„In kreislaufbezogenes Wirtschaften investieren“
Interview mit Frank Steffens, Geschäftsführer der Brüninghoff GmbH & Co. KG
Wirtschaftsforum: Herr Steffens, wie ist Brüninghoff entstanden, und was macht das Unternehmen heute aus?
Frank Steffens: Josef Brüninghoff hat das Unternehmen 1974 mit drei Mitarbeitern gegründet. Heute sind wir eine Unternehmensgruppe mit 630 Mitarbeitern. Diese ist auf inte-grale Planungen, also Architektur, Tragwerksplanungen, Konstruktion und Haustechnikplanungen, spezialisiert. Wir sind aber auch Projektabwickler und haben eine eigene Produktion, was in Europa einzigartig ist. Wir arbeiten mit Holz, Beton, Aluminium und Glas. Brüninghoff ist ein ganzheitlicher Anbieter im Bereich Industrie- und Gewerbebau für den Mittelstand. Im mehrgeschossigen Bauen sind wir spezialisiert auf Bürogebäude mit hohem Vorfertigungsgrad. Hier arbeiten wir für Projektentwickler, größere Investoren, Family Offices, mittelständische Unternehmer und Großkonzerne. Brüninghoff wird heute in der 2. Generation geführt.
Wirtschaftsforum: Wie verlief die wirtschaftliche Entwicklung des Unternehmens?
Frank Steffens: Wir sind kontinuierlich gewachsen, bis 2011/2012 eher konservativ. 2013 haben wir das erste Mal ein Unternehmen gekauft und die Brüninghoff Holz GmbH & Co. KG gegründet. Sie ist in Deutschland der größte Vorfertiger von Holzelementen. Der Umsatz der Brüninghoff Group beträgt heute 150 Millionen EUR. Bis 2025 streben wir einen Umsatz von 225 Millionen EUR und die Erhöhung der Mitarbeiterzahl auf etwa 670 an. Glücklicherweise haben wir kein Fachkräfteproblem. Wir konnten immer viele Fach- und Führungskräfte in der Region gewinnen und bilden jedes Jahr 60 junge Leute aus.
Wirtschaftsforum: Wie war Ihr Werdegang im Unternehmen, und welche Impulse konnten und können Sie ihm geben?
Frank Steffens: Ich bin 2009 als Kaufmännischer Leiter ins Unternehmen gekommen. Seit 2013 bin ich Geschäftsführer. Brüninghoff stand schon immer für Materialvielfalt, hat also in Mischkonstruktionen gebaut. Aus dieser Eigenschaft heraus haben wir das Unternehmen zu einem führenden Anbieter im Holzhybridbau gemacht, wobei wir zwei bis drei Materialitäten miteinander kombinieren. Die Bauten planen wir nicht nur selbst, sondern fertigen sie auch in unseren Werken vor. Damit gehören wir zu ein paar wenigen Unternehmen in Europa. Wir sind auch führend in BIM, Building Information Modeling, der Digitalisierung von Gebäudemodellen. Ab 2022 bieten wir für den B2B-Bereich außerdem Energielösungen mit regenerativen Energien an.
Wirtschaftsforum: Was ist Ihr persönliches Steckenpferd?
Frank Steffens: Mir liegt es, Strategien zu entwickeln und umzusetzen. Gemeinsam mit der Familie Brüninghoff habe ich die richtigen Strategien für das Unternehmen gefunden. Daraus resultieren tolle Projekte wie das dritthöchste Holzgebäude der Welt in Amsterdam. Auch international sind wir immer stärker geworden. Dabei hat sich das Konzept des Gründers, die Mehrdimensionalität in der Materialität, immer durchgezogen. Wir investieren stark in die Industrialisierung. In unserer Produktentwicklung haben wir ein sehr gutes Innovationsmanagement aufgebaut. An unseren Standorten setzen wir immer mehr Spezialisten ein. All diese Entwicklungen konnten wir gemeinsam erfolgreich auf den Weg bringen. Der Motor hinter alldem ist, mit wenig Material den maximalen Nutzen zu schaffen. Es geht darum, Ressourcen zu sparen, materiell und zeitlich.
Wirtschaftsforum: Welche Leistungen bieten Sie im Einzelnen an?
Frank Steffens: Wir haben drei Geschäftsbereiche: Construction beinhaltet das komplette Bauprojektgeschäft inklusive Montage und Logistik. Wir bauen schlüsselfertig in den Bereichen Reitsport, Industrie- und Gewerbebau sowie mehrgeschossiges Bauen mit dem Schwerpunkt Bürogebäude. Components umfasst die Produktionen für Holz, Beton, Stahl und Aluminium. Zum Geschäftsbereich Partners gehören unsere eigene Planung und jetzt die Energy Solutions. Unter unserer eigenen Marke wall4all bieten wir vorgefertigte Innenwände. Bei der Marke CREE, die weltweit schlüsselfertige Bürogebäude im Hybridbau anbietet, sind wir Lizenznehmer.
Wirtschaftsforum: Warum ist Brüninghoff so erfolgreich?
Frank Steffens: Wir haben immer beharrlich unsere Strategie umgesetzt, obwohl das Umfeld jahrelang eher unattraktiv war: Wir wurden oft belächelt und stehen in hartem Wettbewerb zum konventionellen Bauen. Dennoch haben wir mit unserem Angebot einen Volltreffer gelandet. Seit etwa zwei Jahren sind Immobilien gefragt, die die Nachhaltigkeitsthemen abbilden können. Hier wirken wir maßgeblich mit.
Wirtschaftsforum: War damit zu rechnen, dass sich zum Beispiel Holz als Baustoff durchsetzen wird?
Frank Steffens: Ja, das war absehbar, wenn man sich weltweit vorhandene Ressourcen anschaut. Es geht aber nicht darum, alles aus Holz zu bauen, sondern um die richtige Materialmischung. Wir denken nicht eindimensional, sondern wollen vor allem ressourceneffizient unterwegs sein.
Wirtschaftsforum: Welche Trends beobachten Sie in der Branche?
Frank Steffens: Ein Punkt, an dem wir auch intensiv arbeiten, ist, recycliertes Material einzusetzen. Das Ziel ist, Abfälle wieder in unsere Baukreisläufe zu integrieren. Wir bauen gerade ein neues Betonfertigteilwerk, in dem bis zu 40% recyclierter Beton verarbeitet wird. Damit wollen wir als Vorbild vorangehen, anderen Unternehmen, die es uns nachtun wollen, Hilfestellung geben und sie animieren, viel mehr in kreislaufbezogenes Wirtschaften zu investieren. Generell bleiben wir auf unserem Know-how nicht sitzen, sondern bieten es auch anderen an, das ist unsere Philosophie. Denn Silodenken bei Wissensträgern bringt Themen nicht voran.
Wirtschaftsforum: Zum Schluss eine persönliche Frage: Was motiviert Sie zu Ihrer Arbeit?
Frank Steffens: Die Arbeit mit den Menschen macht mir Spaß – und das hier ist eine echt geile Story. Der Gründer hat dafür den Grundstein gelegt. Die Mitarbeiter sind dem Unternehmen sehr treu und verbunden. Technologisch und sozial sind wir gut ausgestattet, die Arbeitsbedingungen sind attraktiv. Wir sind sehr pragmatisch und lösungsorientiert, und man spürt überall im Unternehmen die Leidenschaft.