Moderne Zeitarbeit mit Raum zum Leben
Interview mit Harald Schneider, Geschäftsführer, und Detlef Sundermann, Vertriebsleiter der GDO GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Schneider, Ihre Philosophie und Ihr Ansatz des von der GDO GmbH angebotenen Arbeitszeitmodells ist speziell und außergewöhnlich. Bitte erzählen Sie uns doch im Detail über Ihren Service, den die GDO GmbH den Fachkräften und Unternehmen am Arbeitsmarkt anbietet.
Harald Schneider: In der Arbeitswelt ist es immer schwieriger, Mitarbeiter zu finden, die regelmäßig und ausreichend ihre Arbeitskraft zur Verfügung stellen können. Der Kampf um die ‘traditionellen’ Mitarbeiter ist für viele Unternehmen bereits bedrohlich. Der Wunsch nach Flexibilisierung, vonseiten des Unternehmens, zur Wettbewerbssicherung erleichtert die Suche auch nicht. Als Personaldienstleister und Entwickler von Arbeitszeitmodellen sind wir in der Lage, theoretische Modelle realitätsnah zu erproben. Unser – für und von uns – selbst entwickeltes Modell zielt ganz bewusst auf Mitarbeiter, die eben nicht regelmäßig arbeiten können oder wollen. Dabei berücksichtigen wir, dass gesellschaftliche oder familiäre Zwänge, Aus- und Weiterbildungen, unzureichende Erstanstellungen, und so weiter zunehmend ‘reguläres Arbeiten’ verhindern. Unsere Arbeitszeitmodelle orientieren sich an diesen Notwendigkeiten. Wir entwickeln also Lösungen, die die Phänomene aufnehmen und berücksichtigen.
Wunscharbeitszeit. Arbeiten wann man will und wie es einem gerade passt – das klingt für viele Menschen wie ein Traum. Für die rund 560 Mitarbeiter des Unternehmens GDO ist das seit Langem Alltag. Wöchentlich geben sie online an, wann Familie, Hobbys oder Termine Raum lassen, um in der kommenden Woche zu arbeiten. Für uns steht an erster Stelle der Mitarbeiter. Nur motivierte und wertgeschätzte Menschen können unsere Philosophie und unser Arbeitszeitmodell überhaupt mit Leben erfüllen.
Dann allerdings ergeben sich für einen Auftraggeber zusätzliche – bisher nicht gekannte – Möglichkeiten. Aus Sicht des Kunden zum Beispiel die Verteilung der Arbeit auf mehrere Schultern. Sprich: Schichtarbeit wird nicht von einem Mitarbeiter pro Schicht oder Tag geleistet, sondern kann auf mehrere Mitarbeiter gesplittet werden. Mindestens zwei Vorteile ergeben sich daraus. Zum einen bedarf es, bei einer nahtlosen Übergabe der Arbeit, keiner Pausen. Zum anderen das Thema Schwankung/Redundanz. Bei einem Krankheitsausfall kann der Produktionsausfall durch vorhandene, eingearbeitete Mitarbeiter kompensiert werden. Auch plötzliche Produktionsschwankungen können so schnell und zuverlässig abgedeckt werden. Diese Unabhängigkeit, auch für Unternehmen, ermöglicht ein zeitnahes bundesweites Arbeiten ohne Filialnetz. Bewährte entwickelte Programme erstellen selbstständig Abläufe oder unterstützen maßgeblich das Personalwesen. Die Verwaltungskosten lassen sich auf ein unfassbar niedriges Niveau senken. Aufgrund der erhöhten Lebensqualität der Mitarbeiter entwickeln sich ergänzend die krankheitsbedingten Ausfälle deutlich zurück. Diese Art von Arbeitsplatzsicherung kommt allen zugute.
Wirtschaftsforum: Das Thema ‘Wunscharbeitszeiten verwalten mit einem persönlichen Internetkalender’ steht bei Ihnen für Bewerber zudem im Fokus. Wie wird dieses individuelle Angebot bei Ihnen realisiert?
Harald Schneider: Dazu nutzen wir eine selbst entwickelte, oder soll ich sagen sich selbst entwickelnde Software mithilfe eines CMS-Systems. Jeder Mitarbeiter kann von überall seine Arbeitsangebote, Dienstpläne, Arbeitsanweisungen oder auch die GDO-Pedia als Infozentrale einsehen und nutzen. Unsere circa 560 Mitarbeiter greifen jeden Monat mehr als 100.000 Mal auf unser Portal zu. Das nennen wir zeitgemäß. Hier können Unternehmen enorm von unserem Arbeitszeitmodell partizipieren. Und zwar auf drei Arten:
- Durch Einsetzen unserer Mitarbeiter, die wir mittels unserer Software planen, oder
- wir entlasten bei der Personalplanung – auch das Personal des Unternehmens betreffend, oder
- das Unternehmen nutzt unser Know-how und unsere Software zur Personalplanung.
Wirtschaftsforum: Die Arbeitslosigkeit in Deutschland sinkt seit Jahren und die Übernahmequoten von Zeitarbeitskräften sind hoch. Inwiefern hat diese Entwicklung Ihr Geschäft verändert?
Detlef Sundermann: Insofern, dass wir unsere Mitarbeiterakquise quantitativ enorm ausgeweitet haben. Dafür haben wir mittlerweile eine eigene Abteilung gegründet, die eng mit Vertrieb und Disposition verzahnt ist. Qualitativ stimmen wir die Kampagnen Schritt für Schritt auf die Bedürfnisse unserer Zielgruppen ab. Dabei agieren wir sehr flexibel und schärfen gegebenenfalls auch sehr zeitnah nach. Die Spezialisierung auf Arbeitsuchende, die kein gleichmäßiges Arbeiten anbieten können, eröffnet uns den Zugriff auf einen sehr großen Pool von Arbeitsuchenden. Hinzu kommen jene, die erst gar nicht suchen, weil sie der Meinung sind, für sie gäbe es nichts. Ob gelernte oder ungelernte Kräfte: monatlich verzeichnen wir, je nach Saison, 300 bis 500 Bewerbungen. Die Ergebnisse unserer Bemühungen veröffentlichen wir übrigens auch auf unserer Homepage.
Wirtschaftsforum: Fachkräftemangel ist in aller Munde, auf der anderen Seite sind in den vergangenen drei Jahren viele neue potenzielle Arbeitskräfte nach Deutschland gekommen. Wie beschreiben Sie Ihren Kandidatenmarkt und die größten Herausforderungen beim Finden geeigneter Mitarbeiter?
Harald Schneider: Handelt es sich bei dem Begriff Fachkräftemangel nicht um ein Narrativ? Ist es schon ein Mangel, wenn es nur 60 statt 100 Bewerber pro ausgeschriebener Stelle gibt? Aber ich möchte an dieser Stelle nicht politisch werden. Unsere Kandidaten sind in der Tat zumeist im Bereich der Helfertätigkeiten anzusiedeln. Das können sein Schüler/Studenten, Alleinerziehende, Rentner, Ungelernte, Berufseinsteiger und so weiter, eigentlich alle Menschen, die sich ein unkompliziertes Zusatzeinkommen wünschen.
Wirtschaftsforum: Ihr Unternehmen arbeitet als Vermittler zwischen Unternehmen und Arbeitskräften. Was gilt es bei der Kommunikation mit beiden Seiten zu beachten?
Detlef Sundermann: Beide Parteien haben unterschiedliche Positionen und Interessen. Das birgt grundsätzlich immer Konfliktpotenzial. Hier müssen wir genau hinsehen, um entstehende Konflikte schnell zu erkennen und zu bearbeiten. Dabei sind wir nicht scheu und gehen offensiv damit um. Sehr oft können wir durch neue Impulse Lösungen fördern. Wegsehen ist keine Lösung. Daher sind wir – bei höchster Achtsamkeit unseren Gesprächspartnern gegenüber – gerne sehr direkt und lösungsorientiert.
Wirtschaftsforum: Vermittlung von medizinischen Fachkräften und Pflegepersonal wird bei GDO unter dem Namen GDOmed separat betrieben. Warum haben Sie sich entschieden, diesen Bereich zu separieren?
Harald Schneider: Dieser Bereich ist sehr anspruchsvoll. Hier bedarf es entsprechender Kompetenz, die eine Spezialisierung und Konzentration auf die Aufgabe erforderlich macht.
Wirtschaftsforum: Gerade im Bereich Altenpflege gibt es in Deutschland immer wieder hitzige Diskussionen um Überstunden, geringe Bezahlung und schlechtes Arbeitsklima. Wie sorgen Sie dafür, dass es Ihren Mitarbeitern in diesem Bereich gut geht und was muss sich verändern, damit sich die generellen Arbeitsbedingungen in der Altenpflege verbessern?
Detlef Sundermann: Da verweise ich gerne noch einmal auf unsere Vermittlertätigkeit und das Konfliktpotenzial. Tatsächlich ist hier einiges im Argen. Das Thema ist komplex und eine politische Lösung nicht in Sicht. Erst einmal müsste sich die Anzahl der Mitarbeiter erhöhen. Wenn ich als Betreiber einer Einrichtung genötigt werde, mehr Mitarbeiter einzustellen, muss es dafür erst einmal auch einen Markt geben. Eher erscheint es uns so, als flüchteten die Menschen daraus. Die Tätigkeit hat – aus verschiedensten Gründen – offenbar sehr an Attraktivität verloren und verschreckt selbst den größten Idealisten. Das liegt nicht allein an der Bezahlung, sondern eher am Miteinander. Unser Ansatz ist mehrdimensional und – wie stets – sehr auf den Mitarbeiter ausgerichtet.
- Die Bezahlung ist bei uns höher als bei den Festangestellten.
- Interpersonelle Konflikte werden von und mit uns direkt und unmittelbar bearbeitet. Dazu haben wir einen psychologischen Berater in unseren eigenen Reihen und nutzen ein Netzwerk von Coachs und Heilpädagogen.
- Wenn Maßnahme 2 nicht hilft, können wir Sorge tragen, dass der Mitarbeiter an einer anderen Einsatzstätte tätig werden kann. Damit gehen wir – obwohl ungerne – Konflikten aus dem Weg.
- Intervisionen und interne Seminare eröffnen dem Mitarbeiter Möglichkeiten, in Konfliktsituationen souveräner zu sein.
- Wir fördern Weiterbildungen zur Weiterqualifizierung.
Übrigens kann dem Kunden auch dieser Aspekt unseres Unternehmens hilfreich sein. Coaching, psychologische Beratung, speziell entwickelte, auf den Bedarf abgestimmte Seminare zu zeitgemäßen Themen wie Konfliktmanagement, Mobbing, Burn-out und so weiter sind ebenfalls Bestandteil unseres Angebots.