Wie eine traditionelle Brennerei den Markt erobert
Interview mit Nicolai Benz, Geschäftsführer der Bimmerle KG

Wirtschaftsforum: Herr Benz, viele Menschen, die Ihre Produkte konsumieren, haben den Namen Bimmerle noch nie gehört. Wie kommt das?
Nicolai Benz: Die Bimmerle Private Distillery war lange Zeit vor allem ein Hersteller von Eigenmarken für die Handelsketten. Wir haben allerdings auch eigene Spirituosen, die nicht unter dem Namen BIMMERLE verkauft werden. So haben wir bereits in den 1970ern die Schwarzwald Brennerei Sutterer aus Mösbach übernommen und seit 1995 ist die Firma Lörch Teil unserer Unternehmensgruppe, sodass wir heute Marktführer im europäischen Markt für Obstbrände sind. Mit unserem Needle Blackforest Dry Gin haben wir 2016 eine weitere Marke erfolgreich auf den Markt gebracht, die sich innerhalb kurzer Zeit sehr erfolgreich etabliert hat. Damit sind unsere Marken durchaus sehr bekannt, nur eben nicht unter dem Namen Bimmerle.
Wirtschaftsforum: Das Thema eigene Produkte spielt für Bimmerle eine immer größere Rolle. Welche Strategie verfolgen Sie in diesem Bereich?
Nicolai Benz: Wir setzen vermehrt auf eigene Produkte, um die Langfristigkeit im Handel gewährleisten zu können. Des Weiteren im Private Label wird eine riesige Innovationskraft erwartet, deshalb haben wir sehr viel Kompetenz darin, immer die neuesten Trends draußen abzugreifen, – ob soziokulturelle Trends, allgemeine Ernährungstrends oder Geschmackstrends –, diese in die Spirituose zu übertragen und zu einem Produkt zu entwickeln, die unserem Kunden einen Mehrwert verschaffen. Diese Kompetenz wollen wir jetzt auch für unsere eigenen Produkte nutzen, um neue Akzente am Markt zu setzen. Über unsere Marken wie Needle Gin haben wir direkten Kontakt zum Endkonsumenten. Wenn wir es schaffen, dass unsere Marke vom Endkonsumenten verlangt werden, dann gibt es für uns eine gewisse Langfristigkeit im Handel.
Wirtschaftsforum: Wie wollen Sie es schaffen, die Konsumenten von Ihren eigenen Produkten zu überzeugen?
Nicolai Benz: Was unsere Brennerei angeht, ist das völlige Handwerkskunst, die wir da betreiben. Mit einer Manufaktur mit angebundenem Hofverkauf kann man uns mittlerweile nicht mehr vergleichen. Unsere Entwicklung gibt uns die Möglichkeit einem breiten Publikum ein faires Preis-Leistungs-Verhältnis anzubieten. Wir haben einfach den Vorteil, dass wir Top-Qualitäten herstellen können, aber dem Konsumenten am Ende des Tages trotzdem noch auf Augenhöhe begegnen. Wir können unserer Leidenschaft, dem Destillieren, nachkommen und dabei eine breite Zielgruppe erreichen. Deshalb produzieren wir mit unserem Needle Gin einen Schwarzwald Gin für jedermann. Außerdem steckt hinter dem Needle-Gin eine Geschichte, denn er erhält seinen einzigartigen Geschmack von den Fichtennadeln aus dem Schwarzwald. Dieses Storytelling kommt draußen sehr gut an. Unseren WOOD STORK Rum haben wir mit einer ähnlichen Strategie neu kreiert. Außerdem schlummert bei uns im Keller auch noch ein Whiskey.
Darüber hinaus können wir auch immer wieder mit unserem Gespür für Trends überzeugen. Das haben wir jüngst mit unserer etwas aus dem Sortiment ausbrechenden Produktgattung Hard Seltzer unter der Marke BUZZ. bewiesen. Das Hard Seltzer ist ein Trendgetränk aus den USA, verpackt in einer Aluminiumdose, die 2020 und 2021 das Packaging Nr. 1 in der Getränkebranche ist. Dahinter verbirgt sich ein alkoholhaltiges Sprudelwasser das mit Attributen wie vegan, glutenfrei und nur 86 Kcal pro Dose wirbt. Auch der reduzierte Alkoholgehalt von 4,1% dürfte den ernährungsbewussten Verbraucher freuen.
Wirtschaftsforum: Seit 2019 konzentrieren Sie sich im Vertrieb nicht mehr nur auf den Handel. Aus welchem Grund wurde die BLACK PAN DRINKS GmbH gegründet?
Nicolai Benz: Mit BLACK PAN DRINKS wagen wir den Schritt in die Gastronomie. Gemeinsam mit dem Gastronomievertriebsprofi Axel Schneider vertreiben wir unter dem Namen BLACK PAN DRINKS GmbH Spirituosen mit aufregenden Geschichten, extravagantem Gusto und einem besonderen Ursprung. Auf diese Weise haben wir direkten Kontakt zur Gastronomie und erfahren Trends deutlich früher, denn diese entstehen meist direkt hinter der Bar.
Das hat natürlich positiven Einfluss auf das Handelsgeschäft. In diesem Rahmen wollen wir auch unserer etwas in Vergessenheit geratene Premiummarke Sutterer wieder neues Leben einhauchen. Die Marke hat ein wesentlich modernes Design bekommen, dass wir mit der langjährigen Tradition als Premiummarke vereinen. Auch wenn wir mit BLACK PAN DRINKS in diesem Jahr aufgrund der Folgen der Corona-Krise in der Gastronomie nicht so wie geplant durchstarten konnten, sind wir für die Zukunft zuversichtlich.
Wirtschaftsforum: Was sind denn Ihre Pläne für die Zukunft? Worin sehen Sie Potenzial für Bimmerle?
Nicolai Benz: Als Marke kommen wir bei den Konsumenten sehr gut an. Unser Standort im Schwarzwald ermöglicht es uns, unser Storytelling unserer Heimat anzupassen. Wir sind außerdem die einzige Brennerei in Europa, die keinen Tropfen Öl oder Gas mehr verbrennt und komplett auf fossile Brennstoffe verzichtet. Energieträger ist am Ende des Tages Holz, Hackschnitzel aus der Region, in Kombination mit den Obstkernen unserer Destillate. Das war eine innere Motivation, denn wir schöpfen aus der Natur und müssen deshalb auch möglichst viel zurückgeben. Beim Trendbewusstsein und der Produktentwicklung im Private-Label-Bereich sind wir sehr gut, da können wir mit unseren Innovationen Punkten. Mit unseren Marken Lörch Obstbrände, Needle-Gin, WOOD STORK Rum oder BUZZ. haben wir ganz andere Möglichkeiten im Export, da haben wir große Ziele. Und natürlich wollen wir die Marken auch auf dem Heimatmarkt noch weiter nach vorne bringen.