Dem Leben einen Gin geben
Interview mit Alexander Stein, Geschäftsführer der Black Forest Distillers GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Stein, was verbirgt sich denn nun genau hinter diesem geheimnisvollen Dokument?
Alexander Stein: Dabei handelt es sich um die Fragmente eines Gin-Rezepts aus der Nachkriegszeit. Es stammt von dem Engländer Montgomery Collins, den es der Liebe wegen in den Schwarzwald verschlagen hatte und der später den Gasthof ‘Zum wilden Affen’ bewirtschaftete.
Wirtschaftsforum: Sie wurden also nicht einfach so vom Affen gebissen?
Alexander Stein: Nein, das war schon eine klare Vision, die ich hatte. Collins hatte außerdem eine Patenschaft für einen Java-Affen namens Max im Berliner Zoo übernommen. Dazu kam die Zahl 47 als ehemaliger Standardwert für den Alkoholgehalt von Gin. Das Ergebnis war Monkey 47.
Wirtschaftsforum: Jetzt ist Gin aber nicht gleich Gin.
Alexander Stein: Meine Grundidee ist, einen Gin abseits der Norm herzustellen. Ich möchte nicht einfach nur Alkohol produzieren, sondern über Aromen Geschmackswelten schaffen. Um es auf eine Formel zu bringen: Gin ist für mich eine Kombination aus Frucht, Kräutern, Wasser, Natur, Freiheit und nicht zuletzt Erfindergeist.
Wirtschaftsforum: Eine Idee zu haben ist natürlich gut. Aber sie muss auch unternehmerisch umgesetzt werden.
Alexander Stein: Ich habe das Unternehmen 2009 gegründet. Da galt es natürlich mehr als nur eine Herausforderung zu überwinden. An dem heutigen Standort gab es nur eine grüne Wiese. Die Brennerei musste komplett neu hochgezogen werden. Gemeinsam mit einem Brenner entstand dann auch das Rezept. Dafür allein haben wir eineinhalb Jahre gebraucht.
Wirtschaftsforum: Warum ist Monkey 47 aktuell so erfolgreich auf dem Markt?
Alexander Stein: Unser Gin ist mit 47 Zutaten ein extrem komplexes Produkt. Der Brenner schlüpft dabei in die Rolle eines Dirigenten. Bis man erreicht, dass das Orchester richtig harmoniert, ist es wahnsinnig viel Arbeit. Aromen müssen aufeinander abgestimmt sein – und das braucht Zeit.
Wirtschaftsforum: Gin erlebt in Deutschland eine Art Renaissance. Ein Strohfeuer?
Alexander Stein: Die Geschichte von Monkey 47 ist einmalig. Ich glaube schon, dass wir einen Boom verursacht haben. Andere sind auf das Boot aufgesprungen. Bekanntlich hebt die Flut ja jedes Boot. Aber bei Gin zählt am Ende, wie bei allen anderen Produkten auch, die Qualität. Und darüber entscheiden die Konsumenten.
Wirtschaftsforum: Kommen wir auf den Unternehmer Alexander Stein zu sprechen. Was fasziniert Sie an Ihrer Tätigkeit?
Alexander Stein: Die Abwechslung übt auf mich eine besondere Faszination aus. An dem einen Tag führe ich im Anzug Verhandlungen und am nächsten bin ich in der Brennerei beim Zitronenschälen. Ich bin zwar Geschäftsführer und habe zwölf Mitarbeiter, aber ich möchte alle Bereiche im Unternehmen bestmöglich beherrschen.
Wirtschaftsforum: Sie unterscheiden sich auch beim Marketing vom Wettbewerb. Wie teuer ist denn die zuständige Agentur?
Alexander Stein: Die arbeitet umsonst [lacht]. Das machen wir alles selbst. Von der Darstellung der Website im Zeitungsformat über den Blog oder die Videos. Dahinter stehen wir zu 100% und das kommt gut an.
Wirtschaftsforum: Wie soll es weitergehen mit dem Gin-Märchen aus dem Schwarzwald?
Alexander Stein: Ehrlich gesagt habe ich noch nie einen Business-Plan geschrieben. Sich neu zu erfinden macht Spaß. Unter dem Strich ist Erfolg aber immer die logische Konsequenz von harter Arbeit, Leidenschaft und einer Portion Glück.