Einfach, günstig, nachhaltig
Interview mit Sandra Dax, Co-CEO der AUTODOC SE
Wirtschaftsforum: Frau Dax, seit Ende letzten Jahres sind Sie neue Co-CEO von AUTODOC. Zuvor waren Sie 20 Jahre lang in verschiedenen Managementpositionen bei BMW, verfügen damit über eine ausgewiesene Automobil-Expertise. Was ist für Sie das Besondere an AUTODOC?
Sandra Dax: AUTODOC ist in sehr kurzer Zeit zur Nummer 1 in Europa im Onlinehandel für Fahrzeugersatzteile und -zubehör avanciert. Das Unternehmen richtet sich konsequent an den Bedürfnissen der Verbraucher aus, ist sehr schnell, oft schneller als der Markt, und hat eine starke, attraktive Mission: ‘We make mobility easy and sustainable’.
Wirtschaftsforum: Wie ist es zu dieser führenden Marktposition gekommen?
Sandra Dax: Anfangs war es vor allem die Leidenschaft für Autos und internetbasierte Geschäftsmodelle der drei Gründer Vitalij Kungel, Alexej Erdle und Max Wegner, die den Erfolg von AUTODOC gepusht hat. Die Idee, sich selbstständig zu machen, hatte einen sehr praktischen Grund. Einer der Gründer war auf der Suche nach einem Ersatzteil für sein Auto und fand den Werkstattpreis für das gesuchte Teil überteuert. So entstand 2008 die Idee, gemeinsam mit zwei Partnern ein Büro anzumieten und selbst mit Ersatzteilen zu handeln – ohne Zwischenhändler und dadurch zu deutlich günstigeren Preisen. Durch die direkte Vermarktung konnte eine Preisersparnis von bis zu 70% erzielt werden. Die Gründer waren von der Idee überzeugt, brachten Unternehmergeist und eine Vision mit. 2008 ging der erste Shop online, 2009 wurden erste Mitarbeiter:innen eingestellt. Das Konzept kam schnell sehr gut an, sodass schon 2011 erste Onlineshops in Österreich und der Schweiz eröffnet wurden. Seit 2013 wird das Produktangebot durch unsere Eigenmarken Stark (2013) und Ridex (2016) ergänzt.
Wirtschaftsforum: Diese Dynamik hält bis heute an. Wie ist AUTODOC heute aufgestellt und wie hat die Firma die Krisen der vergangenen drei Jahre bewältigt?
Sandra Dax: Heute sind wir mit unseren Onlineshops in 27 europäischen Ländern vertreten; wir haben rund 5.000 Mitarbeiter:innen in Warehouses und Büros und sieben internationale Standorte. Der Jahresumsatz liegt bei über einer Milliarde EUR. Die Coronapandemie war ein Booster für das Onlinegeschäft und auch für uns. Die Mobilität ging in der Zeit zwar zurück, die Kunden wurden aber digitaler. Wir haben in der Zeit gezielt investiert und unter anderem einen neuen Tech-Hub in Portugal und ein Lager in Polen aufgebaut, das bisher größte unseres Unternehmens. AUTODOC hat im Osten Europas eine starke Präsenz, auch in der Ukraine. Bereits im November 2021 haben wir einen Krisenstab eingerichtet, um uns auf das Worst-Case-Szenario vorzubereiten. Dadurch konnten alle Hilfsmaßnahmen nach Kriegsausbruch schnell umgesetzt werden. Bis heute finden die Crisis Calls wöchentlich statt. Weil uns das Wohlbefinden und die mentale Gesundheit unserer Mitarbeiter:innen wichtig sind, arbeiten wir seit 2022 mit dem Fürstenberg Institut zusammen. Wir haben uns angesichts des Ukrainekrieges für diese Kooperation entschieden; das Angebot richtet sich an alle Mitarbeitenden und ihre Angehörigen und wird sehr geschätzt.
Wirtschaftsforum: Wie stellt sich das Portfolio dar?
Sandra Dax:Wir führen rund 5,2 Millionen Produkte – Zubehör und Ersatzteile für Pkw, Lkw und Motorräder. Das Angebot reicht von Bremsanlagen über Karosserieteile, Stoßdämpfer und Federn hin zu Auspuffanlagen, Innenraumelementen, Kupplungen, Klimaanlagen, Heizungen und Motoröl. Besonders gefragt sind Ölfilter, Bremsscheiben, Bremsbeläge, Sets und Ersatzteile, die einfach einzubauen oder auszuwechseln sind. Es geht immer um das B2C-Geschäft; Kunden kaufen bei uns, weil das Angebot riesig ist und sie Geld sparen. Neben den Produkten unterstützen wir unsere Kunden mit Content, zum Beispiel YouTube-Videos zu Autoreparaturen.
Wirtschaftsforum: Ist das B2B-Geschäft damit keine Option?
Sandra Dax: Doch. In Frankreich haben wir erstmals direkt Werkstätten angesprochen. Bis 2024 wollen wir den B2B-Markt dort komplett erschließen.
Wirtschaftsforum: AUTODOC versteht sich als Partner für nachhaltige Mobilität. Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit im Unternehmenskonzept?
Sandra Dax: Nachhaltigkeit ist ein Grundgedanke des Unternehmens. Wir versuchen über spezifischen Content Kunden dabei zu unterstützen, ein Auto länger zu behalten; damit sehen wir uns als Verlängerung der Mobilität. Man muss kein neues Auto kaufen, wenn der Lebenszyklus verlängert werden kann. Natürlich stellen wir uns auch auf die Bedürfnisse der Elektromobilität ein und führen Ersatzteile für E-Autos, auch wenn diese die Verbrennermotoren in nächster Zeit noch nicht überholen werden. Es bleibt abzuwarten, wie sich der Markt und vor allem wie sich Infrastruktur und Kaufverhalten entwickeln werden.
Wirtschaftsforum: AUTODOC hat sich nicht nur als Europas führende Onlineplattform für Autoersatzteile einen Namen gemacht, sondern ist auch für ein ausgeprägtes soziales Engagement bekannt. Was steckt hinter diesem Engagement?
Sandra Dax: Wir wollen der Gesellschaft etwas von unserem Erfolg zurückgeben. 2020 haben wir 50.000 EUR in die Erforschung des Coronavirus investiert. Das FAZ-Institut zeichnete AUTODOC für das Engagement zum ‘Helden in der Krise’ aus. Auch im Unternehmen selbst orientieren wir uns an einem starken Code of Conduct mit Werten, die wir intern und extern vertreten.
Wirtschaftsforum: Welche Werte sind das?
Sandra Dax: Bei uns arbeiten mehr als 50 verschiedene Nationalitäten in sieben Ländern, wir haben viele interkulturelle und mehrsprachige Teams über alle Bereiche und Standorte hinweg. Neben Kundenzentrierung spielen für uns daher Unternehmenswerte wie Zusammenarbeit, Inklusion und Empowerment eine wichtige Rolle. Dazu zählt auch, dass sich jeder im Unternehmen einbringen, seinen Fähigkeiten entsprechend entwickeln und Verantwortung übernehmen kann. Es gibt keine festgefahrenen Strukturen, sondern ein angenehmes Miteinander. Wir sind offen für neue Ideen und honorieren diese entsprechend.
Wirtschaftsforum: Die Vergangenheit von AUTODOC ist durch konstantes Wachstum geprägt. Wird es so weitergehen?
Sandra Dax: AUTODOC war immer Vorreiter und hat oft Mut bewiesen, neue Wege zu gehen. Das wird sich künftig nicht ändern. Wir sehen im B2B-Markt großes Potenzial, werden weiter Innovationen einbringen und hoffen, weiterhin zweistellige Wachstumsraten abzubilden. Dazu brauchen wir Fachkräfte. Vor allem in Portugal, wo wir einen neuen Tech-Hub aufgebaut haben, möchten wir neue Talente gewinnen. Unsere Erfolgsgeschichte hilft uns bei der Suche; unsere Mission und Vision sind attraktiv, das Produkt spannend.