Die Zeit hat uns nicht verwandelt, sondern entfaltet

Konstanze Seiwald-von Thurn, Geschäftsführerin des Biohotel Garmischer Hof

Wirtschaftsforum: Der Hotelmarkt in Garmisch-Partenkirchen ist wettbewerbsintensiv. Was unterscheidet den Garmischer Hof von anderen Häusern seiner Klasse? Was macht ihn besonders?

Konstanze Seiwald-von Thurn: Der Garmischer Hof ist ein Hotel mit Geschichte (erbaut 1898) und wird in der vierten Generation familiengeführt. Unsere gute Lage ist eine Besonderheit, wir sind nur einen Steinwurf vom Richard-Strauß-Platz entfernt. Zudem sind wir seit 2015 im ‘Verein Bio Hotels’ und nutzen seitdem auch zu 100% zertifizierte Lebensmittel und Getränke. Ebenso sind bei uns nur Naturkosmetik und Papier aus verantwortungsvollen Quellen im Einsatz und wir nutzen ausschließlich Öko-Strom. Unser Haus ist für jeden offen. Wir unterscheiden uns durch familiäre Wärme im Stadtgeflüster, innovative Schritte auf traditionellem Parkett und den Anspruch, sowohl Stammgäste als auch Neuankömmlinge persönlich willkommen zu heißen. Entfalten bedeutet bei uns: gesundes Essen, das glücklich macht, Mitarbeiter, die sich kümmern und Räume, die zu Freiräumen werden. Zum Entfalten – oder einfach nur zum Sein.“

Wirtschaftsforum: Was sind neue Angebote und Highlights in der aktuellen Sommersaison, respektive für die kommende Wintersaison?

Konstanze Seiwald-von Thurn: Im Herbst bauen wir unser Dachgeschoss aus – hier entstehen fünf weitere neue baubiologische Zimmer. Natursteinbäder, Vollholz-Kirschboden, hochwertiger Kalkputz, Netzfreischalter und zeitloses Design versprechen wunderbar erholsame Stunden bei uns im Garmischer Hof – zum Teil mit traumhaftem Bergpanorama und großen Balkonen zum Sonne tanken. Ferner haben wir für 2019 noch eine Überraschung in unserer Bio Gastronomie geplant – aber was genau möchten wir noch nicht verraten.

Wirtschaftsforum: Warum haben Sie sich entschieden, ein Bio-Hotel zu werden? Bitte geben Sie einige Beispiele, welche Veränderungen sich dadurch im Tagesgeschäft ergeben haben. Inwieweit spüren die Gäste diese Philosophie?

Konstanze Seiwald-von Thurn: Wir sind Bio-Hotel durch und durch. Dies bedeutet, dass all unsere Lebensmittel zu 100% biologisch zertifiziert sind. Für uns ist die Art und Weise wie Lebensmittel erschaffen werden von besonderem Wert. Durch unser Hobby – die Imkerei – durften wir anhand von zwei Demeter-Imkerkursen erfahren, wie schön es ist, so naturnah wie möglich zu arbeiten. Darüber hinaus fasziniert uns der Unterschied in der Qualität jeden Tag aufs Neue – doch das sind nur einige wenige unserer Beweggründe für diesen Schritt gewesen. Wir haben uns bewusst für den Bio-Weg entschieden, weil wir nur noch die besten Lebensmittel servieren möchten – egal, ob es das frische Frühstücksei von glücklichen Hühnern, der heiße Kaffee von einer heimischen Kaffeerösterei mit Direct Trade zum Kaffeebauern oder die gute Wurst vom Juffinger BioMetzger ist. Doch der Bio-Gedanke hört natürlich nicht in der Küche auf! Auch auf den Zimmern verwenden wir biozertifizierte Kosmetikprodukte und zur Reinigung umweltverträgliche Reinigungsmittel. Außerdem dürfen wir stolz verkünden, dass wir unseren gesamten Strom aus erneuerbaren Energien beziehen.

Unsere größte Herausforderung ist es nun, den Bio-Gedanken in unsere Räume zu tragen. Wir denken, dass uns dies in unseren neuen baubiologischen Zimmern sehr gut gelungen ist. Kalkputz, Naturfarben, Vollholzmöbel und Bio-Stoffe und -Matratzen sind hier nur die Basis für ein erholsames Wohnen. Unsere Motivation ist die Liebe zur Natur und der tiefe Wunsch, diese wunderbare Welt auch für unsere Kindeskinder so schön zu erhalten. Wir haben uns dem Verein Bio Hotels angeschlossen, der uns mit viel Know-how, Tipps und wertschätzendem Umgang seit der Umstellung begleitet. Unser persönlicher Hauptgewinn dabei ist der regelmäßige Austausch mit den anderen Bio-Hoteliers. Der ist nämlich in dieser angenehm positiven Gruppe mit enorm viel Spaß verbunden! Hier wird offen und ehrlich geredet. Bei den Bio Hotels sind Spaß und Geselligkeit immer mit im Gepäck! Unsere steigende Auslastung und viel positive Resonanz unserer Gäste freuen uns sehr und zeigen uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Ebenso haben wir auch gezielte Bewerbungen von Mitarbeitern ins Haus bekommen, weil wir ein Bio-Hotel sind.

Wirtschaftsforum: Wie hat sich die Wintersaison für Ihr Haus in den vergangenen Jahren entwickelt, vor dem Hintergrund der Schnee-Unsicherheit? In diesem Zusammenhang: Welche Rolle spielt jetzt und in Zukunft die Sommersaison für Ihr Haus?

Konstanze Seiwald-von Thurn: Garmisch ist schon immer eine Sommerdestination – und somit ist der Sommer schon seit ich denken kann die wichtigste Zeit in unserem Haus. Garmisch als heilklimatischer Luftkurort, Wandern, Radeln, Bergsteigen, Bergseen, das gemütliche und doch städtische Flair mit Kunst und Kultur in Garmisch tragen dazu bei. Der Winter wird ebenso immer besser, was die Auslastung angeht. Unsere Gäste kommen nach Garmisch, einen bayrischen Ort mit Geschichte, Tradition und der Möglichkeit, in schöner Natur – wenn die Bedingungen passen – Wintersport zu betreiben. Hier ‘zieht’ natürlich die Zugspitze als Deutschlands höchster Berg. Für mich war Garmisch aber noch nie ein klassischer Wintersportort.

Wirtschaftsforum: Sie haben eine Partnerschaft mit dem Hotel Bavaria in Garmisch-Partenkirchen. Welche Vorteile/Synergien ergeben sich hierdurch?

Konstanze Seiwald-von Thurn: Das Bio-Hotel Bavaria wird ebenso von mir und meinem Mann betrieben – hier gehen wir einen ähnlichen Weg, jedoch etwas mehr bayrisch angehaucht. Unsere Rezeptionen arbeiten mit den gleichen Programmen und so können wir unseren Gästen noch besser genau das Zimmer anbieten, das zu ihnen passt. Bei Events, wie zum Beispiel den Fliegenfischertagen, catert das Garmischer Hof Restaurant auch im Bavaria und die Gäste des Bavaria nutzen auch gern Spa und Restaurant im Garmischer Hof. 2016 ist auch noch ‘Der Laden’ beim Garmischer Hof entstanden, der von der Schwester meines Mannes geführt wird. Hier gibt es Mittagtisch, Kaffee und Kuchen und schöne Mitbringsel aus Garmisch – natürlich auch bio, sowie eingemachte Glasspeisen und den Draufstrich aus dem Bavaria.

Wirtschaftsforum: Wo möchten Sie Ihr Haus im regionalen Hotelmarkt in einigen Jahren sehen?

Konstanze Seiwald-von Thurn: Unser Ziel ist es, unseren Gästen einen erholsamen, genussreichen (Essen und Momente) und vielleicht auch überraschenden Urlaub bieten zu können, in einem Haus, das nachhaltig ‘tickt’ und trotzdem den Geist der Zeit lebt. In unserer Nische und auch im regionalen Markt möchten wir uns als Marke noch präziser positionieren, was wir mit unserm neuen Gastro-Konzept gerade planen.

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