Dichtkunst der technischen Art
Interview mit Gianstefano Foresti, Sales & Marketing Director der F.lli Paris S.r.l. a socio unico

Wirtschaftsforum: Herr Foresti, wie schätzen Sie die Marktposition von F.lli Paris ein?
Gianstefano Foresti: Für Wellendichtringe mit großem Durchmesser sind wir einer der wichtigsten Player. Obwohl wir über 40 Jahre Erfahrung haben, sind wir gleichzeitig die Jüngsten, aber mit großem Wachstum. Unsere Konkurrenz ist schon viele länger auf dem Markt, arbeitet aber noch mit alter Technik. Wir sind nicht nur jünger und frischer sowie technologisch wesentlich fortschrittlicher, sondern haben auch die gesamte Produktionskette intern verlegt, von der Fertigung der Druckform bis hin zum fertigen Produkt. Und seit letztem Jahr bieten wir unseren Kunden einen Service namens FasTrack an: Wir fertigen ihnen das Produkt innerhalb von drei Tagen statt der üblichen fünf Wochen an. Das wird von unseren Kunden sehr positiv aufgenommen, im letzten Jahr hatten wir bereits 800 FasTrack-Lieferungen mit einem Umsatz von fast 500.000 EUR. Niemand sonst kann in einem so kurzen Zeitrahmen liefern.
Wirtschaftsforum: Sie selbst sind seit sieben Jahren bei F.lli Paris. Welche Impulse konnten Sie der Firma geben?
Gianstefano Foresti: Marketing war zuvor quasi nicht vorhanden. Nun liegt der Fokus darauf – sowohl auf digitalem als auch auf traditionellem Marketing. Ich habe zielgerichtet neue Mitarbeiter eingestellt, die mehrsprachig sind, und auch intern sehr viele Schulungen für unsere 138 Mitarbeiter angestoßen: sowohl Sicherheitskurse in der Produktion als auch Weiterbildungen, um sie wachsen zu lassen. Sie sitzen nun weniger im Büro und sind aktiver bezüglich persönlicher Treffen. Kundenbesuche, um einen direkten Kontakt herzustellen, das wurde zuvor nicht gemacht.
Wirtschaftsforum: Schließt der direkte Kontakt auch Messebesuche mit ein?
Gianstefano Foresti: Wir sind Teil des SEALCORE Networks. Das ist ein Netzwerk von insgesamt zwölf Firmen und acht Produktionsstätten und wird von der Familie Paris, unserer Gründerfamilie, geleitet. Dieses Jahr stellen wir als SEALCORE auf zwölf Messen aus. Am wichtigsten sind die WindEnergy und die SMM in Hamburg. Die finden beide im September statt. Im Dezember werden wir auf der Valve World in Düsseldorf sein, und für den Bereich Steel Ende August auf der MMM in Indien. Ich bin neben meiner Tätigkeit für F.lli Paris auch für das Marketing des ganzen SEALCORE-Netzwerks verantwortlich. Das ist die doppelte Arbeit, aber das Schöne ist, dass die zweite Generation der Familie Paris an die Zukunft der Firma glaubt und viel investiert. Das ist sehr motivierend.
Wirtschaftsforum: Und wie sieht diese Zukunft aus? Was wären denn die neuesten Produkte, die sie den Kunden präsentieren können?
Gianstefano Foresti: Wir lassen gerade die Trade Mark für den V-Ring registrieren. Das sind vulkanisierte Dichtungsringe mit großem Durchmesser, an denen man keine Verbindungsstellen sieht. Ursprünglich haben wir Produkte, die es auf dem Markt bereits gab, überarbeitet, aber seit zehn Jahren entwickeln wir alternative Profile, die viel leistungsfähiger sind. Zum Beispiel Produkte, bei denen die Feder im Hub integriert ist, sodass sie beim Montieren nicht herausspringen kann. Wir haben auch eine neue Methode für die Oberflächenbehandlung entwickelt. Kurzum, wir bieten viele kleine, neue Dinge, die anders sind als bei der Konkurrenz. Unsere Artikel sind heute viel mehr auf ‘problem solving’ ausgelegt.
Wirtschaftsforum: Lösen Sie auch Probleme für deutsche Kunden?
Gianstefano Foresti: Nach Deutschland haben wir von Anfang an exportiert. Das ist heute unser zweitgrößter Markt nach Skandinavien, als Einzelland unser größter. Wir wachsen auch stark im UK, daran ändert selbst der Brexit nichts, denn wir haben sehr spezielle Artikel. Wir haben in unserem großen Portfolio einige Besonderheiten, die wir als Einzige in Europa anbieten können. Es gibt zwar gigantisch große Wettbewerber in den USA, aber wir sind wesentlich elastischer und bieten ein besseres Preis-Leistungs-Verhältnis sowie einen viel schnelleren Service. Wir wachsen auch in Nordamerika und Asien, vor allem in China. Aktuell exportieren wir in 69 Länder weltweit. Unsere Exportquote liegt bei einem Umsatz von 25 Millionen EUR bei 62%. Unser Ziel ist eine Erhöhung auf 30 Millionen EUR bei einer Exportquote von 70%. Um das zu erreichen, haben wir dahingehend investiert, dass wir nun eine One-Stop-Source für unsere Kunden sind. Unsere wesentlich größeren Konkurrenten können das nicht bieten, denn sie haben viele untereinander nicht verbundene Divisionen, ohne einheitliches Management. Wir hingegen bieten nicht nur ein Einzelprodukt, sondern ein ganzes Kit.