Verstehen digitalisieren
Interview mit Carl Pfeffer, CEO und Klaus Ofner, CRO der Fischer Information Technology AG
01.12.2021
Seit über 35 Jahren ist Fischer im Bereich Informationsmanagement zu Hause. In den 1980er-Jahren hat das Unternehmen als Fischer Computertechnik GmbH begonnen. Von da an ging es immer tiefer hinein in die Datenintegration. CEO Carl Pfeffer erklärt den Hintergrund: „Wir haben eine ganze Reihe von Industriekunden, auch Marktführer, die tolle innovative Produkte haben. Ihre Herausforderung ist die digitale Transformation in der Vermarktung und den Unternehmensinformationen. Unser Slogan ‘Wir digitalisieren Verstehen’ bedeutet: Wir erzeugen durch unser System und unsere Lösungen Wissen und sorgen dafür, dass der Kunde seine Informationen End-to-End über alle Medien zum Kunden bringen kann.“
In das Thema Datenintegration, also die Zusammenführung von Produkt- und Serviceinformationen aus verschiedenen Quellen, wie zum Beispiel Bestellungen, Kundendaten, Marktanalysen, Disposition, Betriebsdaten, also die gesamte Wertschöpfungskette, habe man sich hineinentwickelt, erklärt der Betriebswirt, der bereits in verschiedenen Industrieunternehmen, unter anderem in der Daimler Gruppe und bei Automobilzulieferern, beschäftigt war. Carl Pfeffer war zunächst Aufsichtsratsmitglied bei Fischer und hat 2016 mit dem Gründer Dr. Walter Fischer die Rollen getauscht. „Meine Motivation bei diesem Schritt war das Unternehmerische“, sagt er rückblickend.
TIM ist Basis, Sherlock ist Zukunft
Mit TIM entwickelte das Unternehmen zunächst ein Redaktionssystem für die digitale technische Dokumentation. Die wegweisende Entwicklung ist Sherlock, eine Informationsplattform, die die Daten aus den unterschiedlichen Quellen zusammenstellt und daraus Wissen generiert.
„Sherlock hat sich durch Anforderungen in Kundenprojekten entwickelt und löst das Problem von ‘Datenformat-Gefängnissen’ also Silos, auf“, erklärt CRO Klaus Ofner. Die Lösungen von Fischer zur Datenintegration werden beispielsweise im Bereich Service Assistance angewendet. „Der Servicetechniker wird dadurch in die Lage versetzt, die Wartungsarbeiten für seine spezielle Maschine zu verrichten. Er wird über Fehlercodes geführt und erhält konkrete Lösungsvorschläge“, erläutert Carl Pfeffer.
Fischer hat außerdem einen Modulkatalog entwickelt, mit dem aus einer Vielzahl von Einzelmodulen eine Maschine zusammengebaut werden kann, die sonst im Sondermaschinenbau einzeln konfiguriert werden müsste. Der CEO erklärt, warum derartige Leistungen von großer Bedeutung sind: „Digitale Transformation ist ein Megathema. Für die Umsetzung braucht man Unternehmensinformationen, die in der Regel an verschiedenen Stellen verteilt sind. Sie in der richtigen Zusammenstellung an den Start zu bringen, ist ein riesiger Wertschöpfungsbeitrag, um Wachstum zu gestalten, für das Cross- und Upselling und die Integration neuer Vertriebskanäle. In Service und Vertrieb helfen die Daten unter anderem, Kosten zu reduzieren und die operative Performance zu verbessern.“
Klaus Ofner ergänzt: „Entscheidend ist auch, dass wir Datenprojekte beschleunigen. Teilweise können wir Projektlaufzeiten von zwei Jahren auf 5,5 Monate verringern.“ Während Sherlock das Zukunftsprodukt sei, sei TIM die Basis, betont er und erklärt: „Um in die Zukunft zu schauen, brauchen wir die Daten aus der Vergangenheit.“
Kunden auf die digitale Reise mitnehmen
Ursprünglich war Fischer vor allem im Maschinen- und Anlagenbau unterwegs. „Wir gehen aber auch in die gesamte Industrie hinein, die erklärungsbedürftige Produkte hat, wie zum Beispiel der Automobilsektor und die Pharmazie. Die Produkte werden immer komplizierter, zum Beispiel kommen Technologien wie Augmented und Virtual Reality hinzu“, berichtet Carl Pfeffer.
„Die Bereitschaft, uns zuzuhören, ist relativ groß. Wir können unsere Lösungen generisch einsetzen. Viele Firmen wachsen gerade erst in den Bereich der digitalen Transformation hinein – in einigen Branchen früher, in anderen später“, so Klaus Ofner. Carl Pfeffer betont außerdem: „Jeder kann seine Systeme behalten. Wir integrieren vorhandene Daten.“ Mit Sherlock wird aus den Infos Wissen erzeugt. „Unsere Vision und Mission ist, Kunden auf die digitale Reise mitzunehmen und in die Lage zu versetzen, zu wissen, was sie wissen“, sagt Klaus Ofner.
Spannend ist für den technischen Informatiker, der aus der Start-up-Branche kommt, bei Fischer die Verbindung der Vorteile eines etablierten Unternehmens mit einer Start-up-Kultur: „Wir sind mit TIM gewachsen und haben mit Sherlock ein Start-up-Produkt auf den Markt gebracht.“ Auch nach mehr als 35 Jahren am Markt ist er überzeugt, dass Fischer noch ‘einiges an Wachstum’ vor sich hat. Stolz ist man bei Fischer auch auf die Tatsache, dass komplett in Deutschland entwickelt wird.
Die Zukunft heißt Datenintegration
Unser Motto lautet ‘Make people feel better’. Klaus Ofner erläutert, was das Unternehmen darunter versteht: „Jedes Wort der Mitarbeiter interessiert. Stelle smarte Leute ein und höre zu, welche Ideen sie haben.“ Die Zukunft des Unternehmens sieht CEO Carl Pfeffer ausgesprochen positiv. Sein Ziel ist vor allem, das Wachstum der Firma zu gestalten. „Jedes zweite Unternehmen wird Unternehmensdatenintegration benötigen. Für Know-how-Assets und Produktdaten sind wir die Ansprechpartner. Unser Ziel ist, über Partner und Berater in verschiedene weitere Branchen einzutreten.“