Auf dem Weg in eine bessere Welt
Interview mit Dr. Bernd Becker, Chief Technology Strategist (CTS) der FARO Europe
FARO ist ein Pionier. Bereits vor 41 Jahren beschäftigte sich das Unternehmen mit 3D-Messungen. „FARO wurde 1981 von Simon Raab und Greg Frasier gegründet, die damals als Doktoranten einen Messarm entwickelten, der besonders genaue Messungen vornahm und zunächst im medizinischen Bereich eingesetzt wurde“, erklärt CTS Dr. Bernd Becker. „Durch die Vermessung von Knochen sollten zum Beispiel orthopädische Probleme geklärt werden. Später haben sie sich dann dem industriellen Bereich zugewandt.“
Produkte erleben und verstehen
Bis heute ist der 3D-Arm ein Kernprodukt. Durch Unternehmensakquisitionen und neue Produkte wie dem 3D-Lasertracker und 3D-Laserscanner konnte FARO seine Marktposition sukzessive stärken. „2005 übernahm FARO das durch meinen Bruder und mich gegründete, auf Laserscanner fokussierte Unternehmen iQvolution“, so Dr. Bernd Becker. „Im Bereich des stationären 3D-Laserscannens wurde FARO damit Marktführer.“
Heute befindet sich das FARO Headquarter in Orlando, Florida; weltweit ist man in allen Industrieländern mit einem eigenen Vertrieb tätig. „Direktvertrieb ist nicht nur ein wesentliches FARO-Charakteristikum, sondern auch ein Schlüssel zum Erfolg und Alleinstellungsmerkmal“, betont Dr. Bernd Becker. „Hunderte von Vertriebsmitarbeitern suchen Kunden direkt auf, machen vor Ort Demos, um zu zeigen, wie Produkte tatsächlich funktionieren. Der Kunde erlebt das Produkt live und versteht besser, wie er es optimal einsetzt. Der FaroArm war damals ja ein komplett neues Produkt; deshalb waren die Demos so wichtig. Durch den Direktvertrieb hatten wir in den Nullerjahren zweistellige Wachstumsraten.“
Innovation als Wachstumsmotor
Produkte erlebbar und damit verständlich zu machen, war für FARO immer essenziell. Das hat Dr. Bernd Becker unter anderem erfahren, als 2001 die ersten Laserscanner auf den Markt kamen und die Skepsis groß war. „Erst als Kunden sahen, wie sie funktionierten, waren sie überzeugt“, sagt er. „Schon vor 20 Jahren hatten wir in einem 3D-Scan 40 Millionen Messpunkte, sodass ein 3D-Bild entsteht. Den Sprung von einem Lasermesspunkt zu einem Bild mussten die Leute erleben.“
Heute sind weltweit 1.400 Mitarbeiter für FARO tätig, das EMEA-Headquarter befindet sich in Stuttgart, Entwicklungsteams mit unterschiedlichen Schwerpunkten gibt es in den USA und Europa. Von 2000 bis 2012 ist FARO überdurchschnittlich stark gewachsen, auch danach setzte sich die Expansion fort. „Im Oktober 2010 wurde ein völlig neuer FARO Focus Laserscanner eingeführt“, so Dr. Bernd Becker. „Er war fünfmal kleiner und viermal leichter, führte 2011 zu einer Umsatzexplosion und damit zur Weltmarktführerschaft.“
Von der physischen in die informatorische Welt
Zehn Jahre später befindet sich FARO auf dem Sprung zu einer zukunftsorientierten Business Transformation. Ging es bisher um den Verkauf von Hardware, die von Software unterstützt wurde, steht nun die Solution im Vordergrund. „Mit 3D-Lasern kann alles Mögliche erfasst werden“, erklärt Dr. Bernd Becker. „Heute arbeiten wir verstärkt daran welche „Workflows“ man optimal damit unterstützen kann, damit noch schneller und zielgerichteter Nutzen entsteht. Eine Lösungsbildung wird durch Software spezifiziert; Lösung bedeutet starke Softwareentwicklungsleistung, die weiter auf Hardware basiert.“
Die Welt durch Informationsverarbeitung zu optimieren, ist für Dr. Becker eine wichtige und machbare Aufgabe. Er stellt sich die Frage, was ein Rechner leisten kann, um die Welt besser, nachhaltiger und intelligenter zu machen und glaubt, FARO könne einen wichtigen Beitrag leisten, wenn es darum geht, die physische Welt in eine informatorische zu überführen.
„Bei FARO beschäftigen wir uns mit der Frage, wie man die informatorische Welt so gestalten kann, dass Menschen besser, intelligenter und schneller Entscheidungen treffen können“, sagt er. „Dabei haben sich für uns vier Geschäftsbereiche herauskristallisiert. Das 3D-Manufacturing, Architecture, Engineering und Construction, Forensische Analyse und Einsatzplanung und digitaler Zwilling. Die Anwendung künstlicher Intelligenz wird entscheidend sein, um in der Informationswelt die Realität besser zu verstehen. Es geht darum, die Digitalisierung aktiv und intelligent mitzugestalten.“