Mehr als IT: mitdenken und verstehen

Interview mit Matthias Besenfelder, Vorstand der BROCKHAUS AG

Groß geworden ist die von Dirk Brockhaus vor gut 30 Jahren gegründete BROCKHAUS AG mit der Entwicklung von Individualsoftware. „Er hatte ein gutes Gespür für Innovationen und dafür, was sich durchsetzen wird“, erzählt Vorstand Matthias Besenfelder.

Das Unternehmen hat sich schon früh mit Java beschäftigt. 2001 beschäftigte die BROCKHAUS AG fast 100 Mitarbeiter. Dann kam die Zeit der New Economy. „Das waren schwierige Zeiten. Als ich 2006 zusammen mit zwei Kollegen anfing, waren nur noch zehn Mitarbeiter da“, berichtet Matthias Besenfelder, der beim anschließenden Wiederaufbau der Firma geholfen hat. Die drei wollten zusammen eine Event-Software programmieren.

„Als Dirk Brockhaus davon erfuhr, hat er uns zunächst als Business Angel finanziert“, so Matthias Besenfelder. 2015 haben die drei Programmierer das Unternehmen gemeinsam gekauft und damit die Unternehmensnachfolge angetreten. Seitdem ist Matthias Besenfelder Vorstand der BROCKHAUS AG. Mit dem Wechsel der Unternehmensführung ging eine neue Ausrichtung einher.

„Wir haben uns vom Technologiebezug etwas gelöst und die Bereiche Business Consulting und Versicherungs-Know-how aufgebaut.“ Seitdem konnten viele Versicherer als Kunden gewonnen werden, und das Unternehmen ist von 30 auf fast 150 Mitarbeiter gewachsen. Weitere sollen eingestellt werden.

Corona-Tal überwunden

Inzwischen erzielt die BROCKHAUS AG einen Jahresumsatz von zwölf Millionen EUR. Die Coronakrise musste allerdings erst einmal verdaut werden. „2020 war furchtbar; da hat es uns übel erwischt“, sagt Matthias Besenfelder. Das lag daran, dass sich die Firma auf das Projektgeschäft konzentriert. „Die Versicherer waren total verunsichert, und so kamen keine neuen Anschlussprojekte“, erzählt er.

Von April bis September wurden die Mitarbeiter anteilig in Kurzarbeit geschickt. Im vierten Quartal ging es wieder aufwärts. „Seit Januar dieses Jahres läuft es gut. Unsere Auftragsbücher sind voll.“ Die Position des Unternehmens sieht Matthias Besenfelder so: „Wir sind für Versicherungen ein relevanter Mitspieler in Deutschland. Unsere Stärke ist die Verbindung von Technologie und Fachwissen. Wir können mitdenken und verstehen, wie die Kunden ihr Geld verdienen.“

„Wir haben ein gutes Gespür dafür, was sich junge Leute wünschen.“ Matthias BesenfelderVorstand
Matthias Besenfelder

Verstehen, wie Versicherungen funktionieren

Bisher sind die Kunden ausschließlich Versicherungen, unter ihnen große Namen wie ERGO und Signal Iduna. Ihnen bietet die BROCKHAUS AG Leistungen in den Bereichen Business Consulting, IT-Beratung und Branchenkenntnis.

„Da wir verstehen, wie Versicherungen funktionieren, können wir schnell produktiv werden. Alles dreht sich um Technologie, aber mit geschäftlichem Nutzen. Besonders stark sind wir im Versicherungsvertrieb. Versicherungen sprechen uns an, wenn sie zum Beispiel neue Vertriebspartner gewinnen möchten“, führt Matthias Besenfelder aus. Dabei ist auch zu berücksichtigen, dass sich die Kunden der Versicherer ändern.

Matthias Besenfelder berichtet von einem diffusen Bild: „Junge Leute haben andere Erwartungen. Manche wollen alles am Smartphone selbst machen, andere wollen nur den persönlichen Berater. Für die Kunden sind letztlich Effizienz und Automatisierung wichtig.“ Hier kommt die BROCKHAUS AG mit ihrem Fachwissen und der IT-Kompetenz ins Spiel. Und auch softe Faktoren wie der Umgang miteinander spielten eine Rolle, betont der Vorstand: „Bei großen Versicherern gibt es Transformationsprojekte hin zum agilen Arbeiten. Genau das tun wir. Von unserer Arbeitsweise nimmt der Kunde Impulse mit.“

Mit Beharrlichkeit zum Kunden

Langfristig möchte man neben den Versicherungen in weitere Branchen eintreten. „Unser technologisches und methodisches Wissen können wir branchenübergreifend anwenden. Interessant ist besonders das Logistikumfeld“, so der Vorstand. Bisher ist das Geschäft noch relativ regional auf Deutschland und die DACH-Region begrenzt; einzelne Kunden kommen aus dem europäischen Ausland. „Wir machen vorsichtige erste Schritte, um auch im Ausland Kunden zu erschließen.“

In der Strategie verfolgt die Geschäftsleitung eine klare Linie, berichtet Matthias Besenfelder: „Strategische Entscheidungen treffen wir gemeinsam, und denen bleiben wir treu. Manchmal dauert es Jahre, bis man bei Versicherungskonzernen den Fuß in der Tür hat. Aber wir sind beharrlich.“

Matthias Besenfelder hebt auch die gute Unternehmenskultur hervor. „Wir sind authentisch. Unser Vorstand besteht schon seit sechs Jahren, ich selbst gehöre der Generation Y an, und wir haben ein gutes Gespür dafür, was sich junge Menschen wünschen.“

In der Belegschaft gebe es einen hohen Anteil an Auszubildenden und Werkstudenten. In unmittelbarer Nähe der Universität Dortmund hat die Firma ein eigenes Büro. „So begegnen wir dem Fachkräftemangel und ziehen uns das Know-how selbst heran. Wir kümmern uns schon früh um die jungen Menschen. Das ist teuer, aber es funktioniert.“ Sie überzeugt die BROCKHAUS AG auch durch gute Ausbildung, spannende Kundenthemen und „coole Projekte“ sowie ein interessantes Umfeld.

Einstellen – um hochwertig zu bleiben

Die gute Auslastung erfordert Verstärkung, daher ist ein Fokus auf die Einstellung neuer Mitarbeiter gerichtet. Ein weiterer Schwerpunkt für 2022 ist laut Matthias Besenfelder, neben der erweiterten Marktansprache die fachliche Ansprache bei den Versicherern zu vertiefen und sich als Lösungspartner mit Branchenschwerpunkt zu positionieren. „In sieben Jahren wollen wir einen zweiten Branchenschwerpunkt und 400 oder 500 Mitarbeiter haben. Wir wollen inhaltlich hochwertig bleiben und Wirkung erzielen. Unsere Kunden sollen durch uns erfolgreich bleiben.“

Tags
Nach themenverwandten Beiträgen filtern

Mehr zum Thema IT- & Kommunikationslösungen

Erfassen, verstehen und umsetzen

Interview mit Wolfgang Volz, Geschäftsführender Gesellschafter der digital ZEIT GmbH

Erfassen, verstehen und umsetzen

Seit 40 Jahren gehört die digital ZEIT GmbH zu den Vorreitern im sich schnell wandelnden Markt für Zeiterfassungslösungen und Zutrittskontrollsysteme. In all dieser Zeit hat sich eines jedoch nie geändert…

IT – der Innovation und Nachhaltigkeit verpflichtet

Interview mit Markus Schnüpke, Geschäftsführer der BISS Gesellschaft für Büroinformationssysteme mbH

IT – der Innovation und Nachhaltigkeit verpflichtet

Die Digitalisierung von Prozessen ist für Unternehmen aller Branchen schon an sich eine große Herausforderung. Darüber hinaus ergeben sich durch die ESG-Anforderungen auf nationaler und EU-Ebene neue Themen, die…

Updates überflüssig

Interview mit Benjamin Pieritz, CEO der TRIOVEGA GmbH

Updates überflüssig

Mit der rapide voranschreitenden Digitalisierung steht Cybersicherheit für viele Unternehmen ganz oben auf der Agenda. Gerade in Fertigungsbetrieben können Cyberangriffe gesamte Produktionen über Monate lahmlegen. Hier sind Schutzmechanismen gefragt, die…

Spannendes aus der Region Kreis Unna

Stark in der Gemeinschaft

Interview mit Michael Rolf und Jörg Axel Simon, Vorstand der NORDWEST Handel AG

Stark in der Gemeinschaft

Handelsgenossenschaften spielen seit jeher eine bedeutende Rolle in der Wirtschaft, insbesondere für den Mittelstand. Als Zusammenschlüsse von Händlern und Unternehmen bieten sie nicht nur eine Plattform für den gemeinsamen Einkauf…

Finanzielle Entlastung in schwerer Zeit

Interview mit Jens Leder, Vorstandsvorsitzender der Vorsorgekasse Hoesch Dortmund Sterbegeldversicherung VVaG

Finanzielle Entlastung in schwerer Zeit

Gestorben wird immer. Aber wie häufig kommt es vor, dass sich weder Sterbende noch Hinterbliebene Gedanken machen, wie eine würdevolle und angemessenen Bestattung bezahlt werden soll – vor allem dann,…

Projekte aus Liebe zur Gestaltung

Interview mit Dipl.-Ing. Johannes Klein, Geschäftsführender Gesellschafter der Kemper · Steiner & Partner Architekten GmbH

Projekte aus Liebe zur Gestaltung

Architekten sind die Visionäre unserer gebauten Umgebung, die Künstler des Raumes und die Ingenieure der Ästhetik. Durch ihre kreativen Köpfe und ihre technische Expertise formen sie unsere Städte und Landschaften,…

Das könnte Sie auch interessieren

„Wir wollten uns der massiven KI-Disruption stellen!“

Interview mit Marcel Dütscher, Head of Innovation der JAM Software GmbH

„Wir wollten uns der massiven KI-Disruption stellen!“

JAM Software war bisher vor allem als Anbieter von Standard-Softwarelösungen bekannt – ein Geschäftsmodell, das aufgrund der KI-Revolution einer massiven Disruption unterliegt. Um auch auf Jahrzehnte hinaus seine Wettbewerbsfähigkeit zu…

„Die menschliche Gesundheit ist das höchste Gut!“

Interview mit Jörn Seel, Unternehmer der mediCAD GmbH

„Die menschliche Gesundheit ist das höchste Gut!“

Dank medizinischer Software für die OP-Planung lässt sich das Ergebnis chirurgischer Eingriffe entscheidend verbessern. Die mediCAD GmbH hat sich als führendes Unternehmen im Bereich der digitalen OP-Planung etabliert und revolutioniert…

Immer das Ganze im Blick

Interview mit André Steffin, Vorstand der G&W Software AG

Immer das Ganze im Blick

Die Baubranche steht unter Druck. Angesichts der angespannten Wirtschaftslage wird der Ruf nach effizienten Prozessen und flexiblen Lösungen immer lauter. Moderne Bausoftware für Kostenplanung, AVA und Baucontrolling, wie sie die…

TOP