Heilung mit Fachkompetenz und Herz
Interview mit Prof. Dr. Günter Germann, Geschäftsführer der ETHIANUM Betriebsgesellschaft mbH & Co. KG


Wirtschaftsforum: Herr Prof. Dr. Germann, das Gesundheitswesen blickt auf turbulente Jahre zurück. Wie ist das ETHIANUM durch die Coronapandemie gekommen?
Prof. Dr. Günter Germann: Die letzten Jahre waren hart. Wir haben viel in die Patienten- und Mitarbeiter-Fürsorge investiert. Der Kreis Heidelberg hat uns in der Coronapandemie um Betten gebeten und selbstverständlich haben wir diese gerne zur Verfügung gestellt. Staatliche Hilfen haben wir im Gegenzug allerdings nicht erhalten. Viele unserer Patienten aus dem Ausland, zum Beispiel aus den Golfstaaten, konnten nicht einreisen. Auch jetzt noch hat sich die Situation nicht wieder normalisiert. Hinzu kommt, dass Materialien und Dienstleistungen sich exorbitant verteuert haben. Rund 80% unserer Patienten sind versichert. Hier können wir nicht einfach die Preise erhöhen. Die Fallpauschale bleibt. Aber wir sind sehr zuversichtlich, dass wir aus eigener Kraft auf der Basis unserer Leistung in den kommenden Jahren wieder Wachstum realisieren werden.
Wirtschaftsforum: Was erwarten Sie von den angekündigten Reformen im Gesundheitssystem?
Prof. Dr. Günter Germann: Wir erwarten gar nichts, da die Reform in weiten Teilen an der Realität vorbeigeplant ist. Man kann einen Markt nicht staatlich deckeln, wenn die Kosten signifikant steigen.
Wirtschaftsforum: Wo sehen Sie das ETHIANUM am Markt?
Prof. Dr. Günter Germann: Was uns auszeichnet, ist die Kombination medizinischer Qualität mit soften Faktoren. Unsere Patienten fühlen sich bei uns wohl, weil wir uns bestmöglich um sie kümmern. Wir sind, aufgrund unserer Topmannschaft, sowohl in unserer Region als auch national und international etabliert.
Wirtschaftsforum: Was sind heute die wichtigsten Bereiche, die Sie mit dem ETHIANUM abdecken?
Prof. Dr. Günter Germann: Am wichtigsten sind die operativen Fächer, die bei uns interdisziplinär ineinandergreifen. Wir decken die rekonstruktive und ästhetische Chirurgie, die Handchirurgie- und Wirbelsäulenchirurgie ebenso wie Orthopädie, Radiologie, Präventivmedizin und Dermatologie ab. Ästhetische und innere Medizin sowie Physiotherapie runden unser Programm ab.
Wirtschaftsforum: Was sind aktuelle Themen bei Ihnen im Haus?
Prof. Dr. Günter Germann: Wir haben eine Innovationsoffensive für die Bereiche Fuß und Knie gestartet. Vor diesem Hintergrund führen wir in den orthopädischen Fächern neue Technologien jenseits der Robotik ein. Darüber hinaus sind wir Pioniere rund um das Thema Nachhaltigkeit. Wir waren das erste grüne Hospital und nähern uns einer Null-Emissions- Bilanz. Wir leben Integration mit zwölf Nationen in unserem Team, engagieren uns vor Ort für die Umwelt, zum Beispiel durch das Pflanzen von Bäumen. Wir operieren immer wieder Charity-Fälle. Für die Ukraine haben wir Hilfslieferungen auf den Weg gebracht und Workshops für ukrainische Ärzte veranstaltet.
Wirtschaftsforum: Wie wichtig ist der Bereich Prävention für das ETHIANUM?
Prof. Dr. Günter Germann: Der Bereich ist eine eigene Unit. Im September dieses Jahres erhalten wir ein neues MRT, mit dem wir in eine neue Dimension der Gesundheitsvorsorge einsteigen. Wir betreuen viele Unternehmen. Im Rhein-Neckar-Dreieck bis hinunter ins Schwäbische gibt es kaum ein Unternehmen, das seine Führungskräfte nicht von uns betreuen lässt. Unter anderem bieten wir einen kompletten Checkup von Kopf bis Fuß an, inklusive Hör- und Sehtest und auch einer Koloskopie. Mit dabei ist ein anderthalbstündiges Gespräch, damit wir uns ein individuelles Bild vom Patienten machen können.
Wirtschaftsforum: Was sind Ihre Themen für das zweite Halbjahr 2023?
Prof. Dr. Günter Germann: Wir werden unsere Innovationsoffensive weiter fortsetzen, neue Geräte anschaffen oder unsere vorhandenen Geräte mit modernster digitaler Technologie ausstatten. Die Digitalisierung bleibt ein wichtiges Thema.
Wirtschaftsforum: Welches Ziel verfolgen Sie langfristig für das ETHIANUM?
Prof. Dr. Günter Germann: Grundsätzlich haben wir die Ziele, die wir uns zu Anfang gesetzt haben, erreicht. Aktuell bauen wir bei uns im Garten ein Forschungszentrum für individualisierte Tumortherapie. Dies ist ein Geschenk der Hopp-Stiftung an die Universitätsklinik. Letztendlich möchten wir das Haus zukunftsfähig an Nachfolger übergeben.