Sonderteile aus Stahl
Interview mit Hans Toebes, Geschäftsleiter der FCMD GmbH
FCMD im nordrhein-westfälischen Hattingen ist Teil einer Wertschöpfungskette, die bei der französischen Muttergesellschaft beginnt und bei Kunden in aller Welt endet. „Wir bekommen die Radkränze als Rohgusswerkstücke von der Groupe CIF in Frankreich geliefert und bearbeiten sie zum fertigen Bauteil in unserem Werk weiter“, so Geschäftsleiter Hans Toebes, der im Mai letzten Jahres als Interimsmanager zu FCMD gekommen und seit September als Geschäftsleiter fest angestellt ist.
Bohren, Fräsen, Verzahnen
Das Herzstück der Fertigung ist die VBCM 16 Vertikalbohr- und Schneidemaschine, auf der die Zahnkränze und -teller bearbeitet werden. „Die großen Zahnkränze werden für den Transport in vier Teile zerlegt und auf dem Drehkarussell wieder zusammengesetzt“, erklärt Hans Toebes. „Es folgen dann verschiedene Bearbeitungsschritte wie Fräsen, Bohren, Drehen und Verzahnen. Wir sind zudem in der Lage, unterschiedliche Oberflächenbehandlungen durchzuführen. Dies erfolgt, nachdem das Werkstück durch die Prüfung und Kontrolle gegangen ist.“
Trotz der extremen Größe der bearbeiteten Bauteile werden engste Toleranzen eingehalten. „Wir können bis zur Genauigkeitsklasse 8 nach DIN arbeiten“, erläutert Hans Toebes. „Das bedeutet, dass wir Toleranzen von ein paar Hunderstel eines Millimeters auf einem Durchmesser von über 10 m erreichen können.“
Qualität steht an erster Stelle
Qualität ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor für das Unternehmen, das als Ansprechpartner in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Polen für Produkte und Dienstleistungen der Groupe CIF fungiert. Neben der internen Fertigung für die französische Mutter bietet die FCMD GmbH auch ihre Fertigungskompetenzen und Servicedienstleistungen als Lohnfertiger für Drittunternehmen an.
„Unser Qualitätsanspruch kennt keine Kompromisse“, bestätigt Hans Toebes. „Das fängt schon bei den gelieferten Gussteilen an.“ Hierzu verwendet die Groupe CIF eine eigens entwickelte Stahllegierung namens FerryNod, die neben dem herkömmlichen Stahlguss, Ferroguss und Grauguss für die Herstellung besonders hochwertiger Gussteile verwendet wird.
„FerryNod bietet eine sehr hohe und homogene Festigkeit und zwar mit kaum Härteverlust über die Dicke eines Zahnrades. Das ist besonders wichtig für die Gussteile mit großen Abmessungen, auf die wir spezialisiert sind“, stellt Hans Toebes fest. „Die Optimierung des Materials wird ständig weiterentwickelt.“
Eine in sich verzahnte Gruppe
Die FCMD GmbH ist eines von acht aus der Antriebstechnik und Gießereibranche stammenden Unternehmen, die zur Groupe CIF gehören. „Wir nutzen die Synergien, die sich aus der Gruppe ergeben, um unseren Kunden komplette Antriebslösungen anzubieten“, erklärt Hans Toebes.
Zum Leistungsportfolio gehört zudem der Vertrieb von Teilen wie Kupplungen und Getrieben im deutschsprachigen Raum und in Polen. „Das sind die Märkte, die wir direkt bedienen, doch die Zahnkränze, die hier in Hattingen gefertigt werden, werden hauptsächlich an Kunden in zum Beispiel Afrika, Nord- und Südamerika und Australien ausgeliefert.“
Als drittes Standbein bietet das Unternehmen Engineering- und Servicedienstleistungen an. „Auch solche großen Zahnkränze und -räder gelten als Verschleißteile“, weiß Hans Toebes. „Dank unserer geschulten Techniker können wir durch regelmäßige Inspektionen, Reparaturen und Instandsetzung die Lebensdauer dieser Teile verlängern und teure Ausfälle oder Anlagenstillstände vermeiden. Eine weitere Stärke ist die 100%ige Fertigungstiefe, die es uns erlaubt, Ersatzteile konzernintern zu fertigen und zu dokumentieren.“
Ein boomender Markt
Die Branchenentwicklung sieht mittelfristig sehr positiv aus. „Der internationale Markt befindet sich zurzeit in einem regelrechten Boom“, freut sich Hans Toebes. „Die hohen Preise für Kupfer, Gold und andere Rohstoffe führen dazu, dass vor allem die Bergbauindustrie massiv in Maschinen investiert. Der Trend auf dem deutschen Markt ist dagegen eine Stabilisierung. Wir erwarten daher, dass unsere Service- und Wartungsaktivitäten stärker in den Vordergrund rücken werden.“
Das Ziel für die Zukunft des Standortes Hattingen sei den Service zu stärken und mit Bedacht zu wachsen: „Wir wollen organisch wachsen“, so Hans Toebes. „Wir werden nach und nach den Standort weiter modernisieren und die Produktivität erhöhen.“ Der Fachkräftemangel stellt jedoch eine Herausforderung dar. „Wir bewegen uns in einem sehr speziellen Gebiet und ausgebildete Fachkräfte sind schwer zu bekommen“, beklagt sich Hans Toebes. „Insbesondere Verzahnungstechniker müssen wir selbst ausbilden.“ Nichtsdestotrotz blickt der Maschinenbauingenieur positiv in die Zukunft: „Die französische Mutter lässt uns den Raum, unsere Zukunft selbst zu gestalten. So macht die Arbeit am meisten Spaß.“