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Interview mit Ralf Klemisch, Vorstand der expertplace networks group AG
Wirtschaftsforum: Herr Klemisch, fangen wir mit einer grundsätzlichen Frage an: Was bedeutet eigentlich Digitalisierung für Sie und Ihre Kunden?
Ralf Klemisch: Ganz neu ist das Thema natürlich nicht mehr. Eigentlich digitalisiert man schon seit Jahrzehnten. Jetzt ist Digitalisierung wieder zum Schlagwort geworden und alle reden darüber. Dabei sprechen viele über ganz unterschiedliche Dinge, weil sie von völlig unterschiedlichen Ausgangspunkten kommen.
Wirtschaftsforum: Wer sind Ihre Kunden?
Ralf Klemisch: Wir bedienen den Mittelstand. Damit meine ich Unternehmen mit 300 Mitarbeitern aufwärts. Es sind oft inhabergeführte Unternehmen, teilweise mit Konzernstruktur, denen wir auf Augenhöhe begegnen. Viele von diesen Unternehmen setzen schon in vielen Bereichen IT ein. An dieser Stelle müssen wir ehrlich sagen, dass viele von ihnen aus historischen Gründen die IT nur als Schreibmaschine nutzen und nicht als wirklich integratives Werkzeug zur Kommunikation mit Kunden und Lieferanten oder zur Organisation ihrer Prozesssteuerung.
Wirtschaftsforum: Wie kann die expertplace mit ihren Leistungen diesen Kunden helfen?
Ralf Klemisch: Wir versuchen unsere Kunden dort abzuholen, wo sie stehen, und sie Schritt für Schritt dorthin zu bringen, wo sie hinwollen. Das ist zwangsläufig ein allmählicher Prozess. Es lohnt sich nicht, diesen Riesensprung auf einmal zu versuchen – das schaffen auch nur die wenigsten. Hierzu sind die vorhandenen Ressourcen meist zu knapp. Die Kunst besteht, anders als bei einer klassischen Strategieberatung, die eine tolle Strategie ausarbeitet, aber bei der Umsetzung nicht mehr dabei ist, darin, erst wieder auszusteigen, wenn das Projekt abgeschlossen und erfolgreich ans Laufen gekommen ist. Das unterscheidet uns von den meisten großen Unternehmensberatungen.
Wirtschaftsforum: Wie sieht ein typisches Projekt aus?
Ralf Klemisch: Die Unternehmen haben sich schon einmal auf den Weg der Digitalisierung gemacht, aber irgendwann sind sie stehen geblieben. Wir unterstützen unsere Kunden dabei, die ersten Schritte zu gehen, zum Beispiel die Basisdaten wieder auf den neusten zu Stand zu bringen und zu aktualisieren. Das muss dann alles auf den neusten Stand gebracht werden. Dazu unterteilen wir die notwendigen Veränderungen in kleinere Einheiten und erstellen einen Zeitplan für die Umsetzung. Ein typisches Projekt dauert in der Regel zwischen sechs Monaten und zwei Jahren. Ganz wichtig dabei ist, dass wir am Ende konkrete Ergebnisse liefern.
„Wir versuchen unsere Kunden dort abzuholen, wo sie stehen, und sie Schritt für Schritt zum Ziel zu begleiten.“ Ralf KlemischVorstand
Wirtschaftsforum: Wie groß ist die Herausforderung, vor der der deutsche Mittelstand gerade steht?
Ralf Klemisch: Sie ist gewaltig. Das hat viele Gründe, aber sicherlich war die Pandemie dabei ein ganz bedeutender. Corona hat vieles verändert und angespornt, was sonst auch in den nächsten zehn Jahren vielleicht nicht passiert wäre. Einige Dinge waren nur vorübergehend, aber andere, wie zum Beispiel die Nutzung von Tools wie Teams oder die Umstellung auf dezentrale Arbeit werden weiterhin ein Thema sein. Jetzt kommen die großen Softwareanbieter und machen mit neuen Lösungen Druck auf dem Markt. So hat beispielsweise SAP, der größte deutsche Softwareanbieter, gerade angekündigt, dass er ältere Versionen ab 2027 nicht mehr unterstützen wird. Das bedeutet, dass etwa 35.000 SAP-Kunden in Deutschland jetzt gezwungen sind, auf die neueste Softwareversion zu aktualisieren. Eine weitere Herausforderung stellt die Einführung neuer Gesetze, wie ganz aktuell das neue Lieferkettengesetz, dar. In dem heutigen Umfeld tun sich sehr viele Kunden schwer, weil so viele Änderungen auf einmal kommen.
Wirtschaftsforum: Ist das ein rein deutsches Problem?
Ralf Klemisch: Nein, die Probleme sind nicht nur auf Deutschland beschränkt, sondern sind weltweit ein Thema. Das Hauptproblem ist der Mangel an Fachwissen und Arbeitskräften, um diese Änderungen ohne Unterbrechung des normalen Geschäftsbetriebs umzusetzen. Da können wir mit unserem großen Pool von erfahrenen Freelancern helfen, solche Projekte schnell voranzubringen. Das ist ein großes Alleinstellungsmerkmal für uns. Wir investieren sehr viel, um die richtigen Leute zu finden und für uns zu gewinnen, damit wir auch kurzfristig und vor allem flexibel auch auf Personalengpässe bei unseren Kunden reagieren können.
Wirtschaftsforum: Welche Themen bestimmen die Zukunft von expertplace?
Ralf Klemisch: Wir werden uns weiterhin auf die Beratung als Kerngeschäft fokussieren. Dazu haben wir eine kleine, aber feine Trainingsakademie, die begleitend zu der Implementierungsarbeit den Kunden befähigt, die nächsten Schritte alleine zu machen.