Unternehmer im Unternehmen
Interview mit Martin Seeger, Geschäftsführer der Bechtle GmbH Bodensee

Wirtschaftsforum: Herr Seeger, Sie haben in den letzten drei Jahren aus drei Standorten ein leistungsfähiges Unternehmen geformt.
Martin Seeger: Die Bechtle AG hatte bereits Standorte in Friedrichshafen und Radolfzell, im Jahr 2017 kam ein weiterer Standort in Villingen-Schwenningen durch eine Akquisition hinzu. Bei der Zusammenführung lag ein Schwerpunkt auf dem Thema Kultur, darauf, eine durchgängige Bechtle-Firmenkultur im neuen Unternehmen zu verankern.
Wirtschaftsforum: Worin besteht die spezielle Firmenkultur von Bechtle?
Martin Seeger: Es geht um Unternehmertum. Bechtle agiert sehr unternehmerisch. Unsere Mitarbeiter haben großen Gestaltungsspielraum und damit viel Verantwortung. Sie sind quasi Unternehmer im Unternehmen. Dafür ist viel Vertrauen notwendig, und die Leute spüren und schätzen das bei uns. Freiheit und Verantwortung stellen dabei aber auch große Herausforderungen dar. Einige blühen wie von selbst darin auf, viele müssen lernen damit umzugehen und über eine gelebte Fehlerkultur hineinzuwachsen.
Wirtschaftsforum: Das hat sicher Auswirkungen auf Ihre Tätigkeit als Geschäftsführer, oder?
Martin Seeger: Man muss Vorbild sein: nicht vorgeben, wie es gemacht wird, sondern über Ziele und Ergebnisse führen. Im Vordergrund steht dabei stets das Kundeninteresse. Wir sind sehr kundenzentriert aufgestellt, haben für einzelne strategische Kundensituationen alle Abteilungsgrenzen aufgelöst und arbeiten in übergreifenden agilen Teams, in denen sich alles um den Kunden dreht. Es begeistert mich immer wieder, wie wir mit unserem Team unsere technische Expertise einbringen und große Herausforderungen unserer Kunden meistern können. Der Kunde schildert sein Vorhaben, wir lösen es in Teamarbeit, da werden unheimliche Potenziale freigesetzt.
Wirtschaftsforum: Sie sind seit 2012 bei Bechtle. Haben Sie den Schritt schon mal bereut?
Martin Seeger: Noch nie. Als Geschäftsführer eines mittelständischen Systemhauses deckt man alle Facetten ab, ist nah an den Mitarbeitern und nah an den Kunden. Gleichzeitig hat die Tätigkeit eine starke strategische Komponente. Die IT-Welt ist sehr dynamisch, man muss immer wieder schauen, ob man noch in die richtige Richtung unterwegs ist.
Wirtschaftsforum: In welche Richtung geht es denn zurzeit?
Martin Seeger: Das Stichwort lautet Modern Workplace, wie und wo man in Zukunft arbeitet, mit Unterstützung von entsprechenden IT-Tools. Durch die Corona-Krise hat das Thema Homeoffice einen deutlichen Schub erfahren. Hier spielen Sicherheitsaspekte eine zunehmende Rolle, aber auch Cloud-Lösungen.
Wirtschaftsforum: In welchen Branchen sind Sie hauptsächlich unterwegs?
Martin Seeger: Wir fühlen uns in allen Branchen zuhause und haben für den öffentlichen Sektor sogar spezielles Know-how an Bord.
Wirtschaftsforum: Der Erfolg von Bechtle beruht zu großen Teilen auf der unternehmerischen Firmenkultur. Worauf führen Sie den Erfolg noch zurück?
Martin Seeger: Es sind vor allem die Menschen, die hier tätig sind. Erfolg wird durch die Menschen gemacht. Hinzu kommt die dezentrale Struktur mit vielen eigenständigen, schlagkräftigen Einheiten, die jeweils Zugriff auf zentrale Funktionen, wie Logistik, Buchhaltung und Personalmanagement haben und dadurch nah am Kunden sein können.
Wirtschaftsforum: Welche Ziele haben Sie sich gesetzt für die kommenden Jahre?
Martin Seeger: Unser übergreifendes Ziel ist, die Wirtschaft in der Bodenseeregion zu stärken, indem wir innovative, zukunftsstarke Lösungen für unsere Kunden bereitstellen. Sinnhaftigkeit spielt für uns eine große Rolle. Wir wollen nachhaltige Lösungen für unsere Kunden schaffen, damit sie im Kern einen Vorteil erhalten. Das garantiert langfristiges Wachstum und Erfolg.