Diamanten unter den Werkzeugen
Interview mit Johann Schmidt, Geschäftsführer der GCT GmbH

Manchmal ist die Zeit einfach noch nicht reif für gewisse Innovationen. So war es wohl auch, als die GCT vor 14 Jahren in Weingarten mit der Entwicklung und dem Vertrieb diamantbeschichteter Werkzeuge für die Elektronikindustrie startete.
„Wir waren damals zu früh am Markt“, sagt der Geschäftsführer Johann Schmidt rückblickend. 2010 wurde die eigene Diamantbeschichtungsproduktion in Weingarten aufgebaut und das Geschäft kam richtig ins Rollen. Inzwischen hat man den großen Nutzen von qualitativ hochwertigen Werkzeugen erkannt – die Nachfrage steigt stetig. GCT hat sich auf dem Markt ein Alleinstellungsmerkmal erarbeitet.
„Es gibt keinen direkten Wettbewerber, der vergleichbare Produkte in diesem Umfang anbietet. Bislang ist es niemandem gelungen, unseren Beschichtungsprozess zu kopieren. Die Beschichtung muss halten und darf nicht abplatzen. Auch die Rohstoffwahl hat einen entscheidenden Einfluss auf die Funktionsfähigkeit.“Neben der Produktion eigener Werkzeuge führt GCT auch Lohnbeschichtung für andere Werkzeughersteller durch.
Vorteile erkennen
Im Dentalbereich werden diamantbeschichtete Werkzeuge zur Bearbeitung von Zahnersatz aus Keramik eingesetzt, ein anderer Hauptanwendungsbereich ist die Bearbeitung von Graphit. Auch bei kohlefaserverstärkten (CFK) und glasfaserverstärkten Kunststoffen (GFK) kommen die kleinen Werkzeuge mit der harten Diamantschicht zum Einsatz.
Für den hochsensiblen Automobilbereich stellt GCT Werkzeuge für die Fertigung der Elektronik für LED-Tagfahrlichter her. „Die Anforderungen an Genauigkeit und Sauberkeit sowie Kostenreduzierung sind hier besonders hoch. Es geht um riesige Stückzahlen“, erklärt der Geschäftsführer.

„Es gibt viele Anwendungen, bei denen man noch nicht weiß, dass die Diamantbeschichtung Vorteile bringt.“ Johann SchmidtGeschäftsführer
Zwei Drittel der produzierten Werkzeuge werden in der LED-Fertigungstechnologie weltweit eingesetzt. „Es gibt viele Anwendungen, bei denen man noch nicht weiß, dass die Diamantbeschichtung Vorteile bringt.“ Diese liegen vor allem in der Kostenersparnis infolge längerer Standzeiten: „Ein Werkzeugwechsel birgt immer ein Risiko. Die Maschine kann ausfallen und sie muss immer auf das neue Werkzeug umgerüstet werden. Die Prozesssicherheit und -genauigkeit ist mit unseren Werkzeugen um ein Vielfaches größer. Wenn die Volumina ausreichend groß sind, liegen die Einsparungen bei 25%“, betont Johann Schmidt.
Besonders Nischenhersteller für Spezialanwendungen steigen mehr und mehr auf Diamantbeschichtung um. „Der Markt wächst mit den gestiegenen Anforderungen der großen Hersteller an die Elektronik, etwa in Bezug auf Temperaturen und Ausfallsicherheit.“
Nobody is perfect
Auch wenn es um perfekte Werkzeuge geht, liegt das Geheimnis des Erfolgs für Johann Schmidt gerade nicht in der Perfektion: „Nobody is perfect. Entscheidend ist aber, einen Fertigungsprozess zu haben, in dem wenige Fehler passieren und in dem sie, wenn sie passieren, schnell entdeckt und eliminiert werden. Sie dürfen nicht beim Kunden ankommen! Die Qualitätssicherung muss entsprechend ausgelegt sein.“
Das funktioniert nur mit einem eingespielten Team. Jeder Mitarbeiter, der mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung in das Unternehmen kommt, wird hier speziell geschult und eingewiesen. „Was die Leistungen für unsere Mitarbeiter betrifft, muss ich mich vor keinem Großbetrieb verstecken“, sagt der Geschäftsführer. Dazu gehören flexible Arbeitszeiten ohne Kernarbeitszeit und ein Firmenhandy.
„Die Gesundheit und das Wohlbefinden unserer Mitarbeiter liegt mir sehr am Herzen.“ Als besonderes ‘Schmankerl’ kann jeder einmal im Monat eine 30-minütige Massage in Anspruch nehmen.
Neue Bereiche erobern
„Zu Beginn hat uns ein Marktführer gefragt: ‘Wie könnt Ihr sowas machen?’. Jetzt sagen sie: ‘Hut ab!’ Wir sind bekannt als Spezialist für schwierige Anwendungsfälle in der mechanischen Bearbeitung“, so Johann Schmidt.
Das Unternehmen, das 18 Mitarbeiter beschäftigt, macht einen Umsatz von 4,5 Millionen EUR, davon 40% in Deutschland, Österreich und der Schweiz, wo die größten Einzelkunden sitzen. Knapp 50% entfallen auf Südostasien, der Rest auf andere europäische Länder und die USA.
Wachstumsperspektiven sieht Johann Schmidt insbesondere in Europa im Bereich der LED-Beleuchtung. Der Kurs steht auf Wachstum und Investition. „Erst im Juli haben wir eine weitere Diamantbeschichtungsanlage für eine Million EUR bestellt und auch im letzten Jahr genauso viel in Kapazitätserweiterungen investiert“, berichtet er.
Angestrebt wird ein Wachstum von mehr als 10% pro Jahr. Sein persönliches Steckenpferd sind Anwendungstechnik und Produktion. „Ich bin in erster Linie Techniker. Wichtig ist für mich dabei, Probleme rechtzeitig zu erkennen und Lösungen mit dem Kunden und intern im Team zu besprechen und zu kommunizieren.“
Sein Ziel ist nicht nur, dass die Technologie im Markt erhalten bleibt, er möchte vielmehr auch neue Anwendungsbereiche, in denen die Diamantbeschichtung heute noch nicht angekommen ist, erobern. Vom 14. bis 17. November 2017 können sich Interessierte auf der productronica in München in Halle B3, Stand 503, darüber persönlich informieren.