Lebensräume gestalten – effizient und nachhaltig

Interview mit Marcel Kästner, Geschäftsführer der FUCHS Fertigteilwerke Süd GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Kästner, was sind heute die wichtigsten Geschäftsbereiche der FUCHS Fertigteilwerke?

Marcel Kästner: Wir konzentrieren uns auf den Hoch- und Ingenieurbau mit Hallen- und Gewerbebau. Darüber hinaus sind wir stark in den Bereichen Umwelttechnik und Infrastruktur. Mit über 50% Anteil am Gesamtgeschäft ist der Hoch- und Ingenieurbau unsere wichtigste Säule. Hier planen und bauen wir individuell nach den Vorgaben unserer Auftraggeber, haben aber auch einen Proiekt- und Entwicklunqsbereich, über den wir Systemhallen und -gebäude mit verschiedenen Bauweisen anbieten können, eine sehr kosten- und zeitoptimierte Vorgehensweise. Aktuell haben wir in Bayern ein großes Projekt für die Firma Sonax fertiggestellt, welches sich in zwei Abschnitten über mehrere Jahre erstreckt hat.

Es wurden große Fertigteile benötigt. Zum Teil waren Mobilkräne bis zu 700 t im Einsatz. Ein weiteres Beispiel ist das Projekt BEOS in Garching. Hier waren wir bereits seit der Planungsphase beteiligt. Wir haben den Hochbau geplant, die gesamte Bauleistung übernommen und die Tiefbauprodukte hergestellt. Der Kunde hat also von der Planung über alle Fertigteile und Komponenten hinweg bis zur Bauleistung alles aus der berühmten einen Hand bekommen.

Wirtschaftsforum: Was für eine Art Projekte übernehmen Sie im Infrastrukturbereich?

Marcel Kästner: Hier übernehmen wir unterschiedlichste Projekte, zum Beispiel Sonderbauwerke aus dem Bereich der Entwässerung, Regenrückhalte- oder Überlaufbecken, Brückenbauwerke, Rahmendurchlässe. An der B 303 in Coburg-Ahorn haben wir für eine Fahrradunterführung die Teilleistungen bis auf das Asphaltieren selbst ausgeführt.

Wirtschaftsforum: Welche Rolle spielt der Bereich der Umwelttechnik für die weitere Entwicklung der FUCHS Fertigteilwerke?

Marcel Kästner: Hier sehen wir vor dem Hintergrund der anhaltenden Debatte um Klimaschutz das meiste Potenzial. Die Regenwasserbehandlung und der Pumpen- und Anlagenbau sind dabei wichtige Bereich. Wir sehen am Markt einen klaren Trend zu Komplettleistungen. Das heißt, dass wir zum Beispiel nicht nur die Bauwerke liefern, sondern auch die Pumpen, Armaturen und Rohrleitungstechnik, sowie die Steuerungs- und Fernmeldetechnik mitanbieten. Wir sind in der Lage, alle Bauwerke mit einem hohen Ausbaugrad ganzheitlich anzubieten. Auch hier sind unsere Projekte vielseitig. Es geht unter anderem um Regenwasserbehandlung und -nutzung, Rückhaltung, Versickerung, Löschwasserspeicher und Abscheider. Mit unserem Tochterunternehmen, der FUCHS Umwelt- und Service GmbH, stehen wir unseren Kunden auch als Servicepartner zur Seite. Wir übernehmen die Inbetriebnahmen, Wartungen und Sanierungen. Der Umweltbereich liegt uns, über das Potenzial, das dieser Markt hat, sehr am Herzen. Wir möchten als Unternehmen unseren Beitrag zu einer gesunden und lebenswerten Zukunft leisten. Die Farbe unseres Logos ist lila. Unter dem Motto ‘Lila ist grün’ bündeln wir alle unsere Umweltschutzaktivitäten. Dabei setzen wir, zum Beispiel über Recycling, auf Kreislaufwirtschaft und verwenden in unseren Werken eigene Heizquellen, die wir unter anderem mit unserem Altholz betreiben.

Wirtschaftsforum: Die FUCHS Fertigteilwerke sind seit über 70 Jahren erfolgreich am Markt. Was sind Ihrer Meinung nach die Gründe für diesen Erfolg über Jahrzehnte hinweg?

Marcel Kästner: Wir sind ein mittelständisches Familienunternehmen. Unsere Firma ist von mehreren Generationen geführt worden, immer auf der Basis von Werten. Wir haben unsere Leitlinien der Firmenfamilie Fuchs in unseren LILA-Werten niedergeschrieben. Diese stützen sich auf zehn Eckpunkte. Dies sind Qualität, Verbindlichkeit, Zusammenhalt, respektvoller Umgang, Fördern und Fordern, Bauen auf Fakten, Chancen ergreifen, keine Verschwendung von Ressourcen, Offenheit gegenüber Veränderungen und Brennen für unsere Ziele. Bei allen Wachstumsplänen verlieren wir diese Grundsätze nie aus den Augen. Sie haben uns zu dem gemacht, was wir heute sind, und deshalb werden wir Ihnen auch in Zukunft treu bleiben.

Wirtschaftsforum: Was steht auf Ihrer Agenda für das Jahr 2023?

Marcel Kästner: Am wichtigsten werden für uns die Themen Nachhaltigkeit, Ressourcenschonung und CO2-Einsparung sein. Die Reduzierung von Zement, die CO2-arme Herstellung von Beton oder die effektive Behandlung von Rohstoffen sind dabei wichtige Aspekte, mit denen wir uns beschäftigen. Aktuell investieren wir dazu in eine neue Betonmischanlage, um die Qualität weiterhin zu gewährleisten. Wir werden rund um das Thema Nachhaltigkeit verstärkt Know-how aufbauen, unter anderem durch interne und externe Schulungen. Um unsere Energieeffizienz und -autarkie weiter zu steigern, werden wir zusätzlich Photovoltaikanlagen einsetzen. Ein weiteres wichtiges Thema ist die Automatisierung, zum Beispiel für das Schneiden, Biegen und Schweißen von Bewehrungskörben. Auch in der Holzverarbeitung ist noch viel Potenzial für Automatisierung. Wir werden intensiv erforschen, welche Produkte der Markt braucht und welche Optimierungsmöglichkeiten es gibt. Nicht zuletzt vor dem Hintergrund des anhaltenden Personalmangels werden wir uns auch weiterhin intensiv um die Förderung und Bindung unserer Mitarbeiter kümmern sowie um die Gewinnung neuer Mitarbeiter und Auszubildender. Denn letztlich ist der Mitarbeiter der entscheidende Faktor!

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