Gebündelte Kompetenz in Calciumsulfat

Interview mit Carsten Ketteler und Andreas Hübner Geschäftsführer der CASEA GmbH

Die Ursprünge der CASEA GmbH gehen auf die Gründung der Südharzer Gipswerke vor 150 Jahren zurück, erläutert Andreas Hübner. „So alt ist das älteste der drei Werke, die wir heute in Niedersachsen, Thüringen und Bayern betreiben. Eine vierte Produktionseinheit befindet sich in Lünen, hier wird vorwiegend REA-Gips verarbeitet, das heißt aus den Abgasen von Rauchgasentschwefelungsanlagen gewonnener Gips. Dabei reagiert das beim Verbrennen fossiler Energieträger anfallende Schwefeldioxid mit dem beigemengten Kalkstein zu Gips. Mit der Übernahme durch die REMONDIS-Gruppe wurden 2013 alle Gipsaktivitäten unter dem Namen CASEA zusammengefasst.“

CASEA hat sich als erfolgreicher Spezialist für die Gewinnung und Aufbereitung hochwertiger Calciumsulfate etabliert und erzielt heute mit 200 Mitarbeitern einen Jahresumsatz von 100 Millionen EUR.

Kapazitäten ausgelastet

„Wir haben unsere Umsätze in jüngster Zeit steigern können, allerdings sind auch unsere Kosten entsprechend gestiegen“, weiß Carsten Ketteler. „Dabei sind unsere Kapazitäten gut ausgelastet. Zurzeit können wir aufgrund der zusätzlichen Kohleverstromung mehr REA-Gips verarbeiten, dabei handelt es sich jedoch um eine temporäre Maßnahme wegen der aktuellen Energiekrise und der gestoppten Gasimporte aus Russland. Auf der Nachfrageseite gibt es unterschiedliche Tendenzen. Dem Rückgang in der Hochbauindustrie steht der Trend zu nachhaltigen Bauprodukten entgegen. Viele Architekten bevorzugen Gips, da er mit einem niedrigen CO2-Ausstoß verbunden ist. Auch in der Landwirtschaft steigt die Nachfrage, da fehlende Rohstoffe aus Russland für die Düngemittelindustrie ersetzt werden müssen. Die Nachfrage nach Calciumsulfat steigt kontinuierlich.“

Der Geschäftsführer bedauert in diesem Zusammenhang das Fehlen regionaler Entwicklungspläne, die zu Lösungen für die Rohstoffknappheit beitragen könnten.

Rohstoffreserven sichern

Um sich und den Kunden weitere Rohstoffreserven zu sichern, ist CASEA zunehmend international aktiv. „Eine unserer Investitionen in die Zukunft ist die Erschließung eines neuen Standorts in Spanien“, sagt Andreas Hübner. „Hier können wir den Gips in einem Gebiet abbauen, wo es keinen Wald und keine Siedlung gibt. Das Vorkommen umfasst 20 Millionen Tonnen Naturgips.“

Eine weitere Rohstoffquelle konnte CASEA durch Recycling erschließen. „Wir nehmen beispielsweise Formgips von unseren Kunden zurück und verwerten diesen neu“, bestätigt der Geschäftsführer. „Zudem betreiben wir gemeinsam mit der Uni Weimar und der Fachhochschule Nordhausen ein Projekt zur Haldenaufbereitung. Hier können wir aus einer alten Halde Gips gewinnen, den man früher nicht abbauen konnte, und dank der neuen technischen Möglichkeiten nutzbar machen. So werden aus dem Mangel heraus neue Ressourcen erschlossen.“

Ressourcen schonen

Auf dem Klimafestival in Düsseldorf zeigte CASEA Präsenz und stellte mit Recycling und Haldenaufbereitung verschiedene Möglichkeiten der nachhaltigen Rohstoffnutzung vor, die guten Anklang fanden. Auch beim Energieverbrauch versucht das Unternehmen Lösungen zu finden. So hat CASEA den Produktionsprozess umgestellt, um Leistungsspitzen im Energieverbrauch abzufangen.

„Durch eine genaue Analyse, was sinnvoll ist und was nicht, konnten wir das Produktionsvolumen anpassen und den Energieverbrauch reduzieren“, bestätigt Andreas Hübner. „Wir sind ein energieintensives Unternehmen und müssen so produzieren, dass die Energiekosten im Rahmen bleiben und der Kundennutzen gewahrt wird. Der Plan der EU, langfristig keine fossilen Brennstoffe mehr zu nutzen, ist derzeit noch nicht bis zum Ende durchdacht. Der Energiebedarf wird weiter steigen, der Bedarf an Strom überproportional. Die Preise für Strom sind jetzt schon extrem hoch, höher als Gas oder Braunkohle, und so entsteht ein Paradoxon: Einerseits soll Strom aus umweltpolitischen Aspekten eingesetzt werden, andererseits können sich viele Industrien den Strom kaum noch leisten. Wasserstoff ist auch keine kurzfristige Lösung, denn er wird durch Strom erzeugt.“

Verlässlicher Partner auch in Zukunft

Als stark kundenorientiertes Unternehmen geht CASEA gezielt auf individuelle Kundenanforderungen ein, seien es nun Unternehmen der Baustoffindustrie und der bauchemischen Industrie, die Calciumsulfat-Bindemittel und Alpha-Halbhydrate benötigen, oder Spezialunternehmen der keramischen Industrie, Medizintechnik oder Lebens- und Futtermittelindustrie, für die feinstgemahlener Naturgips und Anhydrit hergestellt wird.

Hinzu kommen bedarfsgerechte Produktspezialitäten nach Kundenwunsch. Modernste Mischanlagen gewährleisten die konstant hohe Qualität. Zudem arbeiten Spezialisten kontinuierlich an der Optimierung der CASEA-Produkte – für beste Ergebnisse.

„Unsere Kunden sind hauptsächlich regional, nutzen unsere Halbfertigprodukte jedoch, um Fertigprodukte herzustellen, die international vermarktet werden“, fügt Carsten Ketteler hinzu. „Wir tun alles, um auch in Zukunft Rohstoff- und Liefersicherheit zu gewährleisten und unseren Kunden ein verlässlicher Partner zu sein, wenn es um hochwertige und individuelle Calciumsulfate geht.“

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