Patienten bei ihren Bedürfnissen abholen

Interview mit Alexander Fröhlich, Vice President DACH und General Manager der Dexcom Deutschland GmbH und Dr. Michael Struck, Marketing Director DACH der Dexcom Deutschland GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Fröhlich, Herr Dr. Struck, was hat das Unternehmen Dexcom dorthin gebracht, wo es heute steht?

Alexander Fröhlich: Dexcom wurde vor 26 Jahren in San Diego in Kalifornien gegründet. Dort befindet sich noch immer das Headquarter unseres Mutterkonzerns. Über die Jahre haben wir mit viel Innovationskraft die elektrisch-biochemische Methodik der Glukosemessung immer weiter verfeinert. Unsere Sensoren bieten eine so hohe Messgenauigkeit, dass auf deren Grundlage Therapieentscheidungen getroffen werden können. Für den Patienten bedeutet das mehr Freiheit und Flexibilität. Die kontinuierliche Erfassung von Zuckerwerten ermöglicht außerdem Erkenntnisse in Echtzeit darüber, wie sich der Wert entwickelt oder wie sich Sport, Stress oder Nahrungsmittel auswirken. Mit Herzblut und viel Aufwand ist es uns gelungen, die Technologie finanzierbar und dem Massenmarkt zugänglich zu machen. Das war eine Herausforderung, aber die Studienlage hat den G-BA-Ausschuss bereits 2016 überzeugt, der einer Kostenerstattung für einen Teil der Patienten zugestimmt hat.

Dr. Michael Struck: Wir sind heute Innovationsführer. Ein Grund dafür ist, dass wir seit jeher die Bedürfnisse der Patienten im Fokus haben, deren Alltagsanforderungen sehr individuell sind.

Wirtschaftsforum: Wie ist das Unternehmen heute aufgestellt? 

Alexander Fröhlich: Dexcom ist in 52 Ländern mit Niederlassungen vertreten. Die Dexcom Deutschland GmbH, die für die gesamte DACH-Region zuständig ist, wurde 2015 gegründet. Wir bedienen den zweitgrößten Markt der Gruppe. In der DACH-Region sind knapp 300 Mitarbeiter beschäftigt, der Großteil davon in Deutschland. Der gesamte Konzern erwirtschaftet mit mehr als 10.000 Beschäftigten einen Umsatz von 4 Milliarden EUR und versorgt weltweit 2,5 Millionen Patienten.

Wirtschaftsforum: Wie sehen Sie aktuell die Marktlage und wo steht Dexcom am Markt?

Alexander Fröhlich: Beim Umsatz stehen wir auf Platz zwei und wollen in den kommenden Jahren weiter in Richtung Marktführerschaft navigieren. Das Gesundheitswesen steht unter Druck. Es wird immer mehr Effizienz gefordert, es gibt hohe Zulassungskriterien und auch die Anforderungen im Hinblick auf die klinische Evidenzlage sind hoch. Diese Parameter werden künftig eher noch angehoben. Daher müssen wir mit sehr guter Innovation überzeugen, die sich aber auch im klinischen Alltag belegen lässt. Wir versuchen, uns auch in der Gesundheitspolitik zu positionieren und haben einen gesundheitspolitischen Vertreter in Berlin. 

Wirtschaftsforum: Was zeichnet Ihre Produkte besonders aus?

Dr. Michael Struck: Wir haben schon früh auf Qualität und genaue Messung gesetzt, und wir haben den meist vernetzten Sensor weltweit. Damit sind wir führend im Bereich der AID-Systeme, also der automatischen Insulingabe auf Basis der Sensorwerte über ein Pumpensystem. Der Sensor kann im Alltag ganz flexibel gleichzeitig mit verschiedenen Anzeigegeräten und auch mit Smartwatches verbunden werden. Das ist gerade für Schulkinder gut, da in Schulen Handys teils nicht erlaubt sind. Eltern können die Share- und Follow-Funktion nutzen und sehen Zuckerwert und Warnungen auf ihrem Smartphone. Die Kalibrierungsmöglichkeit gibt Patienten zusätzlich Sicherheit. Wir bieten einfache Anwendungen und viele Möglichkeiten, sich schulen zu lassen. KI ist auch ein Thema, etwa im Therapiemanagement, etwa indem Empfehlungen hinsichtlich Ernährung und Lebensstil gegeben werden. 

Wirtschaftsforum: Welche Pläne haben Sie für das Unternehmen?

Dr. Michael Struck: Ein Ziel ist, unsere Technologie noch mehr Menschen zugänglich zu machen und weitere Erstattungsgrundlagen zu erschließen. In den USA haben wir bereits das erste OTC-Produkt am Markt, für das kein Rezept benötigt wird. 

Alexander Fröhlich: Gerade im Typ 2-Bereich planen wir eine Ausweitung des Marktes. Weiterhin wollen wir ein Portfolio mit Lösungen für Patienten aufbauen, bei denen die Kassen die Kosten nicht generell übernehmen. Unser Slogan ist „Empower people to take control of health“. Mit unserer Warrior-Kampagne fördern wir zum Beispiel ein Programm, bei dem Menschen mit Typ 1 Diabetes anderen Mut machen. Unser Werteversprechen möchten wir ausweiten, indem wir das Thema metabolisches Syndrom angehen. Hier ist Diabetes nur ein Aspekt. Um all das zu erreichen, setzen wir auf unsere motivierten Mitarbeiter und den stetigen Austausch mit Patienten.

Mehr zum Thema Gesundheit, Medizin & Pharma

Patientenversorgung aus einer Hand

Interview mit Andreas Schlüter, Erster Hauptgeschäftsführer (CEO) der Knappschaft Kliniken GmbH

Patientenversorgung aus einer Hand

„Wir glauben, dass die beste Patientenversorgung aus einer Hand kommt.“ Mit diesen Worten beschreibt An­dreas Schlüter, der Erste Hauptgeschäftsführer (CEO) der Knappschaft Kliniken GmbH mit Sitz in Recklinghausen, die Philosophie…

Der unsichtbare Marktführer

Interview mit Serdar Baysan, Geschäftsführer der German Special Alloys GmbH

Der unsichtbare Marktführer

In Willich entsteht, was in Milliarden Mündern weltweit steckt: Speziallegierungen für Zahnersatz. Serdar Baysan, Geschäftsführer der German Special Alloys GmbH, hat sein Unternehmen an die Spitze des europäischen Marktes geführt.…

„Auch Beratung im Homecare-Bereich muss vergütet werden“

Interview mit Lukas Kramer, Geschäftsführer und Inhaber der Geria+med GmbH & Co. KG

„Auch Beratung im Homecare-Bereich muss vergütet werden“

In der Gesundheitsversorgung entscheiden oft kleine Details über die Lebensqualität. Die Geria+med GmbH & Co. KG mit Sitz in Berlin hat sich auf die Versorgung mit Inkontinenzprodukten spezialisiert und ist…

Spannendes aus der Region Mainz

Das Beste aus der digitalen Welt

Interview mit Patrick Haupt, Geschäftsführer der Converge Technology Solutions Germany GmbH

Das Beste aus der digitalen Welt

Die Converge Technology Solutions Germany GmbH (Converge Germany) vereint unter ihrer Dachmarke das Beste aus der digitalen Welt: maßgeschneiderte IT-Lösungen, umfassendes Know-how und eine starke nationale Präsenz. Mit innovativen Lösungen…

Messe Idar-Oberstein geht neue Wege

Interview mit Mirko Arend, Geschäftsführer der Messe Idar-Oberstein GmbH

Messe Idar-Oberstein geht neue Wege

Nach der Pandemie stehen viele regionale Messeveranstalter vor großen Herausforderungen und Chancen. Auch in Idar-Oberstein war ein neuer Kurs notwendig, um den veränderten Marktanforderungen gerecht zu werden. Im Gespräch mit…

Das unsichtbare Bauwerk: Innovation im Bau

Interview mit Dipl.-Ing. Jörg Brunecker, Geschäftsführer der Swietelsky-Faber GmbH

Das unsichtbare Bauwerk: Innovation im Bau

Das größte Bauwerk Deutschlands ist nahezu unsichtbar – es handelt sich um das Rohrnetz und die Bauwerke unserer unterirdischen Infrastruktur, welches Millionen Menschen tagtäglich eine funktionierende Ver- und Entsorgung sichert.…

Das könnte Sie auch interessieren

„Pflege braucht Verlässlichkeit“

Interview mit Alexander Gusev, Geschäftsführer der Pacura med GmbH

„Pflege braucht Verlässlichkeit“

Vor nicht einmal einem Jahrzehnt gegründet, gehört die Pacura med GmbH heute bereits zu den führenden Personaldienstleistern in der Pflege in Deutschland. Geschäftsführer Alexander Gusev nennt die Gründe für diesen…

Mit Herz, Hand und Haltung

Interview mit Jochen Saacke, Geschäftsführer der Höhenberger Biokiste GmbH

Mit Herz, Hand und Haltung

Immer mehr Menschen legen Wert auf gesunde Ernährung, Nachhaltigkeit und Regionalität – gleichzeitig soll der Einkauf möglichst bequem sein. Biokisten verbinden diese Ansprüche: Frisches Obst, Gemüse und viele weitere Bio-Produkte…

„Immer wieder neu begeistern“

Interview mit Dr. Henrik Haverkamp, Geschäftsführer DACH der Wella Company

„Immer wieder neu begeistern“

Seit 145 Jahren steht Wella für professionelle Haarpflege und innovative Lösungen in der Beauty-Branche. Heute zählt das Unternehmen weltweit zu den führenden Marken. Im Gespräch mit Wirtschaftsforum sprach Dr. Henrik…

TOP