Mit Parksystemen auf der Überholspur
Interview mit Oliver Suter, CEO der DESIGNA Verkehrsleittechnik GmbH
Wirtschaftsforum: Herr Suter, Sie sind seit Oktober 2021 bei DESIGNA, seit 18 Jahren für die Gruppe tätig. Wie lassen sich das Unternehmen und die Gruppe beschreiben?
Oliver Suter: DESIGNA ist ein Spezialist für Parkraumbewirtschaftungssysteme und weltweit tätig. Neben meiner Tätigkeit als CEO für DESIGNA bin ich im Vorstand der Schwestergesellschaft Axess, die sich mit Ticket- und Zutrittssystemen für den öffentlichen Personenbereich beschäftigt, zum Beispiel für Skigebiete und Stadien. Die mehrheitlichen Anteile an beiden Unternehmen hält die österreichische MTHGruppe, die zwischen 6.000 und 7.000 Mitarbeiter und einen Umsatz von einer Milliarde EUR hat. Um Synergien innerhalb der Gruppe zu schaffen, forciere ich eine verstärkte Zusammenarbeit der einzelnen Unternehmen. Teil der Gruppe ist auch das in Kärnten ansässige Softwarehaus ilogs. Alle drei Unternehmen sind international tätig; DESIGNA hat Niederlassungen in Neuseeland, Australien, Indien, Frankreich, Italien, Ungarn, den USA und Mexiko, Axess in Australien, Japan, China, Kasachstan, der Türkei, Finnland, Schweden, Kroatien, Italien, Spanien und den USA. Zudem gibt es weltweit Partner und Beteiligungen.
Wirtschaftsforum: DESIGNA ist ein Traditionsunternehmen, das im vergangenen Jahr sein 70-jähriges Jubiläum feiern konnte. Wie hat sich der Markt und mit ihm das Unternehmen in dieser langen Zeit entwickelt?
Oliver Suter: DESIGNA wurde 1951 gegründet und stellte anfangs Verkehrs- und Werbeschilder her; heute sind wir ein Systemhersteller, der komplette Anlagen bietet. Nach wie vor befindet sich der Hauptsitz in Kiel, unsere Produkte und Lösungen stehen für Quality made in Germany. Weltweit sind 550 Mitarbeiter für DESIGNA tätig, der Umsatz liegt bei etwa 70 Millionen EUR. Axess hat 360 Mitarbeiter und einen Umsatz von 60 Millionen EUR, ilogs zählt 40 Mitarbeiter. Durch die Pandemie haben sich die zwei Bereiche sehr unterschiedlich entwickelt; Axess konnte den Umsatz um 25% steigern. Für Axess wie für DESIGNA sind die USA ein sehr starkes Marktsegment; dort gibt es drei Niederlassungen, die sich auf drei unterschiedliche Segmente konzentrieren: den Parkbereich, den Skibereich sowie den Stadion- und Arenenbereich.
Wirtschaftsforum: Kommen wir auf die Kernkompetenz, das Parkraummanagement, zurück. Wie sehen klassische Produkte und Lösungen hier aus?
Oliver Suter: Der Begriff Parkraumbewirtschaftung umfasst die Bereiche Einfahrtkontrolle, Bezahlung von Parktickets für Kurzparker sowie Ausfahrtkontrolle. Wir beschäftigen uns mit Themen wie Mitarbeiterparken, Dauerparken oder VIP-Parking und Lösungen, die durch eine starke Digitalisierung mit zum Teil destruktiven Ansätzen gekennzeichnet sind. Neue Produkte, die sich zum Beispiel um Kennzeichenerkennungen drehen, das ticketlose Parken, bei denen das Kennzeichen eines Autos als Ticket fungiert, werden wir in Kürze auf einer Messe in Amsterdam präsentieren. Eines unser Flaggschiffprodukte ist die Connect-Serie, die zuverlässige Zahlvorgänge garantiert und in verschiedenen Varianten erhältlich ist; cashless für die bequeme Kartenzahlung, coinless für Kartenzahlung oder Bezahlung mit Banknoten oder cash & card für Kredit-/Debit-Karten, Münzen oder Banknoten. Die Automaten überzeugen nicht nur durch ihre Funktion, sondern auch in Sachen Design. Mit der neuesten Connect-Serie bieten wir optisch ansprechende Geräte in modernem Look. Auch Cloud-Technologien, das heißt die Vernetzung von Parkhäusern, die zentral gemanagt werden, sind wesentliche Bestandteile unseres Portfolios und dem Markt oft voraus.
Wirtschaftsforum: Für wen bieten sich die Produkte und Lösungen an?
Oliver Suter: Wir arbeiten mit Betreibern von Parkhäusern, Kommunen, Operators wie Betreibern einer Vielzahl von Objekten, Shoppingmalls oder Flughäfen, das heißt, mit öffentlichen und privaten Betreibern. Wir konnten unter anderem Großprojekte für Fraport in Frankfurt am Main, den Köln/Bonner Flughafen und PANYNJ, die Flughafen Authority der Flughäfen New York und New Jersey, realisieren.
Wirtschaftsforum: Was schätzen diese und andere Kunden an der Zusammenarbeit mit DESIGNA?
Oliver Suter: Zentrale Aufgabe des Vertriebs ist, das für den Kunden entscheidende Alleinstellungsmerkmal herauszuarbeiten. Für den Kunden Mehrwert zu erarbeiten, ihm das für ihre speziellen Bedürfnisse optimale Produkt anzubieten, die beste Lösung für sein Parkmanagement zu bieten, ist immer Leitgedanke unserer Arbeit. Dafür können wir auf einen umfassenden Erfahrungsschatz und eine entsprechende Expertise setzen. Dank unserer 70-jährigen Tradition haben wir einen großen Kundenstamm. Mit weltweit über 17.000 Anlagen sind wir einer der größten Hersteller des Marktes. Die Anlagen zeichnen sich durch innovative Technik und Quality made in Germany aus und sind entsprechend zuverlässig. Gleichzeitig legen wir großen Wert auf Service und Betreuung der Anlagen – was uns in Coronazeiten vor große Herausforderungen stellte. Die Nähe zu den Kunden ist ein ebenso wichtiges Alleinstellungsmerkmal wie technologische Kompetenz.
Wirtschaftsforum: Immer mehr Parkhäuser werden über einen zentralen Server betrieben. Wo liegen die Vorteile der Cloud-Solutions?
Oliver Suter: Die DESIGNA Cloud bietet zum Beispiel ein besonders sicheres und komfortables Outsourcing der gesamten IT, den Live-Zugriff auf die Systemdaten der entsprechenden Parkhäuser, Schutz vor Viren und Hackerangriffen, automatische Backups und Updates. Bei Störungen ist das Supportteam sofort zur Stelle.
Wirtschaftsforum: Wenn Sie einen Blick nach vorn wagen, wo sehen Sie DESIGNA in einigen Jahren?
Oliver Suter: Momentan stimmt uns der Krieg in der Ukraine sehr nachdenklich. Welche wirtschaftlichen Konsequenzen der Krieg haben wird, wissen wir noch nicht. Vor Beginn des Krieges hätte ich auf diese Frage anders geantwortet. Wir waren sehr optimistisch und hatten eine erhöhte Nachfrage. Durch eine veränderte Mobilität müssen wir uns neuen Herausforderungen stellen. Es gibt zum Beispiel immer mehr Räder, die geparkt werden müssen. E-Mobility ist ein weiteres Thema. Wie kann das Wiederaufladen der Batterie in die Abrechnung des Ladestroms integriert werden? Für diese Fragen von morgen suchen wir schon heute nach Lösungen. Vergessen darf man bei allen neuen Technologien nicht, dass der Erfolg des Unternehmens unseren Mitarbeitern zu verdanken ist, die wir fördern und denen wir ein attraktives Arbeitsumfeld bieten möchten.