100% Recycling-Beton mit der ‘Büscher-Wand’

Interview mit Hans-Jürgen Büscher, Geschäftsführer und Wolfgang Büscher, Geschäftsführender Gesellschafter der Betonwerk Büscher GmbH & Co. KG

Wirtschaftsforum: Herr Büscher, wie kam es zur Entwicklung der ‘Büscher-Wand’?

Wolfgang Büscher: Seit unserer Gründung im Jahr 1961 haben wir uns zu einem Vorreiter in der Entwicklung nachhaltiger Baustoffe entwickelt. Wir sind nicht nur eine Beton-Manufaktur; wir sind Innovatoren, die den Weg in eine umweltfreundlichere Zukunft ebnen. Die ‘Büscher-Wand’ ist das Ergebnis unserer neuesten Forschungserfolge, die es uns ermöglichen, bei der Herstellung von tragenden und nicht tragenden Innenwänden aus Beton die Gesteinskörnungen komplett durch gemischtes Abbruchmaterial zu ersetzen. Diese revolutionäre Entwicklung stellt einen Durchbruch in unserer ständigen Suche nach nachhaltigen Bauprozessen und einen Bruch mit dem vorherigen Status quo dar. Bevor wir uns erfolgreich mit dem Thema befassten, war die Nutzung von 100% Natursteinersatz in Deutschland nämlich verboten.

Wirtschaftsforum: Was hat Sie motiviert, ein solches Produkt zu entwickeln?

Wolfgang Büscher: Nachhaltigkeit ist für uns mehr als ein Schlagwort; sie ist die Grundlage unserer Zukunftsfähigkeit. Durch die effiziente Nutzung von Ressourcen und die Entwicklung bahnbrechender Technologien leisten wir einen aktiven Beitrag zum Umweltschutz. In diesem Sinne besaßen wir schon die Genehmigung, Bauabfälle zu sammeln und zu zerkleinern. Diese haben wir erfolgreich für die Produktion unserer Büscher-Blöcke wiederverwertet. Der Berg an Bauschutt auf unserem Hof wurde jedoch damit nicht kleiner. Mit einem Gesamtvolumen von circa 250 Millionen Tonnen im Jahr stellen Bau- und Abbruchabfälle den größten Abfallstrom in Deutschland dar. Wir haben es zu unserer Mission gemacht, für diese Abfälle eine sinnvollere Verwendung zu finden als nur als Füllmaterial im Straßen- und Tiefbau.

Wirtschaftsforum: Wie ging es mit der Entwicklung weiter?

Wolfgang Büscher: Die Entwicklung der ‘Büscher-Wand’ inklusive DIBt-Zulassung hat insgesamt zehn Jahre gedauert. Damit das Produkt wirtschaftlich ist, war es uns wichtig, dass wir nicht nur Bauabfälle der Kategorien 1 und 2, sondern auch der Kategorie 3 für unsere Betonfertigteile verwenden dürfen. In den Lehrbüchern galt das bislang als nicht funktionsfähig. Wir haben jedoch das Gegenteil bewiesen und sind dann schließlich mit unseren Forschungsergebnissen zum Deutschen Institut für Bautechnik gegangen und haben dort die Lehrbücher umgeschrieben. Wir sind die Einzigen, die eine solche Lizenz besitzen. Jetzt wollen wir möglichst viele Architekten, Kommunen, Bauherren und mögliche Partner aus der Baubranche mit den Vorzügen der ‘Büscher-Wand’ bekannt machen.

Wirtschaftsforum: Wie begegnet die ‘Büscher-Wand’ den aktuellen Herausforderungen der Branche?

Hans-Jürgen Büscher: Unsere Recycling-Wandelemente haben den Vorteil, mehrere Probleme gleichzeitig zu lösen. Neben der nachhaltigen Wiederverwendung des Abbruchmaterials wirkt die Lösung gegen den bekannten Fachkräftemangel. Durch die Vorfertigung können wir eine ganze Wand innerhalb von drei oder vier Stunden gießen und brauchen dann eine halbe Stunde, um diese Wand auf der Baustelle zu errichten. So sparen wir Arbeitsaufwand und somit auch Kosten.

Wirtschaftsforum: Wie war bisher die Resonanz auf die ‘Büscher-Wand’?

Wolfgang Büscher: Als Proof of Concept haben wir bereits das erste Mehrfamilienhaus mit drei Wohneinheiten gebaut, die nun vermietet sind. Das Haus ist wie eine Wasserflasche, die immer wieder recycelt werden kann. Davor haben wir eine Art Open House gemacht und durften unter anderem bekannte Politiker wie Jens Spahn dafür begeistern.

Wirtschaftsforum: Und wie geht es in Zukunft weiter?

Wolfgang Büscher: Mit dem Leitsatz ‘ZURÜCK FÜR DIE ZUKUNFT’ setzen wir unser Engagement fort, durch innovative und nachhaltige Lösungen die Baubranche zu revolutionieren. Wir laden Kunden, aber auch andere Betonfertigteilhersteller ein, mit uns in eine Zukunft einzutreten, in der Primärrohstoffe durch fortschrittliche, umweltfreundliche Alternativen und Sekundärbaustoffe ersetzt werden.

Interview:

Manfred Brinkmann
und Dr. Endre Hagenthurn

Tags
Nach themenverwandten Beiträgen filtern

Mehr zum Thema Bau

„Digitalisierung im Bau voranbringen“

Interview mit Frank Wittig, Geschäftsführer der Euro Massiv Bau GmbH

„Digitalisierung im Bau voranbringen“

Wer baut, wünscht sich ein genau auf ihn zugeschnittenes Eigenheim. Die Euro Massiv Bau GmbH mit Sitz in Duisburg ist spezialisiert auf individuell geplante, schlüsselfertige Einfamilienhäuser. Im Gespräch mit Wirtschaftsforum…

Bodenständig stark: Erfolg zwischen Kies und Klima

Interview mit Jörg-Peter Kölling, Geschäftsführer der WRM-REESE Unternehmensgruppe

Bodenständig stark: Erfolg zwischen Kies und Klima

Ob Hochhaus, Brücke oder Straße – ohne Sand, Kies und Splitt geht in der Bauwirtschaft nichts. Diese natürlichen Rohstoffe bilden die Basis nahezu aller Bauvorhaben und sind damit ein stiller,…

Beton nach Maß

Interview mit Stephan Radtke, kaufmännischer Geschäftsführer der DUHA Betonfertigteile GmbH

Beton nach Maß

Beton ist vielseitig einsetzbar, formbar, stabil, langlebig, druckfest und auf lange Sicht wirtschaftlich. Gleichzeitig ist seine Herstellung energieintensiv und verursacht nicht unerhebliche Mengen an CO2-Emissionen. Die DUHA Betonfertigteile GmbH aus…

Spannendes aus der Region Kreis Borken

„Möbel muss man anfassen, fühlen, ausprobieren“

Interview mit Michael Kösters, Geschäftsführer über Möbel Ewald Kösters GmbH

„Möbel muss man anfassen, fühlen, ausprobieren“

Michael Kösters ist in einem Möbelhaus groß geworden – wortwörtlich. Heute führt er die Möbel Ewald Kösters GmbH in dritter Generation. Im Gespräch erzählt er, warum er trotz starker Konkurrenz…

Logistik – eine spielerische  Herausforderung

Interview mit Çetin Çelik, Geschäftsführer der M+F Spedition GmbH

Logistik – eine spielerische Herausforderung

Kinderaugen zum Strahlen zu bringen ist nicht die schlechteste Motivation, um seinen Job zu lieben. Çetin Çelik kann genau das von sich sagen. Er ist Geschäftsführer der M+F Spedition GmbH…

Sicherheit, die wächst – Brandschutz mit Erfahrung,Vision & Verantwortung

Interview mit André Schulze Forsthövel, geschäftsführender Gesellschafter der Brandschutz-Center Münster Brinck GmbH

Sicherheit, die wächst – Brandschutz mit Erfahrung,Vision & Verantwortung

Brandschutz ist mehr als nur Technik - er ist Sicherheit, Verantwortung und Vertrauen. Genau dafür steht die Brandschutz-Center Münster Brinck GmbH, die seit Jahrzehnten als verlässlicher Partner in der Region…

Das könnte Sie auch interessieren

Herzgesund wirksam, sanft im Alltag

Interview mit Ina Auramava, Associate Director Commercial der Wakunaga of Europe GmbH

Herzgesund wirksam, sanft im Alltag

Herz-Kreislauf-Erkrankungen zählen zu den häufigsten Gesundheitsproblemen in Deutschland – und doch gibt es viele Möglichkeiten, aktiv vorzubeugen. Immer mehr Menschen suchen nach natürlichen Wegen, ihre Vitalität zu stärken. Genau hier…

Persönlich, pragmatisch und direkt: Die Partner für die Mittelspannung

Interview mit Anna-Lena Hochuli, Betriebsleitung und Samira Dupuis, Assistenz der Geschäftsführung der Energie Technik Becker GmbH

Persönlich, pragmatisch und direkt: Die Partner für die Mittelspannung

Energie Technik Becker baut und wartet bundesweit Trafostationen und bietet als gewachsener Handwerksbetrieb noch viele weitere Leistungen im Nieder- und Mittelspannungsbereich an: Wie sich der gewachsene Elektrotechnikdienstleister dabei auch die…

Vom Druck- zum Digitalisierungs­experten

Interview mit Armin Bäbler, CEO der Faigle AG

Vom Druck- zum Digitalisierungs­experten

Mit ihren Managed Printing Solutions hat sich die Faigle AG schon lange einen Namen in der Schweiz gemacht hat: Ausgehend von seiner Druck- und Scankompetenz engagiert sich das Unternehmen inzwischen…

TOP