Blutsgeschwister GmbH
Interview mit Karin Ziegler, Gründerin und Head of Design der Blutsgeschwister GmbH

Wirtschaftsforum: Haben Sie früher viel Karl May gelesen oder wie sind Sie auf den Namen Blutsgeschwister gekommen?
Karin Ziegler: Die Marke sollte einen deutschsprachigen Namen bekommen, der ein Stück weit widerspiegelt, was die Kundinnen empfinden, wenn sie unsere Kleidung tragen: eine tiefe Verbundenheit im Geiste zwischen ganz besonderen Persönlichkeiten, also eine Art textilen Blutsschwur. Blutsgeschwister Mode ist mehr als nur Kleidung, jedes Teil hat eine Geschichte und wurde mit außerordentlich viel Liebe kreiert. Tatsächlich habe ich außer den Filmen mit Pierre Brice wenig Berührungspunkte mit Karl May. Der Blutsschwur zwischen Winnetou und Old Shatterhand ist im Grunde eine Eselsbrücke, um den Markennamen Blutsgeschwister Markenfremden zu erklären.
Wirtschaftsforum: Ihre Kreationen sind bunt, außergewöhnlich und haben lustige Namen. Woher nehmen Sie die Inspiration dazu?
Karin Ziegler: Meine Fantasie geht regelmäßig mit mir durch, ich bin eine textile Geschichtenerzählerin. Mode zu entwerfen, die so schon am Markt zu finden ist oder sich ausschließlich nach kurzlebigen Trends richtet, kam für mich nicht in Frage. Wir leben in einem Land, in dem gefühlte sechs Monate im Jahr die Sonne nur verschleiert zu sehen ist. Um dem Schleier über dem Gemüt entgegenzuwirken, kreiere ich Mode, die die Lebenslust weckt, die der individuellen Persönlichkeit Raum und eine Bühne gibt und einfach dazu einlädt, aus jedem Tag etwas ganz Besonderes zu machen. Ich möchte Mode machen, die meine Kunden und auch ich selbst leidenschaftlich gerne trage, und die sich eindeutig abhebt vom Alltagsgrau.
Wirtschaftsforum: Ihr Label ist spezialisiert auf Frauen- und Kindermode. Planen Sie, sich künftig auch den Herren der Schöpfung zu widmen?
Karin Ziegler: Unsere Herrenkollektion gab es vom ersten Tag an, sie befindet sich momentan in einer Art Dornröschenschlaf. Männer haben einfach grundlegend andere Bedürfnisse sich zu kleiden als Frauen. Wir verwenden momentan all unsere Ressourcen darauf, die Damenkollektion auszubauen. Zwischenzeitlich gibt es hin und wieder unsere limitierten und sehr langlebigen Hemden für den Blutsbruder.

„Meine Fantasie geht regelmäßig mit mir durch, ich bin eine textile Geschichtenerzählerin.“ Karin ZieglerGründerin und Head of Design
Wirtschaftsforum: Auf Ihrer Webseite steht, dass Sie keinen Trends folgen, jedoch sind Sie 2016 von Stuttgart nach Berlin gezogen, in dem es bereits mehr als 2.500 Modelabels gibt. Sind Sie da nicht dem Trend „Berlin“ gefolgt?
Karin Ziegler: Seit 2016 sind wir vor allen Dingen als Firma an einen gemeinsamen Standort gezogen, weil das vom wirtschaftlichen Aspekt und der gemeinsamen Unternehmensentwicklung sinnvoller ist. Der Kreationsbereich ist bereits seit 2008 in Berlin angesiedelt, einfach weil Berlin eine unglaublich inspirierende Stadt ist, natürlich spielten auch persönliche Gründe eine Rolle. Insofern ist der Trend eher uns gefolgt.
Wirtschaftsforum: Immer mehr Kunden setzen auf Fairtrade und Nachhaltigkeit. Was tun Sie, um diesen Ansprüchen gerecht zu werden?
Karin Ziegler: Das ist in der Tat ein bedeutendes Thema für uns, in das wir viel Zeit und Geld investieren. Seit 2013 sind wir Mitglied der Fairwear Foundation, die uns darin unterstützt, laufend die Verbesserung der sozialen Bedingungen in unseren Produktionsstätten voranzubringen. Der gesamte Entwicklungs- und Produktionsprozess unterliegt unseren Nachhaltigkeitsrichtlinien, die eine faire und sorgsame Behandlung von Mensch, Umwelt und Ressourcen zu Grunde legt.
Interview: Sarah Urquhart