„Umweltschutz ist wirtschaftlich“
Interview mit Olaf Höhn, Geschäftsführer und Inhaber der Florida-Eis Manufaktur GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Höhn, was bei der Beschäftigung mit Ihrem Unternehmen sofort auffällt, ist neben dem leckeren Eis Ihr Engagement für die Umwelt. Woher rührt das?
Olaf Höhn: Ich bin Ingenieur, und als solcher ist man es gewohnt, Lösungen zu finden. Ein Zusammenhang von Speiseeis und Umweltschutz liegt nicht gerade auf der Hand. Aber als Mittelständler sollte man sich fragen, was man für unser Klima tun könnte. In meinem Alter fühle ich mich der jungen Generation gegenüber verpflichtet, ihnen ein Vorbild zu sein. Leider ziehen hier aber noch viel zu wenige mit.
Wirtschaftsforum: Ihr Engagement steht dennoch in engem Zusammenhang mit Ihrem Unternehmen. Wann und warum sind Sie in die Eisherstellung eingestiegen?
Olaf Höhn: Die Wurzeln der Firma gehen auf das Jahr 1927 zurück, als sie in Berlin mit der Eisherstellung begonnen hat, damals noch für das Kino Concordia. Ich komme aus einer Bäckerfamilie, wollte aber in einen anderen Bereich. So habe ich 1985 das Unternehmen – seinerzeit ein kleines Eiscafé mit zwei Mitarbeitern – übernommen. 2010 bekam ich die Anfrage eines großen Lebensmitteleinzelhändlers, der handwerklich hergestelltes Eis verkaufen wollte. Er wurde unser erster Kunde, und innerhalb von wenigen Wochen waren es schon 150. Schon früh habe ich den Umweltschutzansatz integriert. Mit der Adsorptionskühlung und der Tiefkühlzelle, die in Verbindung mit einer Solarthermieanlage eine CO2-freie Produktion ermöglichen, verwende ich zwei besonders umweltfreundliche Technologien. Von unseren sieben Elektro-Lkw sind sechs mit Tiefkühlung ausgestattet; das ist weltweit einmalig. So wurden wir relativ schnell zum Musterbetrieb der Bundesregierung. Heute betreiben wir zwei Eiscafés und beschäftigen über 200 – überwiegend weibliche – Mitarbeiter.
Wirtschaftsforum: Was war denn die Initialzündung für die Idee, CO2-frei zu produzieren?
Olaf Höhn: Mein Sohn ist Diplomingenieur für Hydrogeologie und kümmert sich in der Firma um den Umweltschutz und das Marketing. Er war der Initiator, indem er mir klargemacht hat, dass ich etwas tun muss, um die Ressourcen der Erde zu schonen. Damit habe ich mich beschäftigt. Heute geht es mir wirklich nahe, die Entwicklung in den unter Dürre leidenden Ländern der Welt zu sehen. Ich bin kein Experte auf dem Gebiet, kann aber eins und eins zusammenzählen. Heute ist die CO2-freie Produktion übrigens auch ein Argument für den Einzelhandel. Mein Telefon steht kaum noch still vor lauter Anfragen.
Wirtschaftsforum: Nichtsdestotrotz muss aber auch Ihr Produkt, das Eis, überzeugen ...
Olaf Höhn: Ja, das ist richtig. Mein Erfolgsrezept ist, dass ich bei der handwerklichen Herstellung geblieben bin. Diese Qualität schmeckt man im Vergleich zu industriell hergestelltem Eis. Und ich habe festgestellt, dass man mit Menschen unheimlich energieeffizient arbeiten kann. Wir werden heute etwa 30.000 bis 35.000 Eisbecher abfüllen. Unser Betriebsergebnis ist überdurchschnittlich gut. Mein Unternehmen ist der beste Beweis dafür, dass die Kombination aus Handwerk und Technologie funktioniert.
Wirtschaftsforum: Der Erfolg Ihres CO2-freien Konzepts müsste andere Unternehmer motivieren, es Ihnen gleichzutun – ist das so?
Olaf Höhn: Als Musterbetrieb der Bundesregierung haben wir schon mehreren Tausend interessierten Besuchern aus aller Welt unsere Produktion gezeigt. Trotzdem weiß ich von keinem Fall, in dem unser System kopiert wurde. Das finde ich enttäuschend und ich frage mich, warum die Menschen nicht reagieren. Haben sie keine Lust, sich damit zu beschäftigen, oder glauben sie nicht an den Klimawandel? Ich sehe mein Engagement als einen wichtigen Beitrag für unsere Umwelt und werde jetzt, mit 72 Jahren, mit der Investition in eine weitere CO2-freie Produktion einen weiteren Schritt in diese Richtung machen. An Unterstützung durch Politik und Wissenschaft fehlt es dabei nicht. Ein Bundesland hat bereits einen Zuschuss von 500.000 EUR angeboten, wenn wir dort produzieren.
Wirtschaftsforum: Wird die Wirtschaft auch in Zukunft immer weiterwachsen können, wenn wir CO2-Neutralität erreichen wollen?
Olaf Höhn: Ich denke, es ist möglich, weiter zu wachsen, aber dafür müssen Innovationen inte-griert werden.
Wirtschaftsforum: Weiteres Wachstum ist also auch für die Florida-Eis Manufaktur zu erwarten. Wie läuft Ihr Geschäft aktuell?
Olaf Höhn: Die Nachfrage nach unserem Eis ist groß, sowohl im Einzelhandel als auch beim Endverbraucher. Allein über unseren Onlineshop versenden wir im Jahr 30.000 Boxen mit Eis, die ich extra für diesen Zweck entwickeln lassen habe. Allerdings kommen wir derzeit mit der Produktion nicht nach, weil unsere Kapazitäten nicht ausreichen.