Patientensicherheit im Fokus

Interview mit Marcus Raguse, Geschäftsführer der Novo Klinik-Service GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Raguse, können Sie uns zunächst etwas über Ihren Werdegang und Ihre Rolle bei Novo Klinik-Service erzählen?

Marcus Raguse: Ich bin Diplom-Bergbauingenieur und habe meine Karriere im Bergbau begonnen, bevor ich 2004 in die Medizinbranche wechselte. Nach einem berufsbegleitenden Studium im Bereich Medizintechnik und Management wurde ich 2009 Geschäftsführer eines anderen Medizintechnikunternehmens. Dort konnte ich den Umsatz und die Mitarbeiterzahl signifikant steigern. Vor etwa drei Jahren bin ich zu Novo Klinik-Service gewechselt und seit Mitte 2022 alleiniger Geschäftsführer.

Wirtschaftsforum: Was sind die wichtigsten Meilensteine in der Unternehmensgeschichte?

Marcus Raguse: Novo Klinik-Service wurde 1987 von Herrn Patzelt gegründet, der ein Trachealkanülen-Halteband entwickelte, um die unzureichende Versorgung von tracheotomierten Patienten zu verbessern. Das erste Produkt, BePa-Clip®, war ein großer Erfolg und führte zu schnellem Wachstum. 2015 wurde das Unternehmen von der SHS in Tübingen übernommen, die sich auf die Unterstützung mittelständischer Medizintechnikunternehmen spezialisiert hat. Seitdem haben wir uns auf die Erfüllung regulatorischer Anforderungen konzentriert und die Unternehmensstruktur optimiert.

Wirtschaftsforum: Welche Stärken zeichnen Novo Klinik-Service aus?

Marcus Raguse: Unsere Stärken liegen in der kontinuierlichen Produktentwicklung und der engen Zusammenarbeit mit medizinischen Einrichtungen. Wir haben in den letzten Jahren zahlreiche neue Produkte auf den Markt gebracht, darunter innovative Fixierungssysteme für die künstliche Beatmung in der Intensivpflege. Diese Produkte sind entscheidend für die Patientensicherheit und -versorgung. Zudem legen wir großen Wert auf die Schulung unserer Kunden, um sicherzustellen, dass unsere Produkte korrekt angewendet werden.

Wirtschaftsforum: Können Sie uns mehr über die Zusammenarbeit mit der Uniklinik Regensburg erzählen?

Marcus Raguse: Die Kooperation mit der Uniklinik Regensburg ist ein spannendes Projekt, bei dem wir gemeinsam spezielle Fixierungen für komplexe und sensible Anwendungen entwickeln. Die enge Zusammenarbeit mit einem routinierten Fachanwender und unsere Expertise im Bereich medizinischer Fixierungen ist die ideale Voraussetzung für neue Produkte, welche die tägliche Anwendung erleichtern und noch sicherer gestalten werden.

Wirtschaftsforum: Welche He-rausforderungen sehen Sie bei der Entwicklung solcher Produkte?

Marcus Raguse: Die größte He-rausforderung besteht darin, dass die Fixierungssysteme sowohl stabil sein müssen, um das zu fixierende Medizinprodukt sicher in Position zu halten, als auch flexibel genug, um eine Umlagerung oder eine Mobilisation des Patienten zu ermöglichen. Dies erfordert eine sorgfältige technische Planung und eine enge Zusammenarbeit zwischen Medizinern und Ingenieuren.

Wirtschaftsforum: Inwiefern spielt die digitale Transformation eine Rolle in Ihrem Unternehmen?

Marcus Raguse: Die digitale Transformation ist für uns von großer Bedeutung. Wir haben ein Dokumentenmanagementsystem eingeführt und arbeiten an der elektronischen Abrechnung. Diese Schritte sind notwendig, um effizienter zu arbeiten und den Anforderungen unserer Kunden gerecht zu werden.

Wirtschaftsforum: Wie sieht Ihre Marketingstrategie aus, um die Bekanntheit von Novo Klinik-Service zu steigern?

Marcus Raguse: Wir setzen auf eine Kombination aus Messeauftritten und direkter Ansprache in Kliniken. Ein wichtiger Bestandteil unserer Strategie ist die Schulung von Pflegekräften, um sicherzustellen, dass unsere Produkte korrekt angewendet werden. Wir möchten das Bewusstsein für die Bedeutung professioneller Fixierungssysteme erhöhen, da viele Kliniken noch auf veraltete Methoden zurückgreifen.

Wirtschaftsforum: Welche Produkte planen Sie in Zukunft auf den Markt zu bringen?

Marcus Raguse: Zukünftig möchten wir unser Portfolio im Bereich Patienteneigenschutz erweitern. Hierbei handelt es sich um Produkte, die Patienten vor Selbstverletzungen schützen, ohne ihre Bewegungsfreiheit unnötig einzuschränken. Zudem haben wir ein Sortiment für den neonatalen und pädiatrischen Bereich entwickelt, da die Versorgung von Kindern besondere Anforderungen stellt. Wir haben beispielsweise die neue Handschuh-Serie NOVO Viola® für Erwachsene, Kleinkinder und Säuglinge auf dem Markt gebracht. Die Handschuh-Serie unterteilt sich in die spezifischen Anwendungen für den Patienteneigenschutz und das motorische und sensorische Training der Hände.

Wirtschaftsforum: Welche Rolle spielt die Nachhaltigkeit in Ihrem Unternehmen?

Marcus Raguse: NOVO hat dieses Thema im Fokus. So produzieren wir zum Beispiel mit grünem Strom aus erneuerbaren Quellen und verwenden, wo es möglich ist, umweltfreundliche Verpackungsmaterialien. Ein gutes Beispiel hierfür ist unsere neue Patientenhandschuh-Serie NOVO Viola®. Hier verwenden wir als Verpackung einen waschbaren Stoffbeutel, der dadurch für das eigentliche Produkt eine nachhaltige Zusatzfunktion bietet.

Wirtschaftsforum: Welche Vision haben Sie für die Zukunft von Novo Klinik-Service?

Marcus Raguse: Ich möchte Novo Klinik-Service als führenden Anbieter von innovativen Medizintechniklösungen positionieren, die die Patientenversorgung verbessern. Unser Ziel ist es, durch kontinuierliche Produktentwicklung und enge Zusammenarbeit mit medizinischen Einrichtungen ein hohes Maß an Qualität und Sicherheit zu gewährleisten.

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