„Unternehmertum muss stets zukunftsgerichtet sein!“

Interview mit Kurt Widmer, Vorsitzender der Geschäftsleitung der Goba AG

Wirtschaftsforum: Herr Widmer, ursprünglich ist die Goba AG mit einer Mineralquelle in Gontenbad groß geworden – inzwischen bieten Sie jedoch ein deutlich umfangreicheres Produktsortiment an.

Kurt Widmer: Unser Mineralwasser stellt weiterhin einen zentralen Eckpfeiler unseres Unternehmens dar – schließlich wird es aufgrund seiner besonderen Reinheit und der nur sehr leichten Mineralisierung besonders gern in der gepflegten Gastronomie und Hotellerie eingesetzt, wo es sich hervorragend als Weinbegleitung eignet. Darüber hinaus bieten wir ein breites Spektrum an Erfrischungsgetränken an, wo wir in mehreren Aspekten unsere Innovationsfreude ausspielen: So haben wir unter dem Namen Charisma inzwischen ein Mineralwasser mit Weihrauchhydrolat im Angebot, das dem Getränk eine ganz leichte, angenehme Rauchnote verleiht – dieses Produkt ist einmalig auf der Welt. Gleichzeitig sind wir sehr bemüht, den Zuckergehalt in unseren Getränken zu reduzieren, ohne dies durch die Hinzugabe anderer Süßstoffe zu kompensieren. Stattdessen möchten wir den Gaumen unserer Kundinnen daran gewöhnen, insgesamt weniger Zucker aufzunehmen.

Wirtschaftsforum: Läuft diese Bestrebung nicht konträr zur allgemeinen Marktentwicklung, in der Erfrischungsgetränke eher immer weiter übersüßt werden?

Kurt Widmer: Wir fassen Trends und Marktentwicklungen nicht als unbeeinflussbare Erscheinungsbilder auf, die man eben hinnehmen muss. Vielmehr sehen wir uns als Hersteller in der Verantwortung, aktiv entsprechende Trends zu entwickeln. Gerade als KMU befinden wir uns hierfür in einer idealen Position, weil wir agil genug sind, um bestehende Grenzen zu überschreiten und schnell neue Produkte zu lancieren. Gleichzeitig binden wir die Konsumenten aktiv in unsere Produktentwicklungsprozesse ein – insbesondere junge Verbraucherinnen aus der Generation Z.

Wirtschaftsforum: Wie erleben Sie dabei die Generation Z – sind ihre Vertreter so idealistisch und schwer fassbar, wie sie in der landläufigen Meinung gerne dargestellt werden?

Kurt Widmer: Sie sind auf jeden Fall die Individualisten und die Mutigen, die die Welt anders sehen und ihre Werte im Alltag anders interpretieren wollen als vielleicht die Generationen vor ihnen. Doch egal ob man ihnen skeptisch oder offen gegenüberstehen möchte: Sie werden bestimmen, welche Produkte – mit welcher Reinheit, welchen Geschmacksrichtungen und welchen Inhaltsstoffen – in Zukunft nachgefragt werden. Jedes weitsichtige Unternehmen muss sich schon heute auf die sich daraus ergebenden Verschiebungen einstellen.

Wirtschaftsforum: Inwiefern decken sich die Werte der Generation Z mit denen der Goba AG?

Kurt Widmer: Das sehr bewusste Konsumentenverhalten dieser Generation stimmt mich auf jeden Fall sehr optimistisch für die Zukunft – und auch auf dem Arbeitnehmermarkt setzt sie natürlich wichtige Impulse. Wie man damit umgeht, ist eine Frage der Haltung: Ich kann mich über den Fachkräftemangel, die Betonung einer besseren Work-Life-Balance samt verstärkter Teilzeitarbeit und ihre Erwartung, dass ihre Ideen und Vorstellungen auch umgesetzt werden, lauthals beklagen – oder ich kann diese Haltung annehmen, mich darauf einstellen und damit eine viel schönere, erfüllendere und auch wertschöpfendere Arbeitswelt gestalten. All meine Gespräche mit Menschen aus dieser Generation haben mich in meiner Beobachtung bestärkt, dass ein gegenseitiger, von Wertschätzung, Akzeptanz und Respekt geprägter Austausch enorme Früchte im Tagesgeschäft sowie bei strategischen Fragestellungen trägt. Denn bei den neuen Arbeitsmodellen geht es doch nicht nur um ein bisschen Homeoffice oder das ein oder andere Gleitzeitmodell, sondern um ganz fundamentale Themen wie die bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf – damit die Mitarbeiter weder beruflich noch privat unter Druck stehen, was ihnen wiederum ein nachhaltiges und effektives Engagement im Unternehmen ermöglicht. Am Ende profitieren alle davon – und das erfüllt mich mit großer Freude.

Wirtschaftsforum: Ist die Generation Z mit diesen Idealen dann auch bereit für Führungsaufgaben?

Kurt Widmer: Unbedingt – und sie sollte sie so schnell wie möglich wahrnehmen dürfen! Ich selbst bin vor sechs Jahren zur Goba AG hinzugestoßen, nachdem ich mich 35 Jahre lang bei der Migros engagieren durfte. Gemeinsam mit Gabriela Manser, der damaligen Inhaberin und heutigen Verwaltungsratspräsidentin von Goba, habe ich den Verkauf des Unternehmens an die Pfister-Stiftung betrieben, wodurch uns auch perspektivisch ein nachhaltiges Engagement im Markt mit unseren Werten möglich ist. Ich selbst habe dabei das Ziel, in meiner Funktion als Vorsitzender der Geschäftsleitung bald nur noch als Hauswart zu fungieren, den die jungen Kollegen um Rat fragen können, wenn sie ihn brauchen, während sie selbst bereits in der Pole Position stehen. Denn Unternehmertum muss immer zukunftsgerichtet sein – und in dieser Überzeugung liegt etwas Wundervolles.

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