Bei Kerzenlicht ist alles schöner
Interview mit Thomas Engels, Geschäftsführer der Engels Kerzen GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Engels, Sie leiten das Unternehmen seit 1996 in 3. Generation. Wie hat sich das Unternehmen unter Ihrer Führung seitdem weiterentwickelt?
Thomas Engels: In jungen Jahren habe ich eine Banklehre gemacht und war in einem Finanzunternehmen tätig. Irgendwann habe ich jedoch festgestellt, dass Bilanzen ziehen und Finanzanalysen durchzuführen ein zu trockenes Futter für mich waren. Somit bin ich ins Familienunternehmen eingestiegen. Zu jener Zeit haben wir sehr viel Fremdware bezogen. Ich habe wieder angefangen, Kerzen selbst zu produzieren und die ersten Zugmaschinen gekauft, um die Kerzen durch das traditionelle Ziehverfahren herstellen zu können.
Damit habe ich zunächst vorwiegend Kirchen bedient. Das war damals unser Hauptstandbein – Opferkerzen, Altarkerzen, Kommunionskerzen –, damit konnte ich einen Kirchturm nach dem anderen erobern. Vom Essener bis zum Aachener Dom.
Wirtschaftsforum: Was waren die wichtigsten Meilensteine dieser Zeit?
Thomas Engels: Als ich etwa Mitte 20 war, stand ich mit dem damaligen Bischof Dr. Klaus Hämmerle auf dem Aachener Weihnachtsmarkt zusammen. Er fragte mich, womit er mir Weihnachten eine Freude machen könne. Und so kam es, dass ich den ersten Kerzenladen auf dem Aachener Domhof eröffnet habe. Das war sicherlich ein großer Meilenstein. Doch das größte Event, das ich in meiner Zeit miterleben durfte, war der Weltjugendtag im Jahr 2005 in Köln. Nach einer öffentlichen Ausschreibung haben wir den Zuschlag bekommen, als einziger Kerzenhersteller den Papsthügel mit 8.000 Kerzen auszuleuchten. Wir haben 120 3 m breite Schwimmkerzen mit jeweils sieben Dochten produziert, die ebenfalls Licht gespendet haben und somit ein stimmungsvolles Ambiente für die mehr als eine Million Besucher aus aller Welt geschaffen. Jeder dieser Besucher erhielt auch eine von uns hergestellte Kerze. Für ein kleines mittelständisches Unternehmen war das schon ein Meisterwerk, nicht nur in der Produktion, sondern auch in der Logistik. So etwas vergisst man nicht.

„Der Wunsch Menschen zu begeistern und die Liebe zum Detail sind für mich das Erfolgsgeheimnis.“ Thomas EngelsGeschäftsführer
Wirtschaftsforum: Sie haben auch das Lifestyle-Segment erobert. Wie kam es dazu?
Thomas Engels: Ich habe immer weiter nach Absatzmöglichkeiten gesucht. Leider mussten wir feststellen, dass die Umsätze im kirchlichen Bereich weniger wurden. Aus der Kirchenkerze habe ich die Kaminkerze entwickelt und so auch in die Lifestyle-Branche reingeschnuppert. Damals haben wir mit Gunther Lambert, dem Gründer des Landhausstils, sehr viel zusammengearbeitet. Danach kamen die Porzellanmanufakturen wie Villeroy und Boch, Hutschenreuther, Fürstenberger oder Rosenthal. Für sie haben wir sehr viel im Lifestyle-Bereich produziert. Dann haben wir die Engels-Marke als eigene Engels Lifestyle Welt herausgebracht und durften wahnsinnig tolle Erfolge auf den ersten internationalen Frankfurter Messen feiern.
Wirtschaftsforum: Ist das Kerzengeschäft immer noch ein saisonales Geschäft?
Thomas Engels: Das war es mal. Als ich klein war, war die Weihnachtszeit Kerzenzeit. Heute hat die Kerze durchaus die Berechtigung, zwölf Monate im Jahr im Einsatz zu sein. Das ist unter anderem den Wellness- und Wohlfühlbereichen zu verdanken, aber auch im Sommer während der Grillsaison sind Produkte wie Outdoorkerzen heute nicht mehr wegzudenken. Weihnachten und Ostern sind nach wie vor große Umsatztreiber, doch der Ganzjahres-Lifestyle-Bereich wächst am schnellsten.
Wirtschaftsforum: Welche Trends sind aktuell zu erkennen?
Thomas Engels: Einen großer Trend stellen Duftkerzen dar. Ich stelle zunehmend fest, dass die Menschen sich immer mehr nach Duft sehnen. Hier in Europa sind wir in diesem Bereich führend, da wir auch für namhafte Ketten wie zum Beispiel dm oder Rossmann unter Private Label herstellen. Dank unserer Expertise im Bereich der Entwicklung von Duftkerzen sehen wir hier großes Potenzial. Ein weiterer wichtiger Trend sind vegane Kerzen, die auf pflanzlicher Basis hergestellt werden.
Wirtschaftsforum: Der Fokus liegt heute eindeutig auf dem Lifestyle-Markt. Wie sieht die Zukunft für Ihr Unternehmen aus?
Thomas Engels: Heute macht das Private Label-Geschäft die Hälfte unseres Umsatzes aus. Von unserer eigenen Engels-Kerzenwelt entfallen nur noch etwa 10% auf den kirchlichen Bereich. Unser Erfolg basiert auf unserer Manufakturqualität und Kreativität. Ich bin sehr stark im Design engagiert und habe ein Gespür für die richtigen Accessoires. In diesem Jahr sind wir mit mehreren neuen Linien, darunter unser neues Sentimentals-Sortiment, auf der Ambiente und der Christmas World in Frankfurt vertreten und freuen uns darauf, unsere internationalen Kunden wieder persönlich treffen zu können.