Die Zukunft des Holzbaus
Interview mit Rainer Auerbacher, Vorstand Vertrieb | Service | Marketing der Hans Hundegger AG

Was in den 1970er-Jahren als Pionierarbeit von Firmengründer Hans Hundegger begann, ist heute Hightech auf höchstem Niveau. Der gelernte Maschinenbauer und Konstrukteur erkannte früh, dass Zimmereien noch völlig handwerklich arbeiteten und entwickelte die erste automatische Abbundanlage. „Abbinden heißt ja einen Dachstuhl erstellen“, erklärt Rainer Auerbacher, seit Jahresbeginn im Vorstand der Hans Hundegger AG. „Der Kunde zeichnet heute in 3D den Dachstuhl, gibt die Daten ein und hinten kommt ein kompletter Bausatz heraus.“
Von der Nische zum Weltmarkt
Aus dieser Grundidee entwickelte sich über die Jahrzehnte eine komplette Produktpalette. Zu den ursprünglichen Abbundmaschinen kamen Zuschnittanlagen überwiegend für den angelsächsischen Markt und seit 1999 Plattenbearbeitungsmaschinen hinzu. „Hans Hundegger erkannte, dass man aus Seitenware, also quasi Abfallholz von Sägewerken, auch Wände zusammenbauen könnte“, so Rainer Auerbacher. Daraus entstanden die MHM-Wände, eine eigene Lizenzierung von Hundegger für kostengünstige Massivholzwände.
Seit eineinhalb Jahren setzt das Unternehmen verstärkt auf Elementierung – das Zusammenfügen von Holzrahmenbauwänden. Diese strategische Erweiterung kam genau zur rechten Zeit. „Hundegger entwickelt sich vom reinen Zerspanen auch wieder zurück ins Fügen“, erklärt Rainer Auerbacher. „Wir wollen komplette Holzelemente für den Holzbau ermöglichen – vom Einfamilienhaus bis zum Objektbau.“
Software als Herzstück der Digitalisierung
Neben dem Maschinenbau liegt ein weiteres Geheimnis des Erfolgs in der Software. Seit Anbeginn setzt Hundegger auf eigenentwickelte Software und seit 2012 auf die einheitliche und voll-integrierte Plattform für alle Maschinen: die CAMBIUM® Produktionsplattform. „Wir haben nicht mehr nur eine Software für eine Maschine, sondern eine Software für alle Maschinen“, betont Rainer Auerbacher. Besonders ungewöhnlich: Hundegger nutzt kaum SPS-Steuerungen, sondern Windows-Steuerungen auf normalen PCs in Echtzeit – alles eigenentwickelt. Diese Integration ermöglicht nahtlose Prozesse vom CAD-Programm des Holzbauzeichners über die Arbeitsvorbereitung und CAM-Bearbeitung bis zur Schnittstelle zum ERP-System. „Der Hundegger-Kunde bekommt Maschinentechnik und Software ohne weiteren Ansprechpartner aus einer Hand“, erklärt Rainer Auerbacher stolz. Das Unternehmen arbeitet mit digitalen Zwillingen, um alle Bearbeitungen vorab zu simulieren, und kann Anlagen aus der Zentrale remote erreichen. „Uns ist wichtig, als Komplettanbieter gesehen zu werden“, betont Rainer Auerbacher. Hundegger bietet Maschine, Werkzeug, Service und Software aus einer Hand – ein sorgenfreies Einsatzszenario für die Kunden. „Der Kunde muss sich mit dem CNC-Teil und jetzt auch mit der Elementierung nicht groß Gedanken machen.“ Diese ganzheitliche Betreuung unterscheidet Hundegger von reinen Maschinenherstellern und schafft langfristige Kundenbindung. Mit rund 100 Servicemitarbeitern allein in der DACH-Region gewährleistet das Unternehmen schnelle Hilfe bei Wartungen oder Stillständen.
Kunden fordern mehr Automatisierung
Die größten Herausforderungen der Kunden sind der Fachkräftemangel und der Wunsch nach mehr Automatisierung. „Es wird versucht, über einen Experten mehrere Anlagen zu bedienen“, berichtet Rainer Auerbacher. Körperliche Entlastung, Konnektivität, Reporting und Schnittstellen zu ERP-Systemen stehen auf der Wunschliste. Hundeggers Antwort: noch mehr Integration und Automation. Auch das Thema Nachhaltigkeit treibt die Branche. Energieeffizienz der Maschinen, Verschnittoptimierung zur besseren Holznutzung und kürzere Maschinenlaufzeiten sind wichtige Entwicklungsfelder. „Eine Maschine macht heute Dinge, für die früher zwei Maschinen notwendig waren“, erklärt Rainer Auerbacher. Als Familienunternehmen investiert Hundegger stark in die Mitarbeiter. Eine attraktive Entlohnung mit Mitarbeiterbeteiligung, starke Ausbildung und eine offene Unternehmenskultur mit flachen Hierarchien sollen gegen den Fachkräftemangel helfen. „Die Türen stehen offen, und wir haben eine Du-Kultur“, beschreibt Rainer Auerbacher die Atmosphäre.
Innovations-Pipeline bleibt gefüllt
Der Blick nach vorn ist optimistisch geprägt. „Wir erkennen, dass zusehends mehr in Holz gebaut wird“, sagt Rainer Auerbacher. Gebäudeklassen 4 und 5, große Wohnbaukomplexe und Objektbauten, die früher undenkbar in Holz entstanden, gewinnen an Bedeutung. Mit dem Weltmarktführer-Status im Rücken plant Hundegger weitere Innovationen. „Wir steigen natürlich auch auf den Trend der Vorfertigung ein“, erklärt Rainer Auerbacher. Das Thema industrielle Vorfertigung gewinnt in der Baubranche massiv an Bedeutung. Hundeggers Vorteil: Das integrierte Datenmodell ist bereits vorhanden. „Wir bauen zusätzlich nur noch – in Anführungszeichen – eine Maschine dazu und bündeln unser Know-how anders, bewegen uns aber nicht auf neuem Terrain”, so Rainer Auerbacher. Die gerade gestartete Elementierung soll stabilisiert und ausgebaut werden. „‚Hundegger – Innovationen für den Holzbau‘ ist nicht nur ein Markenclaim“, betont Rainer Auerbacher. „Wenn der Holzbau wächst, wollen wir weiterhin der erste Ansprechpartner sein.“












