„Bei Anlageentscheidungen Emotionen ausschalten“

Interview mit Beat Schädler, CEO der Avalor Investment AG

Wirtschaftsforum: Herr Schädler, welche Ereignisse waren in der Geschichte von Avalor besonders wichtig?

Beat Schädler: Avalor wurde 2005 gegründet mit der Idee, eine zu 100% unabhängige Vermögensberatungs- und -verwaltungsgesellschaft zu schaffen, die sich auf vermögende Einzelpersonen und Familien konzentriert. 2016 haben wir die SEC-Bewilligung erhalten, sodass wir US-amerikanische Kunden betreuen durften. Sie ist eine Art Qualitätssicherung. Ab dem 1. Januar 2023 benötigen Vermögensverwalter auch in der Schweiz eine Bewilligung der FINMA, der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht. Avalor hat diese Bewilligung Anfang März 2022 erhalten, womit wir bestens für die Zukunft gerüstet sind.

Wirtschaftsforum: Welche Leistungen bieten Sie an?

Beat Schädler: Unser Angebot umfasst die Vermögensverwaltung und die Vermögenskonsolidierung. Bei der Vermögensverwaltung erteilt uns der Kunde einen Auftrag, die Vermögenswerte in seinem Sinn anzulegen. Bei der Vermögenskonsolierung sammeln wir die Daten sämtlicher Vermögenswerte des Kunden und konsolidieren die Anlagen mit unserer eigenen Software. Wir vergleichen also die Anlagen und die Performance der verschiedenen Mandate, analysieren die Kosten und geben dem Kunden ein gesamtheitliches Bild.

Wirtschaftsforum: Inwiefern spielt Nachhaltigkeit in Ihrem Geschäft eine Rolle?

Beat Schädler: Nachhaltigkeit steht für einen schonenden Umgang mit der Umwelt. Wir sehen den Begriff umfassender. Nachhaltigkeit bedeutet für uns auch, gut mit den eigenen Angestellten umzugehen. Denn eine hohe Fluktuationsrate hindert ein Unternehmen daran, sorgfältig und langfristig arbeiten zu können. Daneben geht es um einen schonenden Umgang mit den Ressourcen. Das berücksichtigen wir schon lange bei der Auswahl der Anlagemöglichkeiten. Bei vielen Fonds, die einen Nachhaltigkeitsstempel tragen, handelt es sich allerdings um alten Wein in neuen Schläuchen – nur mit höheren Kosten. Deren Bewertung durch die Ratingagenturen ist sehr unterschiedlich. Deshalb sprechen wir den Charakter eines ‘nachhaltigen’ Portfolios immer individuell mit dem Kunden ab.

Wirtschaftsforum: Warum ist es sinnvoller, Ihre Leistungen in Anspruch zu nehmen, als zum Beispiel mithilfe einer Software die eigenen Depots zu verwalten?

Beat Schädler: Eigene Depots selbst zu verwalten, ist natürlich möglich. Es setzt aber voraus, dass der Anleger die Zeit und das Fachwissen hat, die richtigen Anlageentscheidungen zu treffen. Viele Menschen sind damit überfordert. Darüber hinaus berücksichtigen wir den psychologischen Effekt des Geldanlegens. Zwei Gefühlswelten, die der Angst und der Gier, spielen hier eine Rolle. Aktuell entstehen beispielsweise Ängste durch den Ukrainekonflikt. Bei Anlageentscheidungen müssen diese Emotionen weitestgehend ausgeschaltet werden.

Wirtschaftsforum: Können Sie uns ein paar Zahlen zu Avalor nennen?

Beat Schädler: Avalor beschäftigt 20 Mitarbeiter, von denen acht Kundenberater und -beraterinnen sind, die übrigen sind im Support tätig. Wir betreuen Vermögenswerte in Höhe von 2,5 Milliarden CHF für etwa 500 Kunden. Diese kommen überwiegend aus dem deutschsprachigen Europa, England sowie den USA.

Wirtschaftsforum: Eine persönliche Frage: Haben Sie eine Lebensphilosophie?

Beat Schädler: Tue Gutes und scheue niemand.

Tags
Nach themenverwandten Beiträgen filtern

Mehr zum Thema Finanzen

„Wir konzentrieren uns auf Impact“

Interview mit Irvan Rikwandi, Chief Investment Officer der Aetos Holding BV

„Wir konzentrieren uns auf Impact“

Die Nachfrage nach innovativen Finanzierungslösungen ist auch auf dem niederländischen Wohnimmobilienmarkt hoch. Ingage-Aetos bringt dort Investoren mit Darlehensnehmern zusammen und sieht sich gleichzeitig als wichtiger Enabler bei der Transformation des…

Sicherheit in einer  zunehmend digitalisierten Welt

Interview mit Frank Erb, Geschäftsführer der SERVODATA GmbH

Sicherheit in einer zunehmend digitalisierten Welt

In diesem Jahr blickt die SERVODATA GmbH auf ein besonderes Jubiläum zurück: Seit 50 Jahren steht das Unternehmen als zentraler Dienstleister für die deutsche Kreditwirtschaft für Sicherheit, Zuverlässigkeit und einen…

„Finanzplanung ist Lebensplanung!“

Interview mit Bernd Steinhart, Vorstand Vertrieb und Frank Wemheuer, Vorstand der GLOBAL-FINANZ AG

„Finanzplanung ist Lebensplanung!“

Finanzprodukte und Vorsorgekonzepte sind oftmals äußerst komplex: Viele Menschen setzen deshalb unverändert auf den Rat kompetenter Vertriebspartner, die sich ganz auf ihre individuelle Situation einstellen können. Die GLOBAL-FINANZ AG ist…

Spannendes aus der Region Zürich

Fabelhafte Gewebe

Interview mit Daniel Odermatt, Ventile Brand Director der Ventile Fabrics Stotz & Co. AG

Fabelhafte Gewebe

Eine exklusive Faser ist es, die die Ventile Fabrics Stotz & Co. AG mit Sitz in Zürich verarbeitet und die ihre Produkte außergewöhnlich machen. Ventile Brand Director Daniel Odermatt erzählt…

Sensoren: die unsichtbaren Architekten

Interview mit Thomas Röttinger, CEO der Angst+Pfister Sensors and Power AG

Sensoren: die unsichtbaren Architekten

In einer Welt, die zunehmend von Technologie durchdrungen ist, spielen Sensoren eine entscheidende Rolle als unsichtbare Architekten unseres modernen Lebens. Von winzigen Mikrochips bis hin zu komplexen Systemen sind Sensoren…

„Klein und fein – ein Kongresshaus wie die Schweiz“

Interview mit Michel Loris-Melikoff, CEO der Kongresshaus Zürich AG

„Klein und fein – ein Kongresshaus wie die Schweiz“

Auf 5.300 m2 multifunktionaler Veranstaltungsfläche finden im Kongresshaus Zürich nicht nur Tagungen, Workshops und Hauptversammlungen, sondern auch erlesene Konzerte und spannende Kultur-Events statt. Welche Veränderungen die Pandemie mit sich brachte…

Das könnte Sie auch interessieren

Passion für Mobilität

Interview mit Eugène Krabbenborg, CEO der Fleet Support Group B.V

Passion für Mobilität

Wer sich als Unternehmer wirklich auf sein Kerngeschäft fokussieren möchte, ist froh, wenn er zuverlässige Partner hat, die ihn entlasten. Ein solcher Partner ist die niederländische Fleet Support Group. B.V.…

„Draht ist unser roter Faden“

„Draht ist unser roter Faden“

Drähte, egal in welcher Form oder in welcher Ausführung, begegnen uns in der Mikrowelle, im Gartenzaun oder beim Reisekoffer, den wir auf Rollen durch den Flughafen ziehen. Es ist diese…

Stadtplanung im Auftrag der Zukunft

Interview mit Jan Nicolin, Dipl. Ing. Architekt und Geschäftsführer der Stadtbauplan GmbH

Stadtplanung im Auftrag der Zukunft

Wenn in deutschen Städten gebaut wird, dann oft mit einem Blick in die Zukunft – strukturiert, komplex und politisch. Gerade im öffentlichen Hochbau und in der Stadtentwicklung stehen Kommunen heute…

TOP