Fix und fertig

Interview mit Moritz Beul, Mitglied des Vorstands der DFH Holding

Wirtschaftsforum: Herr Beul, Sie sind Vorstandsmitglied der 2001 gegründeten DFH Deutsche Fertighaus Holding AG, einer wichtigen Referenz, wenn es um Fertighäuser geht. Was prägte die Entwicklung der Gruppe besonders?

Moritz Beul: Eine Besonderheit ist der seit mehr als 20 Jahren bestehende Markenverbund unter dem Dach der DFH GRUPPE; damit bringen wir die Stärken der einzelnen Marken in eine gute Symbiose.

Wirtschaftsforum: Wie sehen diese Marken aus?

Moritz Beul: DFH steht für die Marken OKAL, massa haus und allkauf. Mit OKAL haben wir eine Marke im Verbund, die 1928 gegründet wurde und in diesem Jahr das 95-jährige Jubiläum feiert. OKAL ist ein Pionier auf dem Fertighausmarkt, einer der ersten Fertighausbauer überhaupt. massa haus und allkauf repräsentieren einen anderen Ansatz; aus dem Bereich Baumarkt kommend, bieten sie Kunden eine breite Auswahl an Ausbaustufen. Diese Vielfalt, die wir mit massa haus und allkauf sehr früh bieten konnten, ist ein wichtiges Alleinstellungsmerkmal.

Wirtschaftsforum: Gibt es weitere Meilensteine?

Moritz Beul: 2004 avancierte die DFH GRUPPE zum Marktführer mit den meisten verkauften Einheiten im Fertigbau – seitdem behaupten wir uns an der Spitze des Marktes. 2013 erhielten wir von der Deutschen Gesellschaft für nachhaltiges Bauen e. V. erstmals eine Auszeichnung für unsere Fertighäuser; das gab es vorher noch nie. 2016 war insofern außergewöhnlich, als dass wir in einem Jahr mehr als 3.000 Bauvorhaben realisierten: 60 Häuser pro Woche.

Wirtschaftsforum: Welche Struktur steckt hinter diesen Leistungen?

Moritz Beul: Wir haben rund 1.600 Mitarbeitende konzernweit und setzen mit Ein- und Zweifamilienfertighäusern über 700 Millionen EUR um. Produziert wird hier am Hauptsitz in Simmern und in der Nähe von Pilsen in Tschechien.

Wirtschaftsforum: Ist dieser Umsatz das Ergebnis einer anhaltend positiven Entwicklung?

Moritz Beul: Bis 2008 dominierten der Entfall des Baukindergeldes sowie die Banken- und Immobilienkrise die Branche. Danach ging es konstant bergauf. 2016 war das Jahr unseres stärksten Wachstums. Danach kam es zu einer Konsolidierung und wir wuchsen bis 2022 konstant zwischen 7 und 9%. Seit dem Ukrainekrieg und den daraus resultierenden wirtschaftlichen Konsequenzen steht die Baubranche vor neuen Herausforderungen, die es nun zu meistern gilt.

Wirtschaftsforum: Sie sind seit fünf Jahren im Unternehmen und einer der drei Vorstände. Wie sehen Sie Ihre Rolle und gibt es bestimmte Impulse, die Sie dem Unternehmen geben wollen?

Moritz Beul: Es war eine sehr kluge und weitsichtige Entscheidung, auf drei Vorstände zu setzen. Herr Scholtes ist seit Jahrzehnten im Vorstand, steht für Beständigkeit und kennt das Unternehmen aus dem Effeff. Herr Sivinov ist seit 15 Jahren hier, ist im Unternehmen gewachsen und der Experte für operative Prozesse und Finanzen innerhalb des Konzerns. Wir drei sehen uns als Sparringpartner der Geschäftsführer und agieren auf Augenhöhe mit ihnen. Uns alle treibt das Thema Nachhaltigkeit sehr stark an, und das seit Langem. Das heißt zum Beispiel, dass wir uns für die Region verantwortlich fühlen. Aus diesem Bewusstsein heraus haben wir 2016 die Geburtenstation in Simmern vor der Schließung bewahrt, indem wir die Kosten für die notwendige Modernisierung übernahmen. Auch was die internen Prozesse betrifft, entwickeln wir uns stetig weiter. Noch immer geht es bei uns um das Handwerk, auch wenn uns Themen wie Automatisierung und Industrie 4.0 immer stärker umtreiben. Jedes Haus ist individuell, deshalb müssen Prozesse gerade gezogen werden, Personen mitgenommen und begeistert werden. Wir müssen Innovationen schaffen, eine Mannschaft formieren und das Gefühl vermitteln, dass wir alle in einem Boot sitzen.

Wirtschaftsforum: Ist dieses Gemeinschaftsgefühl ein prägendes Element der Firmenkultur?

Moritz Beul: Ja. Wir sind aus einem Handwerksbetrieb erwachsen und nun auf dem Weg zum Industrieunternehmen. Die Kultur darf sich deshalb aber im Kern nicht ändern. Wir verstehen uns weiter als eine große DFH-Mannschaft, die gemeinsam anpackt und viel bewegt.

Wirtschaftsforum: Welche Themen sehen Sie für die Zukunft?

Moritz Beul: Wir verdanken unseren Erfolg einer Mischung aus Tradition, Pioniergeist, Beständigkeit und nicht zuletzt den Mitarbeitern. Auf dieser Basis wollen wir langfristig jede Frage nach Wohnen im Neubau beantworten können. Egal, ob Tiny House oder Haus im urbanen Raum mit 70 Wohnungen, wir wollen die gesamte Bandbreite abdecken.

Wirtschaftsforum: Fachkräftemangel, Wohnungsmangel, Energiekrise, Inflation – die Branche steht vielen Herausforderungen gegenüber. Wie sieht Ihre persönliche Motivation vor diesem Hintergrund aus?

Moritz Beul: Mir ging es immer um das Produkt und die Menschen dahinter. Es motiviert mich, gemeinsam ein spannendes Ziel zu erreichen, das weit über das eigene persönliche Ziel hinausgeht und eine gesellschaftliche Ebene erreicht.

Tags
Nach themenverwandten Beiträgen filtern

Mehr zum Thema Bau

Beton nach Maß

Interview mit Stephan Radtke, kaufmännischer Geschäftsführer der DUHA Betonfertigteile GmbH

Beton nach Maß

Beton ist vielseitig einsetzbar, formbar, stabil, langlebig, druckfest und auf lange Sicht wirtschaftlich. Gleichzeitig ist seine Herstellung energieintensiv und verursacht nicht unerhebliche Mengen an CO2-Emissionen. Die DUHA Betonfertigteile GmbH aus…

„Digitalisierung im Bau voranbringen“

Interview mit Frank Wittig, Geschäftsführer der Euro Massiv Bau GmbH

„Digitalisierung im Bau voranbringen“

Wer baut, wünscht sich ein genau auf ihn zugeschnittenes Eigenheim. Die Euro Massiv Bau GmbH mit Sitz in Duisburg ist spezialisiert auf individuell geplante, schlüsselfertige Einfamilienhäuser. Im Gespräch mit Wirtschaftsforum…

Bodenständig stark: Erfolg zwischen Kies und Klima

Interview mit Jörg-Peter Kölling, Geschäftsführer der WRM-REESE Unternehmensgruppe

Bodenständig stark: Erfolg zwischen Kies und Klima

Ob Hochhaus, Brücke oder Straße – ohne Sand, Kies und Splitt geht in der Bauwirtschaft nichts. Diese natürlichen Rohstoffe bilden die Basis nahezu aller Bauvorhaben und sind damit ein stiller,…

Spannendes aus der Region Rhein-Hunsrück-Kreis

„Innovation treibt uns an!“

Interview mit Dr. Fridtjof Traulsen, Vorsitzender der Geschäftsführung der Boehringer Ingelheim Deutschland GmbH

„Innovation treibt uns an!“

Medikamente zu entwickeln, die den Durchbruch bei der Behandlung von Krankheiten bedeuten: Dieser Anspruch hat Boehringer Ingelheim zu einem der erfolgreichsten Pharmaunternehmen gemacht. Dr. Fridtjof Traulsen, Vorsitzender der Geschäftsführung der…

Das unsichtbare Bauwerk: Innovation im Bau

Interview mit Dipl.-Ing. Jörg Brunecker, Geschäftsführer der Swietelsky-Faber GmbH

Das unsichtbare Bauwerk: Innovation im Bau

Das größte Bauwerk Deutschlands ist nahezu unsichtbar – es handelt sich um das Rohrnetz und die Bauwerke unserer unterirdischen Infrastruktur, welches Millionen Menschen tagtäglich eine funktionierende Ver- und Entsorgung sichert.…

„Langlebigkeit und Beratungskompetenz zeichnen uns aus!“

Interview mit Maximilian Fritsch, Kaufmännischer Leiter der Fritsch GmbH

„Langlebigkeit und Beratungskompetenz zeichnen uns aus!“

Der global operierende Entwickler und Hersteller von hochkomplexen Partikelmessgeräten sowie Anlagen zur Vorbereitung von Laborproben Fritsch hat in der Pandemie eine besondere Feuertaufe durchlaufen: denn wenige Monate vor dem weltweiten…

Das könnte Sie auch interessieren

„In der Stadtgesellschaft sind wir gut verankert!“

Interview mit Peter Serowka, Geschäftsführer der BAL Stadtentwicklungsgesellschaft mbH

„In der Stadtgesellschaft sind wir gut verankert!“

Als städtische Wohnungsbaugesellschaft sieht sich die BAL Stadtentwicklungsgesellschaft mbH in der Pflicht und Verantwortung, qualitativ hochwertigen und dennoch bezahlbaren Wohnraum zur Verfügung zu stellen. Gerade in Zeiten leerer Kassen ist…

Vom Werk zur Baustelle in Rekordzeit

Interview mit DI (FH) Michael Schranz, Geschäftsführer und Günther Greistorfer, Prokurist der G.V. Haustechnik – Montage und Service GmbH

Vom Werk zur Baustelle in Rekordzeit

Effizienz, Qualität und Nachhaltigkeit – drei Schlagworte, die bei der G.V. Haustechnik – Montage und Service GmbH keine leeren Versprechen sind, sondern gelebte Praxis. Als jüngstes Mitglied der Handler Gruppe…

Mut zu echter Nachhaltigkeit

Interview mit Michael Oberfeichtner, Geschäftsführer der O. K. Energie Haus GmbH

Mut zu echter Nachhaltigkeit

Die Bauindustrie gilt als größter Umweltverschmutzer der Welt; sie verantwortet 40% des globalen CO2-Ausstoßes. Ein Umdenken ist überfällig. Die O.K. Energie Haus GmbH aus dem österreichischen Großpetersdorf musste nicht umdenken,…

TOP