Die Hüter des Greens
Interview mit Christian Engelmann, Geschäftsführer der Engelmann Turf Care GmbH


Das Interview führten: Manfred Brinkmann und Dr. Endre Hagenthurn
Manfred Brinkmann (Wirtschaftsforum): Herr Engelmann, muss man eigentlich selbst Golf spielen, um ein guter Greenkeeper zu werden?
Christian Engelmann: Tatsächlich ist Greenkeeper kein Beruf, der in ein 40-Stunden-Schema passt. Deshalb ist es auch in unserem Bereich gar nicht so einfach, gute Fachkräfte zu finden, denn das Greenkeeping ist eine Arbeit, die in erster Linie an den Wochenenden erledigt werden muss und darüber hinaus Sommerarbeit ist. Für viele Arbeitnehmer ist das heute nicht unbedingt attraktiv. Zwar tut sich in punkto Automatisierung in unserem Markt derzeit recht viel, vor allem bei der Pflege vor Fußball- und Tennisplätzen, in der wir ebenfalls tätig sind. Doch gerade bei der Arbeit auf dem Golfplatz gibt es vieles, wofür es wirklich den Menschen braucht. Vor allem solche, die bereit sind, sich mit der Materie Natur und Golf auseinanderzusetzen. Da ist viel Idealismus gefragt – und ja, im besten Fall natürlich auch das Interesse am Golfspielen!
Manfred Brinkmann (Wirtschaftsforum): Als Engelmann Turf Care GmbH sind Sie, wie Sie sagten, für die Platzpflege in den Bereichen Golf, Fußball und Tennis unterwegs – und das europaweit. War die internationale Expansion von Anfang an geplant?
Christian Engelmann: Über Deutschland hinaus tätig zu werden, war schon immer unser strategisches Ziel. Wir haben sehr früh gemerkt, dass sich der Markt in den 2000er-Jahren gerade im östlichen Europa sehr stark entwickelt hat und man dort sehr innovativ und auch bereit war, viel Geld zu investieren – vor allem im tschechischen und slowakischen Markt. Das hat uns damals dazu bewogen, uns dort zu etablieren, und dort sind wir auch heute noch sehr aktiv.
Manfred Brinkmann (Wirtschaftsforum): Arbeiten Sie ausschließlich von Deutschland aus oder haben Sie in den Ländern, in denen Sie Plätze betreuen oder an Platzprojekten arbeiten, auch Niederlassungen?
Christian Engelmann: Von Beginn an haben wir auch Standorte außerhalb Deutschlands gehabt. Der Grund dafür liegt in den von Land zu Land unterschiedlichen Arbeitnehmerrechten und den jeweiligen steuerlichen und buchalterischen Besonderheiten. Wir leiten zwar alles von Deutschland aus, aber die Durchführung liegt jeweils bei unseren Niederlassungen vor Ort.
Dr. Endre Hagenthurn (Wirtschaftsforum): Wer sind Ihre Kunden?
Christian Engelmann: Unsere Hauptkunden sind professionelle, gewinnorientierte Golfclubs. Sie arbeiten mit fixen Budgets, müssen daher fest kalkulieren und können sich nicht mit steigenden Energie- und Personalkosten arrangieren. Deshalb sind wir eine gute Wahl, denn wir bieten den Betreibern von Golfplätzen ein All-in-Paket, indem wir Personal, Maschinen und Material zu jährlichen Pauschalpreisen über angepasste Leistungszeiträume bis zu fünf Jahren zur Verfügung stellen. In den letzten Jahren haben sich immer mehr Clubs und Vereine entschieden, die Platzpflege extern zu vergeben, was tatsächlich an der Personalproblematik liegt. Zurzeit pflegen wir 17 Sportplätze im Bereich Golf, Tennis und Fußball, darunter drei Leading-Golfcourses in Deutschland, Österreich und Italien. Darüber hinaus betreuen wir spitzen Profisport in Deutschland, unter anderem das ATP-Tennisturnier in Stuttgart, im Auftrag der AELTC Championships Ltd. Wimbledon, und die European Challenge Tour Golf in Wittelsbach.
Dr. Endre Hagenthurn (Wirtschaftsforum): Was ist für Sie die besondere Herausforderung bei der Golfplatzpflege?
Christian Engelmann: Die Herausforderung ist das individuelle Eingehen auf den Kunden, denn es ist wichtig, schon im Vorfeld zu verstehen, was er erwartet, diesen Anspruch so weit wie irgend möglich zu erfüllen und andererseits aber auch zu erklären, was überhaupt umsetzbar ist. Das trifft natürlich auch auf andere Branchen zu, aber zum einen hat unser Geschäft sehr viel mit Emotion zu tun und zum anderen ist es nicht einfach, eine Fläche von 100 ha mit einem Vertrag abzudecken. Beiderseitiges Vertrauen spielt daher eine sehr große Rolle, genauso wie Eigeninitiative und persönlicher Einsatz von unserer Seite. Da wir nun seit fast 30 Jahren gute Arbeit leisten, haben wir ein gutes Standing und entsprechende Referenzen – in Deutschland beispielsweise den Wittelsbacher Golfclub in Neuburg an der Donau.
Manfred Brinkmann (Wirtschaftsforum): Lange Zeit in Deutschland nicht so populär wie beispielsweise in den USA, wird der Golfsport hierzulande zunehmend populärer. Wie sehen Sie diese Entwicklung, auch vor dem Hintergrund von Naturschutz und Nachhaltigkeit?
Christian Engelmann: Der Sport selbst gewinnt an Beliebtheit, das stimmt. Trotzdem werden wenige Plätze ganz neu angelegt, sicher auch aus Kostengründen. Doch die Anlagen, die heute neu gebaut werden, sind tatsächlich Vorzeigemodelle im Sinne von Biodiversität und Nachhaltigkeit – das Augenmerk liegt auf Einbindung in die Natur und der Verwendung nachhaltiger Materialien.