Mehr als nur eine Bürste

Interview mit Jasmin Keller, Geschäftsführerin der Bürstenfabrik Keller GmbH

Wirtschaftsforum: Frau Keller, was sind heute die wichtigsten Produktkategorien für die Bürstenfabrik Keller?

Jasmin Keller: Wir sind Spezialisten für Haarbürsten und Feinbürsten. Darüber hinaus gehören noch Haushaltsbürsten und Tierbürsten zu unserem Produktsortiment. Durch den anhaltenden Wellnesstrend und das wachsende Gesundheitsbewusstsein werden auch Körperbürsten immer stärker nachgefragt. Ein kleines Segment sind unsere Lifestyle- Bürsten.

Wirtschaftsforum: Sie legen großen Wert auf Nachhaltigkeit. Auf welchen Ebenen betrachten Sie das Thema?

Jasmin Keller: Wir betrachten das Thema ganzheitlich und ehrlich. Greenwashing gibt es bei uns nicht. Noch bevor das Thema Nachhaltigkeit vom Marketing entdeckt wurde und der Klimawandel in der öffentlichen Debatte stand, haben wir verschiedene ökologische Zertifizierungen machen lassen, zum Beispiel die FSC-Zertifizierung für Holz aus ökologischer Bewirtschaftung, das europäische Umweltmanagement-System EMAS, ISO 14001.

Schon lange bedienen wir Bio- und vegane Trends. Seit 2006 arbeiten wir mit Ökostrom und seit zwei Jahren sind wir Stromautark. Im Sommer pressen wir Holzpellets aus unseren Abfällen und im Winter heizen wir unsere Gebäude mit den Holzspänen. Da wir noch von früher Wasserrechte besitzen, möchten wir jetzt auch die Wasserkraft wieder aktivieren. Das würde für uns absolute Energie-Autarkie bedeuten. Leider ist dies aufgrund der behördlichen Auflagen nicht so einfach.

Wirtschaftsforum: Sie sind international aufgestellt. Was sind heute wichtige Märkte für das Unternehmen und wo sehen Sie Potenzial für die kommende Zeit?

Jasmin Keller: Wir sind weltweit tätig und erwirtschaften rund 40% unseres gesamten Geschäftsvolumens im Ausland. Deutschland ist unser Hauptmarkt, gefolgt von den USA. Auch im europäischen Umland sind wir gut aufgestellt. Aber wir bedienen durchaus auch Kunden in China, Australien oder Afrika. Unsere beiden Söhne Johannes und Philip, die in den Startlöchern stehen, um in das Geschäft einzusteigen, sind stark international orientiert und möchten unsere Marktpräsenz im Ausland stärken, über Strategien, die individuell für die verschiedenen Regionen und Kontinente entwickelt werden. Denn andere Länder haben andere Körperkulturen und Haare.

Wirtschaftsforum: Die Bürstenfabrik Keller ist seit über 150 Jahren am Markt und das sehr erfolgreich. Wie gelingt das dem Unternehmen?

Jasmin Keller: Unsere nachhaltige und soziale Ausrichtung ist ein wichtiger Grund für unseren Erfolg. Unsere Familie steht mit Herz und Leidenschaft hinter unserem Unternehmen und unseren Produkten. Wir sind echte ‘Macher’ und probieren Dinge auch einfach einmal aus. Unsere Bürsten sind hervorragend verarbeitet. Wir verwenden ausschließlich hochwertige Materialien – wenn möglich sogar aus der Region – und achten auf Ästhetik.

Wirtschaftsforum: Welche Pläne haben Sie für 2022?

Jasmin Keller: Die Übergabe an unsere Söhne ist ein Thema. Wir werden die Marke Faller stärken, um im D2C-Bereich (Direct-to-Customer) besser aufgestellt zu sein. Unser Leitmotiv ist und bleibt ‘Organic’. Auf dieser Basis werden wir neue Materialien testen und in Zukunft auch verstärkt mit Forschungseinrichtungen zusammenarbeiten. Eines unserer Ziele ist es zudem, ein Rücknahmesystem für die Bürsten zu entwickeln, also über Recycling eine Kreislaufwirtschaft herzustellen.

Wirtschaftsforum: Haben Sie ein langfristiges Ziel oder eine Vision für die Bürstenfabrik Keller?

Jasmin Keller: Wir möchten eine Welt mitgestalten, in der das Leben und die Natur wertgeschätzt und Ressourcen geschont werden, und in der ökologische Produkte Standard sind. Am liebsten möchten wir mit unseren Bürsten einen Teil zum Weltfrieder beitragen – wertebasiert und organisch.

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