Nerven auf dem Monitor

Interview mit Christian Hartmann, Geschäftsführer der Dr. Langer Medical GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Hartmann, erklären Sie uns doch, worum es beim Neuromonitoring geht und welche Rolle die Produkte von Langer Medical dabei spielen.

Christian Hartmann: Bei jeder OP gibt es einen oder mehrere ‘Nerves of Risk’. Das sind Nerven, die durch ihre Lage im OP-Feld dem Risiko der Beschädigung ausgesetzt sind. Es muss vor, während und nach der OP durch das Monitoring sichergestellt werden, dass die Nervenfunktion erhalten ist. Auf dieser Grundlage arbeiten unsere Produkte, wobei wir unterschiedliche Neuromonitore für unterschiedliche medizinische Bereiche anbieten. Einer unserer Schwerpunkte liegt dabei auf Geräten für das Neuromonitoring im Bereich der endokrinen Chirurgie, hauptsächlich der Schilddrüse. Hier muss der Nerv, der für die Stimmbandfunktion verantwortlich ist, gesichert werden. In diesem Bereich ist Langer Medical groß geworden.

Inzwischen sind wir ebenfalls stark bei Neuromonitoren für das Monitoring der Gesichtsnerven. Auch beim Einsetzen von Cochlea-Implantaten im Innenohr leisten unsere Neuromonitore ihren Beitrag, ebenso bei Wirbelsäulen-OPs, wo Neuromonitoring aufgrund des hohen Risikos essenziell ist. Der wichtigste und größte Bereich, in dem unsere Produkte zum Einsatz kommen, ist mittlerweile aber die Neurochirurgie. Das ist auch der Grund, warum die Brainlab AG als Soft- und Hardwareentwickler im Bereich Chirurgie uns gekauft hat: Neuromonitoring ist essenziell, um neurochirurgische OPs durchführen zu können.

Wirtschaftsforum: Stichwort Brainlab: Wie ist Langer Medical nach der Übernahme 2022 durch das Mutterunternehmen heute aufgestellt?

Christian Hartmann: Langer Medical ist eine 100%ige Tochter der Brainlab AG. Unser Standort ist Waldkirch, wo Entwicklung, Produktion, Vertrieb und Service angesiedelt sind. Hier arbeiten 50 Mitarbeiter. Unser Jahresumsatz liegt bei circa zehn Millionen EUR, mit steigender Tendenz. Mit Brainlab gibt es technische, applikative und klinische Synergien, was zu weiteren Innovationen führen wird. Brainlab ist bereits weltweit mit eigenen Niederlassungen aufgestellt, sodass wir in den nächsten Jahren vom Netzwerk unserer Mutter stark profitieren werden.

Wirtschaftsforum: Schon früh machte Langer Medical mit besonderen Produkten und Leistungen auf sich aufmerksam. Was waren wichtige Meilensteine?

Christian Hartmann: Langer Medical war zwar nicht das erste Unternehmen, das Neuromonitore entwickelt und auf den Markt gebracht hat, aber sie hat als Erste ein Voll-Touch-Monitorsystem entwickelt – und das, bevor es überhaupt Smartphones gab. Auch die Entwicklung des ersten kontinuierlichen Monitorings für die Schilddrüse geht, soweit ich weiß, auf das Konto von Langer Medical. Insofern kann man durchaus von Pionierleistungen auf dem Gebiet des Neuromonitorings sprechen.

Wirtschaftsforum: Worin sehen Sie die Gründe für den Erfolg Ihres Unternehmens und seiner Produkte?

Christian Hartmann: Tatsächlich unterscheidet uns etwas von vielen anderen Herstellern: Wir sind die Entwicklung unserer Monitore nicht von der technischen Seite angegangen. Andere Entwickler haben dagegen ihr technisches Denken auf ein medizinisches Produkt übertragen. Mediziner sind aber keine Techniker. Sie denken aus der Anatomie und nicht aus der Technik heraus und haben deshalb eher Schwierigkeiten, mit solchen hoch technisierten Produkten umzugehen. Wir hingegen haben unsere Systeme von Anfang an aus der anatomischen Sicht heraus entwickelt. Bevor wir ins Detail gegangen sind, haben wir immer überlegt: Wie ist der klinische Workflow, wie das anatomische Vorgehen, um die OP mit dem Neuromonitoring durchzuführen? Mediziner können unsere Geräte also intuitiv bedienen. In dieser Hinsicht sind wir ausgesprochen gut und wurden auch mit verschiedenen Designpreisen ausgezeichnet.

Wirtschaftsforum: Welche Zukunftsziele verfolgen Sie für Langer Medical?

Christian Hartmann: Unser nächstes großes Ziel ist der Eintritt in den US-amerikanischen Markt und generell weiteres Wachstum. In den nächsten Jahren wollen wir den Umsatz auf 20 bis 25 Millionen EUR steigern.

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