Fahrradfahren. Ein Lebensgefühl.

Interview mit Andreas Jansen, Geschäftsführer der Gazelle GmbH

Die Holländer sind eine Fahrradnation. Deutschland gilt dagegen als Autoland. Nicht ganz zu Recht, findet Andreas Jansen, Geschäftsführer der Gazelle GmbH. „Das Fahrradland Deutschland ist ein sehr interessanter Markt. Hier fahren sehr viele Menschen Fahrrad. Jedes Jahr werden 4,5 Millionen Fahrräder verkauft.“

Bereits seit 60 Jahren exportiert die niederländische Muttergesellschaft Koninklijke Gazelle N.V. Fahrräder nach Deutschland. Seit 2016 ist sie mit der deutschen Tochter Gazelle GmbH in Mönchengladbach vertreten. Als einziger Standort außerhalb der Niederlande bedient diese den deutschen Fachhandel. Produziert werden E-Bikes ausschließlich in Holland. Der Anspruch des Traditionsunternehmens mit dem grazilen Tier im Logo ist nicht gerade bescheiden: „Wir wollen die Welt besser machen, indem wir möglichst viele Menschen aufs Fahrrad bringen“, erklärt Andreas Jansen.

Radfahren als Lebensgefühl

Mit diesem Ziel vor Augen produziert Gazelle eine Reihe von unterschiedlichen Modellen von Trekkingrädern über Cityräder bis hin zu Lifestylerädern im klassischen Hollandrad-Look. Der Fokus liegt auf komfortablen sportiven Fahrrädern. Alle werden sowohl klassisch als auch als E-Bikes angeboten. Pro Jahr verkauft der niederländische Marktführer allein 150.000 E-Bikes.

„Als die Premiummarke aus Holland wollen wir für unsere Konsumenten jedes Jahr die besten Fahrräder bauen und den besten Service liefern“, erklärt Andreas Jansen. Dazu arbeitet das Unternehmen in Deutschland mit einem gut qualifizierten Fachhändlernetz zusammen.

In Holland betreibt Gazelle die modernste Fahrradfabrik überhaupt mit einer 1,6 km langen Lackierstraße. Auch getestet werden alle Produkte vor Ort. Für das Unternehmen, aber auch für Andreas Jansen persönlich, ist Fahrradfahren ein Lebensgefühl.

„Wir wollen die Welt besser machen, indem wir möglichst viele Menschen aufs Fahrrad bringen.“ Andreas JansenGeschäftsführer

„Das wollen wir mit dem Slogan ‘Ride like the Dutch’ vermitteln. Wir sehen das Fahrrad nicht als Sport- oder Hobbygerät, sondern als Fortbewegungsmittel, mit dem man Menschen kennenlernen kann“, betont er. Die Fahrräder ermöglichen die von den typischen Hollandrädern bekannte aufrechte Sitzposition, die eine spezielle Fahrradgeometrie erfordert. „Früher war diese Position nur für das flache Gelände geeignet. Heute ist sie es dank E-Bikes auch in den Bergen“, so Andreas Jansen.

Erstes E-Bike 1936

Noch vor zehn Jahren hat Gazelle zu 95% klassische Lifestyleräder verkauft. Heute sind es zu 50% E-Bikes – in Deutschland sogar zu 65%. Der Geschäftsführer erklärt, warum die Deutschen die neue Art des Fahrradfahrens so schätzen: „Sie sind interessiert an Technik und deshalb besonders an EBikes. Zudem begünstigt die hiesige Infrastruktur die Nachfrage. Viele Leute pendeln von außerhalb in die Stadtzentren. Die Straßen sind oft überlastet. Und die Entwicklung geht dahin, immer mehr Fahrradparkplätze und Radwege zu bauen.“

Nicht zuletzt ist das Thema im Hinblick auf den Klimawandel hochaktuell, erklärt er weiter: „Die Mobilitätsbranche verändert sich sehr in Richtung Elektrik. E-Bike ist die Art von Mobilität, die wirklich funktioniert.“

Was heute voll im Trend ist, ist dennoch nicht wirklich neu: Gazelle hat schon 1936 gemeinsam mit Philips ein E-Bike gebaut. Besonders im Bereich Elektrofahrräder, aber auch beim klassischen Fahrrad sieht Andreas Jansen ein enormes Marktpotenzial. Seit 16 Jahren geht er im Unternehmen nicht nur seinem Job, sondern auch seiner Leidenschaft nach: „An meiner Arbeit mag ich tatsächlich alles. Das Fahrrad ist für mich die beste Erfindung der Menschheit. Es ist ein umweltfreundliches Produkt, das Menschen zusammenbringt.“

Und er hat noch einen interessanten Aspekt entdeckt: „Das Fahrrad bietet einem Kind als erstes Fortbewegungsmittel die Möglichkeit, sich von seinen Eltern zu entfernen.“

Fachhandel bleibt wichtig

Die Fachhändler sind für das Unternehmen nach wie vor unverzichtbar, macht Andreas Jansen deutlich: „Der Onlinehandel ist für uns ein wichtiger Geschäftszweig. Auf unserer Homepage können Konsumenten mit Click & Collect unsere Fahrräder bestellen und bezahlen, der Aufbau und die Übergabe erfolgen dann über den ausgewählten Fachhandel. Wir verkaufen technisierte Produkte, deshalb ist eine richtig gute Beratung wichtig. Hier gerät der digitale Prozess an seine Grenzen.“

Gazelle verkauft deshalb auch nicht an Onlinehändler, sondern nur an Fachhändler, die allerdings auch online verkaufen. Durch das Internet seien die Konsumenten bereits gut informiert – was jedoch nicht vor Fehleinschätzungen schützt. „Manche verlieben sich auf den Bildern in ein Rad und müssen beim Probefahren feststellen, dass es doch nicht zu ihnen passt. Fachhändler sind daher nach wie vor wichtig“, berichtet der Geschäftsführer.

Alle E-Bikes können auch in den Testcentern in Mönchengladbach, Steinfurt und Frankfurt am Main probegefahren werden. Auch wenn das Fahrrad an sich zeitlos ist, steht die Entwicklung bei Gazelle nie still. Durch neue Produkte wie etwa das Cargo-Bike für den Transport von Waren, aber auch Kindern, wird das Angebot stetig erweitert. Und den Kunden erwartet noch mehr: „Wir wollen ihm noch mehr Möglichkeiten geben, mit seinem Fahrrad glücklich zu werden, indem wir es mit dem Smartphone vernetzen.“

Tags
Nach themenverwandten Beiträgen filtern

Mehr zum Thema Handel & Konsumgüter

Der Döner für alle Fälle

Interview mit Mustafa Demirkürek, Gründer & Geschäftsführer der Alzarro Dönerworld GmbH

Der Döner für alle Fälle

Fertigprodukte sind aus den Supermarktregalen längst nicht mehr wegzudenken. Und doch fehlte dort bislang ein echter Klassiker: der Döner. Mustafa Demirkürek hat genau das geändert. Mit seiner Idee eines frischen,…

Wein, der niemanden ausschließt

Interview mit Felice di Biase, Verkaufsleiter der Cantina Frentana s.c.a.

Wein, der niemanden ausschließt

Zwischen Adria und Apennin, eingebettet in sanfte Hügel und umgeben von jahrhundertealten Weinbergen, liegt eine Region, in der Wein weit mehr ist als nur ein Produkt. In der mittelitalienischen Region…

Versorgung der Zukunft: nachhaltig, digital, sicher

Interview mit Dino Höll, Geschäftsführer der Dessauer Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft mbH – DVV – Stadtwerke

Versorgung der Zukunft: nachhaltig, digital, sicher

Energie, Mobilität, Wasser und Telekommunikation – die Stadtwerke Dessau sind weit mehr als ein klassischer Versorger. Als einer der größten Arbeitgeber der Region treiben sie nicht nur die Daseinsvorsorge voran,…

Spannendes aus der Region Mönchengladbach

„Unsere Mission?  Wir erteilen Wärme eine Abfuhr!“

Interview mit Ulf-Guido Held, Leiter Vertrieb und Prokurist der CTX Thermal Solutions GmbH

„Unsere Mission? Wir erteilen Wärme eine Abfuhr!“

Leistungselektronische Bauteile, die in Anwendungen von der Energieversorgung bis zur Elektromobilität eingesetzt werden, erzeugen erhebliche Wärme, die effizient abgeführt werden muss, um Ausfälle zu vermeiden und die Lebensdauer der Komponenten…

Mehr als Metall

Interview mit Joep Boonen, Geschäftsführer und Thomas Bauer, Vertriebsleiter und Prokurist der MCB Deutschland GmbH

Mehr als Metall

Nicht nur der Handel mit Metallwerkstoffen steht bei der MCB im Fokus, auch der Mensch dahinter. Das Unternehmen mit Haupsitz in Valkenswaard in den Niederlanden und Niederlassungen in Deutschland, Belgien…

Visionen vom guten Sehen

Interview mit Mirjam Rösch, Geschäftsführerin der HOYA Lens Deutschland GmbH

Visionen vom guten Sehen

Immer mehr Kinder und Jugendliche sind heute kurzsichtig. Ein weltweit alarmierender Trend. Genetische Veranlagungen, Umwelteinflüsse, aber auch die Tatsache, dass Kinder immer mehr Zeit mit Smartphones und Tablets verbringen und…

Das könnte Sie auch interessieren

Ein Benefit für alle

Interview mit Bastian Krause, Geschäftsführer der BLS Bikeleasing-Service GmbH & Co. KG

Ein Benefit für alle

Immer mehr Menschen steigen vom Auto um aufs Rad. Die BLS Bikeleasing-Service GmbH & Co. KG mit Sitz in Vellmar fördert diese Entwicklung mit ihrem Dienstrad-Modell. Gründer und Geschäftsführer Bastian…

Mit Passion für den Pferdesport gelingt der Sprung in die Zukunft

Interview mit Ralf Berger, Geschäftsführer der Pferdesporthaus Loesdau GmbH & Co. KG

Mit Passion für den Pferdesport gelingt der Sprung in die Zukunft

Das Pferdesporthaus Loesdau zählt dank seines starken Filialnetzes sowie seiner schlagkräftigen E-Commerce-Präsenz zu den bekanntesten Reitsportfachgeschäften in Deutschland und Österreich. Mit welcher Vision und welchen Werten das Traditionsunternehmen den Weg…

Gut für Mensch und Umwelt

Interview mit Michal Brandauer-Netreba, Verkaufsleiter-Sport der Brav Germany GmbH

Gut für Mensch und Umwelt

Outdoorkleidung, die mit Fluor behandelt wurde, ist wasserdicht und sogar ölabweisend. Doch im Alltag reichen atmungsaktive und wasserabweisende Funktionen. Zumal die Produktion von Fluorbeschichtungen häufig eine erhebliche Gefahr für Mensch…

TOP