut. 2011 haben wir dann moderne Management-Methoden eingeführt und Umsatz sowie Mitarbeiterzahlen knapp verdoppelt. Insgesamt beschäftigen wir heute rund 1.600 Mitarbeiter und vergrößern uns regelmäßig.

Seitdem haben wir unsere Produkte komplett modernisiert. Mit einer neu aufgebauten Entwicklungsabteilung geben wir viel stärkere Marktimpulse. Zudem besuchen wir jährlich fast 100 Messen. Früher haben wir ein Transportmittel gebaut – jetzt ist es ein luxuriöses, schwimmendes Modehaus. Wir erreichen eine große Kundenzufriedenheit, indem wir die Boote stark individualisieren.

Wirtschaftsforum: Was sind Ihre Ziele für die Zukunft?

Dr. Jens Gerhardt: Derzeit generieren wir einen Umsatz von 140 Millionen EUR. HanseYachts und die Zahl der Mitarbeiter erleben starke Wachstumsphasen. Hohen Umsatz haben wir erreicht. Jetzt ist das Ziel, Gewinn zu optimieren. Jedes unserer Stücke müssen wir bauen. Jedes Stück ist ein Unikat. In naher Zukunft möchten wir in etwa in der Größe wachsen, wie in den vergangenen Jahren und so die 200-Millionen-EUR-Grenze erreichen. Mit unseren bisherigen Marken können wir das schaffen. Aber auch für weitere Projekte gibt es noch Möglichkeiten – seien es Boote zum Angeln, größere Segelschiffe oder kleinere Motorboote.

Tags
Nach themenverwandten Beiträgen filtern

Mehr zum Thema Automobil & Fahrzeugbau

Mehr Frachtgut, mehr Nachhaltigkeit, niedrigere Kosten

Interview mit Jeroen Naalden, CEO der Burgers Carrosserie BV

Mehr Frachtgut, mehr Nachhaltigkeit, niedrigere Kosten

„Trusted in Transport, Driven by Innovation“: Dieser Grundsatz gilt für den Anhängerkarosseriebauer Burgers schon seit 1925. Heute zählen vor allem gestandene Einzelhandelsplayer wie Action und Jumbo zu seinen Kunden, die…

Starke Technik für schwere Aufgaben

Interview mit Alexander Kraus, Geschäftsführer der J.A. Becker & Söhne GmbH & Co.KG

Starke Technik für schwere Aufgaben

Wenn tonnenschwere Straßenbahnen oder komplexe Industrieanlagen in Bewegung gesetzt werden müssen, sind Präzision, Zuverlässigkeit und Ingenieurskunst gefragt. Genau hier setzt J.A. Becker & Söhne aus Erlenbach an. Seit über 125…

Mit Hightech durch den Schnee

Interview mit Wilhelm Rieder, Geschäftsführer der ZAUGG AG EGGIWIL

Mit Hightech durch den Schnee

Während sich viele Unternehmen in städtischen Zentren oder globalen Hubs ansiedeln, behauptet sich ein international erfolgreicher Technologiebetrieb aus einem kleinen Dorf im Emmental. Die ZAUGG AG EGGIWIL ist Spezialist für…

Spannendes aus der Region Landkreis Vorpommern-Greifswald

Ganzheitliche Energielösungen durch Sektorenkopplung

Interview mit Jan Holewa, Geschäftsführer in der Unternehmensgruppe GLUTH

Ganzheitliche Energielösungen durch Sektorenkopplung

Wenn der Übergang zu erneuerbaren Energien in der Gebäude- und Heiztechnik gelingen soll, dann sind ganzheitliche Lösungen gefragt. Einzellösungen haben durchaus Vor- und Nachteile, die nur in Kombination voll ausgeschöpft…

Fortschritt trifft Präzision in der Orthopädietechnik

Interview mit Frank Starkowski, Geschäftsführer der Orthopädie-Technik-Service aktiv GmbH

Fortschritt trifft Präzision in der Orthopädietechnik

Frank Starkowski, Geschäftsführer der Orthopädie-Technik-Service aktiv GmbH, gewährt im Gespräch spannende Einblicke in die innovative Entwicklung seines Unternehmens. Er spricht über den Einsatz neuer Technologien, die fortschreitende Digitalisierung und die…

„Wir sind die Problemlöser am Bau!“

Interview mit Ronny Keßler, Vorstand der Keßler Bau AG

„Wir sind die Problemlöser am Bau!“

Die Keßler Bau AG aus Brandenburg hat sich nicht nur im Wohn- und Gewerbebau sowie als Spezialist für typisch norddeutsches Verblendmauerwerk einen Namen gemacht, sondern auch durch ihren Sprung ins…

Das könnte Sie auch interessieren

BikeTrax: Der nachhaltige Diebstahlschutz für’s E-Bike

Interview mit Stefan Sinnegger, Gesellschafter der PowUnity GmbH

BikeTrax: Der nachhaltige Diebstahlschutz für’s E-Bike

Immer öfter sieht man sie auf den Straßen an herkömmlichen Fahrrädern und auch an so manchem Auto vorbei flitzen: die E-Bikes. Nicht zu unterschätzen ist, dass manche von ihnen so…

Standsome: Das Upgrade für den Schreibtisch

Interview mit Leonard Beck, Geschäftsführer der Friedrich & Patriz Möbel UG

Standsome: Das Upgrade für den Schreibtisch

Höhenverstellbare Bürotische stehen auf vielen Wunschlisten von Mitarbeitern und es gibt Unternehmen, die diesem Wunsch durch hauseigenes Gesundheitsmanagement entgegenkommen. Wenn sich überhaupt nichts bewegt, könnte der Standsome eine alternative Anschaffung…

Auf Grün gebürstet

Interview mit Joachim Lafrenz, General Manager der TePe D-A-CH GmbH

Auf Grün gebürstet

Zahnbürsten kennt jeder. Etwas anders sieht das bei Interdentalbürsten aus. Tatsächlich nutzen lediglich 30% aller Deutschen entsprechende Bürsten, obwohl das Thema für die Mundhygiene und damit für die allgemeine Gesundheit…

TOP