Damit Wohnen bezahlbar bleibt
Interview mit Thomas Keller, Geschäftsführer der GWW Wiesbadener Wohnbaugesellschaft mbH
Wirtschaftsforum: Herr Keller, wofür steht das G in GWW?
Thomas Keller: Das G steht für Gemeinnützig. Die Gemeinnützigkeit in der Wohnungswirtschaft ist zwar im Jahr 1990 weggefallen, doch wir fühlen uns nach wie vor einer gemeinnützigen Wohnungswirtschaft verpflichtet, um preiswerten Wohnraum für eine breite Schicht der Bevölkerung zu schaffen und zu erhalten.
Wirtschaftsforum: Neben der GWW gibt es noch eine Schwestergesellschaft, die GeWeGe, von der Sie ebenfalls Geschäftsführer sind.
Thomas Keller: Ja, beide Gesellschaften arbeiten eng zusammen. Die GeWeGe hat einen Bestand von rund 3.700 Wohneinheiten. Alle Mitarbeiter:innen sind bei der GWW angestellt. Die GWW ist quasi das Hauptunternehmen. 2009 haben wir viele Einheiten von der Mainzer Wohnbau übernommen, die heute noch einen großen Anteil unseres Gesamtbestandes ausmachen. Zusammen haben wir derzeit über 13.000 Wohnungen im Bestand. Mit einem Anteil von über 10% sind wir damit größter Anbieter in Wiesbaden.
Wirtschaftsforum: Wie sind Sie bisher durch die Coronakrise gekommen?
Thomas Keller: Wir haben unseren Wohnungsbestand weiter ausgebaut, alle Baustellen liefen weiter. Dieses Jahr haben wir 761 Wohnungen im Bau, außerdem haben wir inzwischen über 5.000 Wohnungen im Bestand energetisch saniert. Das macht sich gerade jetzt bei den steigenden Energiepreisen für unsere Mieter bezahlt. Mit Sanierungen sparen wir jährlich rund 12.000 t CO2, insgesamt sind es bisher über 100.000 t. Darüber hinaus haben wir während der Coronapandemie ein Quartiersmanagement aufgebaut. Dabei handelt es sich um ein innovatives Controlling-Tool, mit dem wir zielgenauere Mietangebote für unsere Kunden machen können. Gleichzeitig beinhaltet das Quartiersmanagement, dass wir uns vor Ort sozial engagieren und die Quartiere so lebenswerter machen.
Wirtschaftsforum: Eine andere innovative Idee ist das ‘Netzwerk neues Wohnen Wiesbaden’.
Thomas Keller: Ja, damit unterstützen wir aktiv Gemeinschaftswohnprojekte, bei denen Menschen gemeinschaftlich zusammenleben wollen. Unsere Kundengruppen verändern sich, nicht nur Familien und Paare, sondern zum Beispiel Wohngruppen, denen wollen wir auch eine bezahlbare Lösung bieten. Inzwischen haben wir mehrere solcher Gemeinschaftswohnprojekte, zum Beispiel für Senioren. Die Herausforderung bei solchen Projekten ist, sich auf ein neues Thema einzulassen, die Kommunikation mit der Gruppe, zuständigen Ämtern und den Baubeteiligten erfordert Geduld und Fingerspitzengefühl. Das Ergebnis lohnt sich.
Wirtschaftsforum: Gibt es weitere aktuelle Neubauprojekte?
Thomas Keller: Im Waldviertel in Wiesbaden-Kohlheck errichten wir derzeit mehrere hundert Wohneinheiten auf einem ehemaligen Konversionsgelände. Die ersten zwei Bauabschnitte sind bereits abgeschlossen, die Abschnitte drei und vier folgen 2023 und 2024. Das Projekt zeichnet sich durch gute Qualität und Optik und ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis aus, dafür sind wir in Wiesbaden bekannt. Außerdem liegen alle Neubauten über den aktuellen Anforderungen der Energieeinsparverordnung.
Wirtschaftsforum: Welche Anstrengungen unternehmen Sie, um selbst als Unternehmen nachhaltiger zu werden?
Thomas Keller: Wir nehmen bei Ökoprofit teil, um unsere Betriebskosten zu senken und die natürlichen Ressourcen zu schonen. Außerdem sind wir bei der Initiative Wohnen.2050 dabei, das ist ein Bündnis der Wohnungswirtschaft für eine klimaneutrale Zukunft.
Wirtschaftsforum: Dieses Jahr wurde die GWW zum zweiten Mal in Folge mit der Goldenen Lilie ausgezeichnet.
Thomas Keller: Die Goldene Lilie erhalten Unternehmen in Wiesbaden und Umgebung, die sich für die Gesellschaft, für die Stadt und ihre Nachbarschaften engagieren. Wir organisieren zum Beispiel regelmäßig Weihnachtsessen mit der Tafel, und viele unserer Mitarbeiter werden für aktives Engagement während der Arbeitszeit freigestellt - z.B. Wiesbaden engagiert.
Wirtschaftsforum: Wie sind die Aussichten für das kommende Jahr?
Thomas Keller: Wegen der massiven Preis- und Zinssteigerungen stellen wir derzeit alle geplanten Neubauprojekte auf den Prüfstand. Das Thema energetische Sanierung bleibt aber wichtig. Wir wollen weiter der führende Wohnungsanbieter in Wiesbaden bleiben und immer weiter klimaneutral werden.