Prozesskompetenz in der Lohnfertigung
Interview mit Mark Schürmann, Geschäftsführer der ProChem GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Schürmann, wie ist die ProChem GmbH entstanden und wie hat sich das Unternehmen entwickelt?
Mark Schürmann: Entstanden ist ProChem vor rund 27 Jahren durch zwei Transportunternehmer, die für einen Kunden spontan eine Trocknungslösung entwickelt haben. Daraus wuchs Schritt für Schritt ein eigenständiges Unternehmen. Heute haben wir sechs Standorte – unter anderem in Dieburg, Rodgau und Frankfurt-Höchst – und rund 300 Mitarbeiter. Viele unserer Standorte entstanden durch die Reaktivierung stillgelegter Werke, die wir gezielt wieder in Betrieb genommen haben.
Wirtschaftsforum: Wie ist Ihr Unternehmen heute aufgestellt und welche Branchen bedienen Sie?
Mark Schürmann: Wir arbeiten ausschließlich als chemisch-technischer Lohnfertiger, ohne eigene Produkte. Unser Geschäft ruht auf vier Standbeinen: Lebensmittel, Kosmetik, elektronische Materialien und klassische Chemie. Je nach Auftrag veredeln wir Rohstoffe, stellen Zwischenprodukte her oder übernehmen komplexe Verfahrensschritte. Die Rezepturen und Materialien liefert in der Regel der Kunde, wir setzen sie verlässlich und prozesssicher um. Aktuell erwirtschaften wir rund 20 Millionen EUR Umsatz – mit dem Ziel, durch unsere jüngsten Standorterweiterungen auf 30 Millionen EUR zu wachsen.
Wirtschaftsforum: Wie gestalten sich Ihre Kundenbeziehungen und welche Rolle spielt das Auslandsgeschäft?
Mark Schürmann: Rund 60% unseres Umsatzes erwirtschaften wir mit Kunden in Deutschland, darunter viele große Chemieunternehmen. Die restlichen 40% verteilen sich auf internationale Märkte – etwa Irland, Frankreich, Taiwan, Korea, aber auch Nord- und Südamerika. Gerade über unsere Spezialisierung auf bestimmte Prozesse erschließen wir uns zunehmend internationale Partnerschaften.
Wirtschaftsforum: Welche Anforderungen stellen Ihre Kunden an Sie?
Mark Schürmann: Viele Kunden schätzen unsere Schnelligkeit und Flexibilität – neue Prozesse setzen wir oft in wenigen Wochen um. Gerade in unsicheren Marktphasen sind wir ein verlässlicher Partner, auch wenn Kunden noch keine eigenen Kapazitäten haben.
Wirtschaftsforum: Welche Rolle spielen Digitalisierung, künstliche Intelligenz und Nachhaltigkeit in Ihrem Unternehmen?
Mark Schürmann: In der Produktion selbst kommt KI bisher kaum zum Einsatz, da wir mit stabilen, vorgegebenen Rezepturen arbeiten. In der Projektentwicklung oder im Engineering setzen wir digitale Werkzeuge zunehmend ein, etwa zur Visualisierung und Planung. Nachhaltigkeit spielt bei uns eine immer größere Rolle – beispielsweise durch das Recycling von Lösungsmitteln und die Nutzung energieeffizienter Prozesse. Wir sind SEDEX- und Ecovadis-zertifiziert und entwickeln kontinuierlich Maßnahmen, um Ressourcen zu schonen. Wirtschaftlich ist nicht jede grüne Technologie sofort umsetzbar, aber technisch sind wir oft schon einen Schritt weiter, etwa mit elektrisch betriebenen Sprühtrocknern.
Wirtschaftsforum: Wie begegnen Sie dem zunehmenden Fachkräftemangel?
Mark Schürmann: Wir haben das Glück, an einigen Standorten auf sehr erfahrene, langjährige Teams bauen zu können – zum Beispiel in Dieburg oder Obertal. In Frankfurt-Höchst konnten wir zudem qualifiziertes Personal durch Werkübernahmen sichern. Wir bilden selbst aus – doch es wird zunehmend schwieriger, junge Menschen für unsere Arbeit zu gewinnen. Daran arbeiten wir aktiv.