Deutsch-Niederländisches Bündnis für Zero-Emission Antriebe

Interview mit Bernard Storm, Geschäftsführer der August Storm GmbH & Co. KG

Wirtschaftsforum: Herr Storm, das Unternehmen August Storm gibt es bereits seit über 80 Jahren. Was ist heute Ihre Kernkompetenz?

Bernard Storm: Wir sind Dienstleister im Bereich Motoren und Kompressoren und decken dabei die gesamte Wartung und Instandsetzung für Motoren verschiedenster Hersteller ab. Wir können unseren Kunden im Bereich der Viertakt-Motoren von 100 KW bis zu 7.000 KW den berühmten „One Stop Shop“ bieten. Dabei sind unsere Kurbelwellenschleiferei und die Instandsetzung der Motorenkomponenten auf Werkzeugmaschinen nach wie vor unsere Kerntätigkeit. Wir unterteilen dabei in zwei Bereiche: in den Ersatzteilbereich mit neuen Ersatzteilen und in den Bereich der erneuerten Motoren und Komponenten.

Wirtschaftsforum: Sie sprechen über Erneuerung. Wie wichtig ist das Thema Nachhaltigkeit für Ihr Unternehmen und für die Branche?

Bernard Storm: Wir sind von unserer Natur her Recycler, denn wir setzen immer instand, bevor wir etwas Neues nehmen. Je wichtiger das Thema in den vergangenen Jahren für unsere Kunden wurde, umso wichtiger wurde es natürlich auch für uns. Man muss nicht immer mit einem neuen Motor tausende von Tonnen CO² erzeugen. Man kann über Instandsetzung auch nachhaltig agieren. Da die Politik hier immer striktere Regularien einsetzt, wird das Thema Nachhaltigkeit für unsere Kunden zu einer neuen Königsdisziplin. Den Leuten muss bewusstwerden, dass man auch Verbrennungsmotoren sauberer machen kann. Mit Dieselpartikelfiltern oder Katalysatoren kann man auch alte Motoren auf einen Emissionsstand bringen, der modern ist.

Wirtschaftsforum: Inwieweit ist das Thema mit der Digitalisierung verbunden?

Bernard Storm: Unsere Ambition ist es immer, den letzten Stand der Technik abzubilden. Im Grunde ist Digitalisierung bei uns schon ein „alter Hut“. Zum Beispiel Blockheizkraftwerke oder große Schiffsmotoren wurden immer schon remote überwacht und somit auch Daten gesammelt. An unserem Hauptsitz in Spelle haben wir unser eigenes Remote Service Center. Hier visualisieren wir rund 3.000 Motoren unserer Kunden und können 24 Stunden, sieben Tage die Woche alle Betriebsparameter einsehen. Auch Themen wie Vernetzung oder Predictive Maintenance sind nicht neu für uns.

Wirtschaftsforum: Sind die Automobil- und Schifffahrtsindustrie Ihre wichtigsten Zielgruppen?

Bernard Storm: Es sind wichtige Branchen für uns. Wir bedienen im Grunde alles, was „off high-way“ fährt, also zum Beispiel auch Landmaschinen. Darüber hinaus sind wir noch für Krankenhäuser, für Blockheizkraftwerke oder Notstromanlagen tätig. Ein wachsender Bereich ist der der Data-Center und Server-Farmen mit großen Internetknoten. Die Öl- und Gasbranche, rund um die Förderung und Verarbeitung der Rohstoffe, ist ebenfalls ein wichtiges Standbein für uns. Hier gehören Raffinerien und die großen Anbieter am Markt, wie BP, Shell und BASF zu unseren Kunden.

Wirtschaftsforum: Kommen wir zur Akquise von Koedood. Warum haben Sie sich entschlossen, das Unternehmen zu übernehmen?

Bernard Storm: Wir sind als Storm-Gruppe seit Jahren über die Industrie- und Marinemotoren von Mitsubishi mit dem Unternehmen verbunden. Koedood ist Händler für Mitsubishi Motoren im Benelux-Raum und unsere Schwesterfirma ScanDiesel sozusagen der „Mitsubishi Motor“ der DACH-Region. Das Unternehmen war, ebenso wie unseres, in Familienhand. Es wurde von den beiden Brüdern Arie und Bert Koedood geleitet und wir hatten immer ein respektvolles Nebeneinander am Markt. Neben der starken Marktposition in den Niederlanden ergänzen die Koedood Produkte unser Portfolio optimal. Koedood ist weit vorne, wenn es um Abgas-Reinigungssysteme für alte und neue Motoren geht sowie im Bereich der Hybridantriebe. Die hybriden Antriebe erlauben einen wesentlich effizienteren Antrieb eines Motors, da er Steady-state gehalten wird und eine konstante Menge Strom verbraucht. Die Hybridsysteme funktionieren auch mit Wasserstoff-Motoren und mit Wasserstoff-Brennstoffzellen. Diese neuen Technologien sind für uns eine wichtige Weiterentwicklung.

Wirtschaftsforum: Wo sehen Sie die Herausforderungen bei der Integration beider Unternehmen?

Bernard Storm: Da die Unternehmen sich seit Jahren kennen, müssen wir die Teams nicht miteinander bekanntmachen. Das ist ein großer Vorteil. Natürlich müssen wir die Menschen und die Kulturen beider Firmen integrieren. Es ist immer eine kulturelle Herausforderung, Mentalitäten zusammenzubringen – in unserem Fall, den Emsländer mit dem Rotterdamer zu verbinden. Da wir den Familiencharakter bewahren möchten, habe ich mich bei Koedood nach der Übernahme persönlich mit meiner ganzen Familie vorgestellt. Wir werden darüber hinaus vor allem konsequent an der Integration der neuen Produkte in unser Programm arbeiten.

Wirtschaftsforum: Wie wichtig sind für August Storm Auslandsaktivitäten und was bedeutet die Akquisition von Koedood für Ihre internationalen Pläne?

Bernard Storm: Wir sind international bereits gut aufgestellt und weltweit präsent. Wir sind entlang der europäischen Wasserstraßen, wie dem Rhein und der Donau sowie an den Häfen, unter anderem in Amsterdam, Rotterdam, Kiel oder Rostock vertreten. Zum Teil sind wir in den verschiedenen Ländern mit eigenen Niederlassungen vertreten, wie zum Beispiel in Österreich und in Italien, oder über Partner. Wir suchen in den entsprechenden Ländern immer Unternehmen, die ähnlich aufgestellt sind wie wir. Zum Beispiel in England, Italien, Algerien oder in den USA arbeiten wir mit langjährigen Partnerunternehmen zusammen. Aktuell haben wir unser erstes Joint Venture in Australien etabliert. Durch Koedood werden wir natürlich signifikant in den Benelux Staaten wachsen.

Wirtschaftsforum: August Storm ist seit über 80 Jahren am Markt und das sehr erfolgreich. Sie entwickeln sich kontinuierlich weiter und wachsen. Worauf führen Sie den Erfolg des Unternehmens zurück?

Bernard Storm: Unser Slogan ist „We are service” und das verkörpern unsere Mitarbeiter. Wir sind nicht arrogant, sondern ein Dienstleister. Unser Team ist unser größtes Asset. Bei uns arbeiten Menschen, mit denen wir unser Versprechen der Schnelligkeit, Zuverlässigkeit und Flexibilität gegenüber unseren Kunden gewährleisten können. Das macht uns stark und diese Philosophie tragen wir über die Jahrzehnte immer weiter. Wir nennen das unser „Storm-Gen“.

Wirtschaftsforum: Welche Pläne und Themen haben Sie in diesem Jahr, neben der Integration von Koedood, auf Ihrer Agenda?

Bernard Storm: Es gibt die fünf großen „D's“ auf unserer Agenda. Das sind Dezentralisierung, Digitalisierung, Dekarbonisierung,Diversifizierung und Demographie, also die gesellschaftliche Alterung und die dadurch entstehenden Nachwuchsprobleme. Die Dekarbonisierung ist ein sehr wichtiges Thema für dieses Jahr und auch darüber hinaus. Wir müssen uns mit einer sich rasant ändernden Situation auseinandersetzen. Ohne zu spekulieren, lässt sich sicherlich jetzt schon sagen, dass die Wahl im September über ein nachhaltiges Umweltprogramm gewonnen wird. Das Wort „Diesel“ trägt die Schmutzigkeit ja geradezu schon im Namen. Hier müssen wir entsprechend aktiv werden und regelrecht Lobbyarbeit für einen sauberen Diesel oder Verbrennungsmotor machen. Denn eines ist Fakt: In keiner anderen Technologie lässt sich Wasserstoff effizienter verbrennen als im Verbrennungsmotor. Wenn unsere Kunden hier entsprechend investieren, können sie ihre Motoren sauberer und effizienter betreiben. Natürlich ist dies ein Kraftakt und kostet Investitionen – aber es gibt eigentlich keine Alternative.

Wirtschaftsforum: Herr Storm, Sie führen das Unternehmen jetzt in der dritten Familiengeneration. Das macht sicherlich stolz, ist aber auch eine große Verantwortung. Welche Ziele verfolgen Sie langfristig mit August Storm?

Bernard Storm: Ich möchte weiterhin unsere Arbeitsplätze erhalten und unsere Kunden so begeistern, dass wir darüber organisch wachsen können. Unsere bestehenden Kunden sind unsere beste Marketingwaffe, um weiter zu wachsen. Die Übernahme von Koedood wird unserer Entwicklung einen wichtigen Schub gegeben. Wir sind zuversichtlich, Ende dieses Jahres die Umsatzgrenze von 160 Millionen EUR erreichen können.

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