Lebensmittel für eine gesunde Zukunft

Interview mit Julius Palm, Leitung Strategie & Marke Stellvertretender Geschäftsführer der followfood GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Palm, wie sehen Sie die Entwicklung des Unternehmens im Rückblick?

Julius Palm: followfood wurde 2007 von Jürg Knoll und Harri Butsch unter dem Namen followfish gegründet. Die Idee war, mit einem Geschäftsmodell der fatalen Ausbeutung der Meere entgegenzuwirken. Sie etablierten die erste nachhaltige Fischmarke, denn schon damals galt das MSC-Siegel als Mindestanforderung an die Produkte. Begleitet wurde die ökologische Idee von radikaler Transparenz. Mit der Einführung des ersten Tracking-Codes im Foodsektor setzten sie völlig neue Maßstäbe. Die Branche reagierte zunächst verhalten bis ablehnend, doch schon nach wenigen Jahren gab der Erfolg den Gründern recht. Der Markt war reif für ihre Vision. Inzwischen ist unser Unternehmen mit einem Jahresumsatz von 70 Millionen EUR Marktführer im nachhaltigen Fischbereich und beschäftigt in Friedrichshafen und Hamburg insgesamt 50 Mitarbeitende.

Wirtschaftsforum: Und heißt heute auch followfood.

Julius Palm: Richtig, denn unsere Vision hört nicht mit Fisch auf. Wir träumen von einer Lebensmittelwelt, die mit der Natur statt gegen sie arbeitet. Deshalb müssen wir auch Ökosysteme in ihrer Gesamtheit betrachten. Die Eintragungen der Landwirtschaft in die Gewässer sind enorm. Die Fischbestände können nicht gesunden, wenn wir nicht auch auf die Landwirtschaft und ihre Produkte Einfluss nehmen. Heute heißen wir followfood und haben ein breites Lebensmittelsortiment aufgebaut und fördern und fordern eine regenerative Landwirtschaft und nachhaltige Fischerei.

Wirtschaftsforum: Welche Produkte bietet followfood heute an?

Julius Palm: Zunächst sind da unsere TK- und Konserven-Fischprodukte. Unser Fisch stammt aus biologischer Aquakultur oder nachhaltigem Wildfang. Dann sind da unsere Tiefkühl-Biopizzen mit Zutaten aus ökologischem Anbau, natürlich ohne unnötigen Zuckerzusatz und Zusatzstoffe. Ebenso Tiefkühl-Biogemüse und köstliches veganes Eis in verschiedenen Sorten. Für die vegane und vegetarische Küche gibt es FREI!BURGER Bio Vegan und FREI!HACK Bio Vegan, aber auch verschiedene leckere TK-bio-vegane Fertiggerichte. All diese Gerichte werden sehr sorgfältig und mit reinen Rezepturen zubereitet, sodass sie wie frisch gekocht schmecken. Die Herkunft und die Ökobilanz jedes einzelnen Produktes lassen sich per Tracking-Code bis ins Meer oder aufs Feld zurückverfolgen.

Wirtschaftsforum: followfood steht als Unternehmen für Nachhaltigkeit. Wie lässt sich dieser Ansatz konkret umsetzen?

Julius Palm: Nachhaltigkeit ist unser Gründungsgrund. Es ist alles was wir tun. Wir sehen uns als kleiner, aber relevanter Player, der zeigen kann, was möglich ist. Wir haben von Anfang an auf nachhaltige Lieferketten gesetzt. Ein Paradebeispiel ist das Angeln von Skipjack-Thunfisch per Hand, eine traditionelle Methode auf den Malediven. Wir sind dort eine Partnerschaft für den ersten Fair Trade-Thunfisch eingegangen. Dank der non-invasiven Fangmethode können sich die Fischbestände gut entwickeln. Die Produktion für unseren Dosenthunfisch bleibt komplett vor Ort und wird gerade auf Solarstrom umgestellt. Zugleich haben wir ein Müllprojekt auf den Malediven initiiert, um einem weiteren zentralen Problem der Meere zu begegnen – der Plastikverschmutzung. Wir möchten solche Leuchtturmprojekte fördern und zeigen, dass es geht.

Wirtschaftsforum: Sie erwähnten auch Qualitätssiegel. Welche Rolle spielen diese bei followfood?

Julius Palm: Wir verwenden die strengsten Zertifizierungen. Unser Ziel ist es, immer die ökologischste Alternative anzubieten. In der Landwirtschaft heißt das, Verbandsware vor EG-Bio und regenerative Landwirtschaft fördern. In der Fischerei haben wir eigene Fischereirichtlinien erarbeitet, die über die MSC- oder Naturland-Zertifizierung hinaus gehen. MSC und Naturland sind für uns Mindeststandards. Bei Aquakulturen setzen wir ausschließlich auf Bio. Als Leuchtturmmarke gehen wir aber noch darüber hinaus, denn unser Ziel ist es, die nachhaltigsten Produkte der Welt auf den Markt zu bringen. So haben wir bei der Zertifizierung durch die Gemeinwohl-Ökonomie mit der aktuell höchsten Punktzahl abgeschnitten. Damit wollen wir beweisen, dass Nachhaltigkeit keine CSR-Maßnahme ist, sondern zentrale unternehmerische Verantwortung und damit Teil der Geschäftsmodelle sein muss.

Wirtschaftsforum: Welche Entwicklung erwarten Sie für followfood?

Julius Palm: Wir möchten die Menschen an der Idee von followfood teilhaben lassen und zeigen, dass das, was wir essen, die Welt verändert. Wer unsere Produkte kauft, wird dafür sensibilisiert, was der positive sowie negative Einfluss unserer Produkte ist und dass wir gemeinsam etwas verändern können. Transparenz gehört schließlich zu unseren Leitgedanken. In den nächsten Jahren möchten wir regeneratives Unternehmertum ausbauen und flächendeckend im Markt zeigen, dass es den nächsten Evolutionsschritt gibt.

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