In großen Höhen und durch härtestes Bergmassiv

Interview mit Helmut Ortler, Geschäftsführer der GEO-Alpinbau GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Ortler, ob in besonders großen Höhen oder mitten durch felsiges Gestein – die GEO-Alpinbau GmbH ist immer da aktiv, wo extreme Rahmenbedingungen herrschen. Wie ist die Ambition entstanden, gerade im schwierigsten Gelände tätig zu werden?

Helmut Ortler: Vor der Gründung der GEO-Alpinbau war ich zuletzt in leitender Funktion bei einem größeren Baukonzern in Österreich beschäftigt gewesen. Auch ein Großteil der Mitarbeiter, die wir für unser Unternehmen gewinnen konnten, war bereits in den anspruchsvollsten Bereichen des Hoch- und Tiefbaus tätig. Ihre Expertise und weitreichende Praxiserfahrung waren also die idealen Voraussetzungen für unsere Projekte.

Wirtschaftsforum: Was ist das umfangreichste Bauvorhaben, mit dem Sie gerade zu tun haben?

Helmut Ortler: Unser derzeit größtes Projekt ist die Errichtung eines Speicherbeckens für die Tiroler Wasserkraftwerke. Hier sind wir mit der gesamten Bauinfrastruktur, den ökologischen Baumaßnahmen und der Errichtung der Hangsicherung betraut. Mit einem Erdbauvolumen von acht Millionen Kubikmetern und einer Auftragssumme in Höhe von 25 Millionen EUR sind die Dimensionen auch für unsere Verhältnisse beeindruckend.

Wirtschaftsforum: Welchen Herausforderungen begegnen Sie bei diesem Projekt?

Helmut Ortler: Das Bauvorhaben wird in über 2.000 Höhenmetern durchgeführt. Allein die logistischen Aufgaben sind sehr komplex, schließlich müssen unsere zahlreichen Großgeräte diese Strecke auf den bestehenden Straßen zurücklegen. Hinzu kommt in diesen großen Höhen die ständige Gefahr des Steinschlags, die es selbstverständlich so weit wie möglich zu minimieren gilt. Da dieses Projekt auch jahrelang Gegenstand politischer Auseinandersetzungen war, werden wir außerdem mit Argusaugen bewacht, ob wir tatsächlich so behutsam mit der Ökologie umgehen, wie wir dies stets betonen – was ich selbstverständlich vollumfänglich bejahen kann.

Wirtschaftsforum: Sie bauen nicht nur in großen Höhen, sondern errichten auch Tunnel mitten durch schweres Bergmassiv. Was ist schwieriger: der Bau einer Seilbahn oder das Durchbrechen einer Bergkette?

Helmut Ortler: Beide Seiten haben ihre eigenen Herausforderungen – die des Tiefbaus dürften aber noch ein wenig höher sein, da die Beschaffenheit des Untergrunds oft nicht besonders zielsicher prognostiziert werden kann. Fast immer befinden wir uns in Bezug auf das vorhandene Gestein auf schwierigem Terrain, was eine gewisse Planungsunsicherheit und große Arbeitsanstrengungen zur Folge hat. Bei den Bauarbeiten zum Speicherbecken der Tiroler Wasserkraftwerke müssen wir beispielsweise 1,5 Millionen Kubikmeter Gneis- und Granitgestein sprengen – das härteste Gestein, das es in Mitteleuropa überhaupt gibt.

Wirtschaftsforum: Welche technologische Innovation erwarten Sie im Bauwesen in naher Zukunft?

Helmut Ortler: Derzeit wird viel daran geforscht, bei Bewährungseinlagen anstelle von Baustahl auf Kunststoffeinlagen zurückzugreifen, die viel leichter zu verarbeiten sind und zudem nicht den enormen Preissteigerungen in der Stahlerzeugung unterworfen sind. Hier sehe ich bauphysikalisch und wirtschaftlich enormes Potenzial.

Wirtschaftsforum: Wird auch eine stärkere Vernetzung der Baumaschinen im IoT eine größere Rolle spielen?

Helmut Ortler: Das wird in unserem Geschäftsbereich eher weniger der Fall sein. Auf unsere erstklassigen Maschinisten, die mit den Baugeräten auch in großen Höhen feinfühlig umgehen müssen, wo es oft zu Empfangsschwierigkeiten bei den GPS-Systemen kommt, werden wir bei allen technologischen Innovationen nie verzichten können. Ihr Know-how bleibt unser wichtigstes Kapital.

Wirtschaftsforum: Welches Ihrer zahlreichen Projekte erfüllt Sie noch heute am meisten mit Stolz?

Helmut Ortler: Unser größtes Projekt in der Sparte Seilbahn war unsere Beteiligung am Neubau der Zugspitzbahn, wo wir als kleines Familienunternehmen den Großauftrag für die Errichtung neuer Bergstationen und des Stützenbauwerks erhielten. Dieses Unterfangen war mit besonderen logistischen und technischen Herausforderungen verbunden, was uns natürlich besonders gereizt hat. Wir sind bis heute sehr stolz auf diese Leistung – und zudem ist sie wohl unsere beste Referenz.

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