Was Etiketten mit Emotionen zu tun haben
Interview mit Roy Bruderer, CEO der Blumer Maschinenbau AG


Wirtschaftsforum: Herr Bruderer, Sie haben die Firma Blumer im August dieses Jahres übernommen. Wie kam es dazu?
Roy Bruderer: Der bisherige Inhaber suchte einen Nachfolger. Ich bin gelernter Maschinenmechaniker und habe immer in der Industrie gearbeitet, in verschiedenen Führungsfunktionen und in meiner eigenen Firma. Gemeinsam mit meinem Geschäftspartner, Dr. Thomas Ahlburg, habe ich im vergangenen Jahr nach einem Industrieunternehmen mit eigenem Produkt gesucht. So sind wir auf Blumer gestoßen, ein traditionsreiches, vielversprechendes Unternehmen mit einer mehr als 120-jährigen Geschichte und einem spannenden Produktportfolio, das von Anlagen für die Produktion von Nassklebeetiketten für Getränkeflaschen über Maschinen zum Stanzen von Karten bis zu Systemen für das Schneiden und Bandieren von Taxmarken für den Security-Bereich reicht.
Wirtschaftsforum: Warum spannend?
Roy Bruderer: Wir entwickeln, bauen und vertreiben Maschinen für die Endverarbeitung von gedruckten Etiketten und Karten. Wir liefern aber nicht nur die Maschinen, sondern beraten die Kunden beim gesamten Wertschöpfungsprozess, sodass wir eine Komplettlösung bieten können. Wir haben modulare Maschinengruppen, die kundenspezifisch zusammengestellt werden können. Darüber hinaus sind auch ganz individuelle Anpassungen möglich. Der modulare Bau gibt uns die Möglichkeit, unterschiedlichste Kundenwünsche abzudecken. Wir schauen uns mit dem Kunden den Gesamtprozess an und unterstützen ihn prozesstechnisch. Zurzeit entwickeln wir eine ganz neue Maschine, ein äußerst innovatives Produkt. Wir bauen aktuell den ersten Prototypen, die ersten Kunden haben schon Interesse. Ein sehr spannender Markt. Letztendlich verkaufen unsere Kunden Emotionen, das ist die Aufgabe von Etiketten. Nur so hebt man sich von Mitbewerbern ab. Wir helfen unseren Kunden dabei.
Wirtschaftsforum: Was sind Ihre Hauptmärkte?
Roy Bruderer: Wir liefern weltweit und haben Kunden in den USA, Südamerika, Afrika und Asien. Unser Hauptmarkt ist aber ganz Europa. Neben dem Hauptsitz in Oberneunforn im Schweizer Kanton Thurgau haben wir einen weiteren Standort in den USA.
„Wir unterstützen unsere Kunden dabei, sich vom Wettbewerb abzuheben.“ Roy BrudererCEO

Wirtschaftsforum: Inwieweit ist Ihr Unternehmen von der CoronakKrise betroffen?
Roy Bruderer: Die Pandemie war und ist ein Problem, weil viele Kunden weniger stark investieren. Dazu kommt die Stärke des Schweizer Franken, die für uns einen Wettbewerbsnachteil in Europa bedeutet, weil sie unsere Produkte teurer macht. Das bedeutet, dass wir das durch mehr Effizienz und Einzigartigkeit ausgleichen müssen. Aber wir sind da auf einem guten Weg. Wir sind ein Nischenanbieter mit guter Produktpositionierung.
Wirtschaftsforum: Wie weit ist die digitale Transformation in Ihrem Bereich fortgeschritten?
Roy Bruderer: Industrie 4.0 ist bei uns und vor allem bei unseren Kunden ein großes Thema. Wir können hier viel bieten, weil wir Daten bereits sehr detailliert erfassen. Intern führen wir gerade ein neues ERP-System ein, um Prozesse komplett digital abwickeln zu können und dadurch effizienter zu werden. Wir sind somit mittendrin in der digitalen Transformation.
Wirtschaftsforum: Sind Sie noch auf Messen präsent oder hat sich die Kundenkommunikation ins Internet verlagert?
Roy Bruderer: Große Messen und das persönliche Gespräch mit den Kunden sind für uns nach wie vor die wichtigsten Marketingkanäle. Gleichzeitig sind wir dabei, unser Engagement im Social Media-Bereich zu verstärken, um neue Zielgruppen zu erschließen.
Wirtschaftsforum: Wir würden Sie Ihre Erfolgsfaktoren zusammenfassen?
Roy Bruderer: Hohe, zuverlässige Produktqualität, langjährige Zusammenarbeit mit Zulieferern, kontinuierliche Weiterentwicklung der Maschinen und gute Mitarbeiter.
Wirtschaftsforum: Stichwort Mitarbeiter. Haben Sie Probleme, Fachkräfte zu finden?
Roy Bruderer: Als mittelständisches Unternehmen legen wir großen Wert auf eigene Ausbildung. Im Bereich Engineering sind wir gut aufgestellt; eine Herausforderung für uns ist jedoch, im Bereich Service genügend qualifizierte Mitarbeiter zu finden.
Wirtschaftsforum: Welche Ziele verfolgen Sie für Blumer Maschinenbau?
Roy Bruderer: Kurzfristig möchten wir auf das Umsatzniveau wie vor der Pandemie kommen. Darüber hinaus streben wir ein kontinuierliches, nachhaltiges Wachstum an, mit ständiger Weiterentwicklung der Maschinen, um unserem eigenen Anspruch und den Ansprüchen der Kunden weiterhin gerecht zu werden.