Auf dem Boden geblieben

Interview mit Bernd Schwendiger, Geschäftsführer der epoflor GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Schwendiger, was waren, wenn Sie zurückblicken, die wichtigsten Meilensteine in der Firmengeschichte von epoflor?

Bernd Schwendiger: Gegründet wurde das Unternehmen Mitte der 1970er-Jahre in Solingen durch meinen Vater. Etwa zehn Jahre später haben wir eine Niederlassung in München gegründet und sind dann schon bald – 1987 – ins Allgäu gezogen, wo wir uns an unserem heutigen Firmensitz hier in Sulzberg bei Kempten niedergelassen haben. Gestartet sind wir mit Industrieböden, also der Verarbeitung von Kunststoffen im Bereich industriell genutzter Böden, was bis heute einer unserer größten Geschäftsbereiche ist. In den 1990er-Jahren kam ein weiterer Bereich im Hoch- und Tiefbau hinzu, mit Schwerpunkt auf der konstruktiven Instandsetzung von Tiefgaragen und Parkhäusern sowie Klärwasseranlagen und Trinkwasserbehältern.

Wirtschaftsforum: Welche Dienstleistungen umfasst Ihr Portfolio in diesen Geschäftsbereichen?

Bernd Schwendiger: Diese Bereiche sind unterteilt in verschiedene Segmente: Zum einen epoflor flooring, das alle Leistungen rund um den Boden umfasst, also etwa die Beschichtung von Industrieböden und Parkdeckflächen mit modernen Kunststoffen wie Epoxidharz, Polyurethanharz, PMMA-Reaktionsharz, und spezielle Säureschutzbeschichtungen. epoflor repair steht für die konstruktive Instandsetzung in Parkhäusern und Tiefgaragen, Revitalisierung, Rückbau von defekten und chloridverseuchten Betonflächen, Neubau und Neubetonagen mit anschließendem Oberflächenschutz. Sozusagen als ‘Folge’ unserer langjährigen Arbeit in diesem Bereich ist mit epoflor inspect in den letzten fünf Jahren ein drittes Geschäftssegment hinzugekommen, das Wartung und Inspektion im Parkhausbereich umfasst. Das hängt mit den Regelwerken und Baunormen zusammen, die für Parkhäuser eine relative ‘Lebensdauer’ von circa 50 Jahren vorsehen. Da aber nicht alle Gewerke diese 50 Jahre erreichen, sondern vorzeitigem Verschleiß unterliegen, müssen sie gewartet werden, eben etwa die Parkdeckflächen.

Wirtschaftsforum: Wie ist epoflor strukturell aufgestellt? Operieren Sie ausschließlich von Sulzberg aus oder gibt es noch weitere Standorte?

Bernd Schwendiger: Wir sind ja ein Montageunternehmen und arbeiten europaweit, außer in Deutschland vor allem auch in Österreich und der Schweiz, aber alle Fäden laufen in Sulzberg zusammen, das nach wie vor unser einziger Standort ist.

Wirtschaftsforum: Wie lässt sich epoflor in Zahlen darstellen?

Bernd Schwendiger: Wir beschäftigen aktuell 60 Mitarbeiter, mit denen wir elf Millionen EUR Umsatz erwirtschaften, mit steigender Tendenz. Wir haben immer Wert auf stetiges, organisches Wachstum gelegt. Uns war immer wichtig, dass wir unsere Aktivitäten auch aus eigener Kraft stemmen können, und das haben wir auch erreicht. Unsere derzeitige Organisation im Haus lässt Umsätze bis 15 Millionen EUR zu, ohne dass wir an größeren Stellschrauben drehen müssen.

Wirtschaftsforum: Das letzte Jahr ist wohl für die meisten Branchen in jeder Hinsicht ein ungewöhnliches gewesen – Corona hat für viele Unternehmen vernünftiges Planen unmöglich gemacht. Wie sind Sie bislang durch diese Zeit gekommen?

Bernd Schwendiger: Wir hatten unwahrscheinlich Glück im Unglück, muss ich sagen. Für uns hat die Pandemie kaum wirtschaftliche Nachteile gebracht – tatsächlich war das letzte Jahr für uns eines der wirtschaftlich stärksten der letzten zehn Jahre. Natürlich haben wir intern alle notwendigen Sicherheitsvorkehrungen getroffen, Maskenpflicht eingeführt und Abstandsregelungen umgesetzt, um das Risiko für Mitarbeiter und den Betrieb so gering wie möglich zu halten. Das ist uns auch gut gelungen. Wir haben mit unseren Mitarbeitern immer über den jeweils neuesten Stand der Pandemieentwicklung gesprochen und alle haben voll und ganz mitgezogen. Unsere Mitarbeiter sind unser Kapital – ohne ihr Engagement und ihre Loyalität geht es nicht. All diese Menschen machen epoflor aus. Nicht zuletzt deshalb können wir sagen, dass wir die Krise bislang gut überstanden haben.

Wirtschaftsforum: Eine persönliche Frage: epoflor ist ja ein Familienunternehmen. Würden Sie sagen, dass Sie mit dem Unternehmen auf- und in Ihre heutige Aufgabe hineingewachsen sind?

Bernd Schwendiger: Ich bin tatsächlich gleich nach meinem Studium ins Unternehmen eingestiegen, wollte aber nicht in Solingen arbeiten, sondern in Süddeutschland. Deshalb habe ich die Niederlassung in München eröffnet. Heute ist mit meinen drei Kindern ja schon die dritte Generation im Unternehmen – meine älteste Tochter ist Teamleiterin im Bereich Projektservice, meine jüngere Tochter kümmert sich um Abrechnung und Subcontract-Management und mein Sohn ist seit Anfang Januar als Technischer Geschäftsführer zuständig für das Operative. Ich selbst konzentriere mich auf den Vertrieb, das ist mein Steckenpferd.

Wirtschaftsforum: Welche Entwicklung sehen Sie für Ihre Branche?

Bernd Schwendiger: Die Einbrüche im Tourismus treffen uns direkt, denn an Flughäfen und Messen wird weniger in Sanierung investiert. Wenn wir die Pandemie im ersten Halbjahr in den Griff bekommen, lassen sich die Verluste eventuell noch aufholen.

Tags
Nach themenverwandten Beiträgen filtern

Mehr zum Thema Bau

Ganzheitliche Ansätze für moderne Infrastruktur

Interview mit Dipl.-Ing. Frank Baumgarten, Geschäftsführer der INGPLAN Ingenieurgesellschaft mbH

Ganzheitliche Ansätze für moderne Infrastruktur

Selbst Regionen, in denen es historisch reichlich Regen gab, leiden inzwischen aufgrund der Folgen des Klimawandels unter Dürre. In dieser kritischen Zeit übernimmt die INGPLAN Ingenieurgesellschaft mbH aus Coesfeld eine…

Wohlfühlwelten für Mensch und Pferd

Interview mit Detmar Wiltfang, Geschäftsführer der Viebrockreithallen GmbH & Co. Betrieb KG

Wohlfühlwelten für Mensch und Pferd

Pferdehaltung und Reitsport haben eine lange Tradition und sind für viele Menschen Ausdruck von Lebensfreude, Freiheit und Nähe zur Natur. Die Viebrockreithallen GmbH & Co. Betrieb KG in Harsefeld verbindet…

„Vielseitigkeit ist unsere Konstante“

Interview mit Manuel Weißenberger, Geschäftsführer der K. Weißenberger Bedachungen GmbH

„Vielseitigkeit ist unsere Konstante“

Zukunft braucht Substanz – und Menschen, die sie mutig und innovativ gestalten. Die K. Weißenberger Bedachungen GmbH mit Sitz in unterfränkischen Arnstein steht seit über drei Jahrzehnten für Qualität im…

Spannendes aus der Region Landkreis Oberallgäu

„Wir blicken zuversichtlich in die Zukunft“

Interview mit Timo Fechtig, Geschäftsführer der Fechtig Gruppe

„Wir blicken zuversichtlich in die Zukunft“

Obwohl die Baubranche und damit auch das Heizungs- und Sanitärgewerk derzeit eine starke Marktkorrektur erfahren, können sich die vier Unternehmen der Fechtig Gruppe, die sich vornehmlich mit der Planung und…

Solar-Pionier aus Überzeugung

Interview mit Felix Steber, Geschäftsführer der ÖKO-Haus GmbH

Solar-Pionier aus Überzeugung

Die Solarbranche ist ein zentraler Baustein der Energiewende. Deutschland spielt auf diesem Zukunftsmarkt im internationalen Vergleich eine wichtige Rolle. Laut Statista erreichte der jährliche Zubau an installierter Leistung mit knapp…

„Wir vereinen alle Leistungen und Kompetenzen unter einem Dach!“

Interview mit Lukas Seitz, Assistenz der Geschäftsführung der Albrecht Elektrotechnik GmbH

„Wir vereinen alle Leistungen und Kompetenzen unter einem Dach!“

Mittlerweile gibt es nur wenige Branchen, in denen die Automatisierung von Abläufen kein Thema ist. Zuverlässigkeit und Präzision sind hier ebenso gefragt wie Langlebigkeit und individuelle Lösungen für die Kunden.…

Das könnte Sie auch interessieren

Von der grauen Masse zur ästhetischen Vielfalt: Beton neu gedacht

Interview mit Alexander Bauer, Geschäftsführer der Kirchdorfer Kies und Beton GmbH

Von der grauen Masse zur ästhetischen Vielfalt: Beton neu gedacht

Mit fünf Transportbetonwerken, drei Kieswerken und einer Lkw-Flotte produziert und liefert die Kirchdorfer Kies und Beton GmbH aus dem Großraum Linz Transportbeton und Zuschlagstoffe für verschiedenste Bauprojekte im ober­österreichischen Zentralraum.…

Naturziegel für ein angenehmes Wohngefühl

Interview mit Johannes Stengel, Geschäftsführer der Ziegelwerk Stengel GmbH & Co. KG

Naturziegel für ein angenehmes Wohngefühl

Holz, Beton, Stahl oder sogar Heuballen – die Bauherren von heute haben die Qual der Wahl, wenn es darum geht, sich für ein Baumaterial zu entscheiden. Oft sorgen traditionelle oder…

TOP